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Tag der Heimat 2013 des BdV-Kreisverbandes Wolfhagen in Zierenberg

Nach der Festrede zum Tag der Heimat von links: Kreisbeigeordneter Wilfried Wehnes, stellvertretender BdV-Kreisvorsitzender Gerhard Stumpe, BdV-Kreisvorsitzender Stefan Podlaha, Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, Bundestagsabgeordneter Thomas Viesehon und Bürgermeister Stefan Denn

Nach der Festrede zum Tag der Heimat von links: Kreisbeigeordneter Wilfried Wehnes, stellvertretender BdV-Kreisvorsitzender Gerhard Stumpe, BdV-Kreisvorsitzender Stefan Podlaha, Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, Bundestagsabgeordneter Thomas Viesehon und Bürgermeister Stefan Denn

Zierenberg. Die vielen dezentralen Veranstaltungen der Orts-, Kreis-, Bezirks- und Landesverbände des Bundes der Vertriebenen richteten sich nicht nur an die Vertriebenen und ihre Nachkommen, sondern auch an diejenigen, denen Flucht und Vertreibung erspart geblieben seien. „Sie wollen daran erinnern, dass die Ost-, Sudeten- und Südostdeutschen für den von allen Deutschen gemeinsam verlorenen Krieg ein außerordentliches Sonderopfer zu erbringen hatten, ohne mehr oder weniger für den Krieg verantwortlich gewesen zu sein als ihre mittel- und westdeutschen Landsleute“, betonte die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf beim Tag der Heimat 2013 des BdV-Kreisverbandes Wolfhagen in Zierenberg. Sie bekundete ihre Verbundenheit mit den Heimatvertriebenen und überbrachte die Grüße von Ministerpräsident Volker Bouffier und von Sozialminister Stefan Grüttner.

In ihrer Festrede ging die Landesbeauftragte auf das Leitwort des Tages der Heimat „Unser Kulturerbe – Reichtum und Auftrag“ ein und erinnerte daran, dass es unsere Aufgabe sei, das kulturelle Erbe der Vertreibungsgebiete zu erhalten, es auch in der Zukunft zu pflegen und an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Dieser Auftrag sei in § 96 des Bundesvertriebenengesetzes niedergelegt.

Zum bundesweiten Tag der Heimat 2013 habe Ministerpräsident Volker Bouffier in seinem schriftlichen Grußwort darauf hingewiesen, „dass viele Menschen einst unter dramatischen Umständen ihre Heimat verloren haben. Mit unermüdlichem Einsatz und festem Willen ist es ihnen gelungen, in Hessen nicht nur eine neue Heimat zu finden, sondern diese auch aktiv mitzugestalten. Ihre Wille zur Integration und die gemeinsamen Anstrengungen für Freiheit und Demokratie haben unser Land zu dem gemacht, was es heute ist. Heimat bedeutet auch Verantwortung. Denn nur wer seine Herkunft und seine Vergangenheit kennt, kann auch die Zukunft erfolgreich gestalten. Daher ist es besonders wichtig, dieses Wissen für nachfolgende Generationen zu bewahren und weiterzugeben“.

Es gehöre zur deutschen Geschichte, dass die Heimatvertriebenen als heimatbewusste Menschen über Grenzen hinweg Verbindungen geschaffen hätten. Es seien doch vorwiegend die Heimatvertriebenen, die die Kontakte über die Grenzen hinweg pflegten, die jedes Jahr zu Tausenden in die alte Heimat führen – selten mit leeren Händen. Oft brächten sie finanzielle Unterstützung zum Wiederaufbau von Gebäuden, Kirchen und Denkmälern mit. „Damit sind sie zu Brückenbauern geworden“, betonte Frau Ziegler-Raschdorf.

Die Heimatvertriebenen seien sozusagen die Kronzeugen dafür, dass Heimat ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen sei. Zwar sei sie jedem nach Herkunft oder Abstammung gegeben. Doch die Geschichte kenne viele Beispiele dafür, dass Menschen ihrer Heimat gewaltsam beraubt, dass sie unter Zurücklassung von Hab und Gut vertrieben wurden, bis ihnen nicht mehr viel blieb als ihre Traditionen, Bräuche und Erinnerungen.

„Den Vertriebenen wurde das Menschenrecht auf Heimat genommen. Sie haben diese schmerzliche Erfahrung durchlitten. Vorangegangenes Unrecht wurde mit neuem Unrecht vergolten. Umso bemerkenswerter finde ich, wie die Vertriebenen von Beginn an auf Aussöhnung und Zusammenarbeit gesetzt haben. Auf ein friedliches, freies und demokratisches Europa der Völker. Mit der Charta der Heimatvertriebenen sind die Vertriebenen den Pfad der Verständigung und Versöhnung weiter gegangen. Sie haben mit anderen den Weg bereitet für eine bessere Zukunft, für ein gemeinsames Europa in Frieden“, so die Landesbeauftragte.

Professor Dr. Manfred Kittel von der Bundesstiftung, „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ habe in seinem Vortrag zum landesweiten Tag der Heimat 2013 zurecht beklagt, „dass wir seit Beginn der 1970er und 1980er Jahre eine Geschichtsvergessenheit in unserem Land feststellen, die stellenweise Züge einer `Vertreibung der Vertriebenen` angenommen hat. Selbst die mitteldeutschen Regionen der damaligen DDR waren nicht wenigen Westdeutschen seinerzeit aus dem Blick geraten. Und für die Ostprovinzen Preußens, die 1945 faktisch an Polen und Sowjetrussland verloren gingen, galt dies erst recht“.

Frau Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf ging in ihrer Rede auch auf die Leistungen der Hessischen Landesregierung in dem Politikfeld Heimatvertriebene und Spätaussiedler ein. Die Hessische Landesregierung habe seit dem Krieg in diesem Aufgabenbereich zahlreiche Gremien und Funktion geschaffen, die sich bis heute bewährt hätten und Garant für eine erfolgreiche Vertriebenen- und Aussiedlerpolitik geworden seien. Daneben gebe es eine Reihe von Kalenderdaten im Jahreslauf, die wichtige wiederkehrende Ankerpunkte für das Gedächtnis seien und sicher stellten, Geschichte in Erinnerung zu rufen und wachzuhalten.

In diesem Zusammenhang nannte sie das Neujahrsgespräch mit dem Ministerpräsidenten, den „Tag der Vertriebenen“ beim Hessentag und den landesweiten Tag der Heimat im Biebricher Schloss in Wiesbaden. Desweiteren ging sie auf den Hessischen Preis „Flucht, Vertreibung, Eingliederung“, den neugeschaffenen landesweiten Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation und die hessischen Bemühungen bei der Eintragung der Geburtsorte von Vertriebenen in amtlichen Dokumenten ein. Im Bereich Spätaussiedler führte sie die enge Zusammenarbeit mit den Verbänden und Organisationen der Spätaussiedler, das Nachqualifizierungsprojekt für arbeitslose Lehrerinnen und Lehrer, die Aktivitäten im Zusammenhang mit dem 250. Jahrestag der Veröffentlichung des Einladungsmanifestes von Zarin Katharina II. sowie die Erleichterungen bei der Familienzusammenführung von Spätaussiedlern durch die Novellierung des Bundesvertriebenengesetzes auf, die ein weiterer Beweis für den Erfolg der aktiven hessischen Aussiedlerpolitik seien.

„Die Hessische Landesregierung hat die Heimatvertriebenen wieder dorthin zurückgeholt, wo sie hingehören, nämlich in den Mittelpunkt unserer Gesellschaft. Die Landesregierung steht zu den Leistungen der Heimatvertriebenen in unserem Land. Wir sind der festen Überzeugung, dass es lohnt, an die Leistungen der Vergangenheit um der Zukunft Willen zu erinnern und diese Arbeit auch weiterhin fortzusetzen“, so Frau Ziegler-Raschdorf. Sie dankte abschließend dem BdV-Kreisverband Wolfhagen dafür, dass er sich mit aller Kraft für Aussöhnung und Verständigung eingesetzt habe. Stellvertretend für viele Engagierte hob sie den Kreisverbandsvorsitzenden, Herrn Stefan Podlaha in besonderer Weise hervor.

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