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Ein Acker voller Pappeln zur Wärmegewinnung – Eugen Sauer aus Böckels leistet mit seiner Kurzumtriebsplantage Pionierarbeit

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Hofbieber/Petersberg. Nachwachsende Rohstoffe sind für Eugen Sauer ein spannendes Thema – nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Seit dem Jahr 2010 betreibt der 65-Jährige eine Kurzumtriebsplantage (KUP). Damit leistet Sauer ein Stück Pionierarbeit, denn im Landkreis Fulda ist er bislang der Einzige, der Holz auf dem Acker anbaut.

Fotos: Max Colin Heydenreich

Die zwei Hektar große Pappelplantage befindet sich in Allmus, einem Ortsteil von Hofbieber. Kaum sichtbar und gut geschützt am Rande des Waldes wachsen die Pappeln, die neben Weiden, Robinien, Birken und Erlen zu den schnell wachsenden Baumarten und beliebten Energiehölzern zählen. Im April 2010 hat der Pensionär 20.000 Steckhölzer in den vorbereiteten Boden gesetzt – nicht mit einer Pflanzmaschine, sondern per Hand und mit der Unterstützung von Familie und Freunden. Die ersten Monate waren aufregend, denn das Projekt drohte schon zu Beginn zu scheitern. Der 65-Jährige erinnert sich an die bewegten Anfänge: „Im Jahr 2010 waren die Monate Mai, Juni und Juli sehr trocken. Das war ein  großes Problem, weil die Bodenvorbereitung nicht optimal war. Die Stecklinge hätten tiefer in den Boden kommen müssen. Im September wuchs dann auch noch Ampfer, der den Pappeln zusätzlich Wasser wegnahm.“

490-Kurzumtriebsplantage1Ein Jahr nach der Pflanzaktion wusste Sauer aber, dass die Plantage trotz widriger Umstände gute Fortschritte machte. Die Pappeln standen nach zwölf Monaten in Reihe, und 2012 hatte sich auch das Ampfer-Problem in Luft aufgelöst. Zum einen hatte sich der Ampferkäfer verbreitet und fast alle Pflanzen abgefressen, zum anderen beschatteten die Pappeln mittlerweile den Boden, so dass der Ampfer wegen des fehlenden Sonnenlichts nicht mehr gedeihen konnte. Somit konnte der Diplom-Landwirt, der in seiner Jugend einige Jahre Entwicklungshilfe in der Landwirtschaft Indiens und Indonesiens geleistet hatte und über 20 Jahre in der Agrarverwaltung des Landkreises Fulda tätig war, der Natur ihren freien Lauf lassen und sich ganz in Ruhe mit administrativen Dingen wie der Ernteplanung beschäftigen. „Die Umtriebszeit liegt bei Pappeln bei drei bis vier Jahren, deshalb könnte ich in diesem Winter zum ersten Mal ernten“, erklärt der 65-Jährige, der schon relativ konkrete Vorstellungen vom Prozedere hat, aktuell aber noch an seinem Ernte-Masterplan feilt.

„Ich möchte keine große Technik einsetzen, sondern stelle mir vor, die Pappeln selbst mit der Motorsäge oder -sense abzusägen, mit der Seilwinde zu bündeln und vom Feld herunter zu ziehen, und das Holz bis zum Sommer am Waldrand zu lagern, bis es nur noch 20 bis 30 Prozent Feuchtigkeit hat.“ Dann könnte Sauer das Holz vor Ort mit einem mobilen Hacker zu Hackschnitzeln verarbeiten. Das trockene Hackgut würde im Anschluss auf direktem Weg zum Käufer gelangen. Der Verkaufspreis für Hackschnitzel bewegt sich zwischen 60 und 90 Euro pro Tonne  – vorausgesetzt der Wassergehalt des Hackguts liegt unter 35 Prozent. In Sachen Ernte fehlen Eugen Sauer zwar noch konkrete Erfahrungswerte, er geht jedoch davon aus, auf ein Jahr gerechnet pro Hektar zwanzig Tonnen Frischmasse bzw. zehn Tonnen Trockenmasse ernten zu können. Eine Tonne Trockenmasse ersetzt etwa 400 Liter Heizöl.

Ob sich eine Kurzumtriebsplantage aus betriebswirtschaftlicher Sicht rechnet, diese Frage kann Eugen Sauer noch nicht ganz genau beantworten. Die Wirtschaftlichkeit sei abhängig von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise Ertrag, Hackschnitzelpreis oder Erntekosten. Die Investitionskosten sind mit rund 2.000 Euro pro Hektar jedenfalls recht hoch. Theoretisch könnten mit der ersten Ernte die Investitionskosten gedeckt werden. Ab der zweiten Ernte würde die Kurzumtriebsplantage (KUP) Gewinne erwirtschaften. Die Ökobilanz der KUP fällt auf jeden Fall positiv aus, denn Umwelt und Klima profitieren von den Energiepflanzen, die zu den Dauerkulturen zählen, immer wieder austreiben und 20 bis 30 Jahre lang genutzt werden können. Da während dieser Zeit weder Pflanzenschutzmittel noch synthetische Düngemittel ausgebracht werden, wird auch das Grundwasser nicht belastet.

Auch wenn es Eugen Sauer noch an Erfahrungswerten mangelt, eines steht für ihn ganz sicher fest: Nach der Ernte ist vor der Ernte. (Dorit Heydenreich)

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