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„Zukunft Bildung Region Fulda e.V.“ vermittelt zum 18. Mal 43 Lesungen an 23 Schulen vor über 2000 Schülerinnen und Schülern

Dr. Fredrik Vahle begeisterte seine Zuhörer

Dr. Fredrik Vahle begeisterte seine Zuhörer

Fulda. Einen furiosen Start in die diesjährige Lese-Initiative  „Literatur im November“ des Vereins „Zukunft Bildung Region Fulda e.V.“, erlebten die Gäste, die sich die Zeit für die Kennenlern-Lesung in der Richard-Müller-Schule Fulda eingerichtet hatten. Sieben  Kinder- und Jugendbuchautoren gaben Einblicke in ihre Schreibwerkstatt und machten deutlich, dass Kinder- und Jugendliteratur zugleich erwachsenentauglich ist. In Kooperation mit dem Bödecker-Kreis, der sich der Leseförderung und Literaturvermittlung für Kinder- und Jugendliche verschrieben hat, machten sieben der insgesamt acht  beteiligten Autorinnen und Autoren Lust auf Lesen und gaben einen Vorgeschmack auf das, was 2000 Schülerinnen und Schüler in 43 Lesungen an den kommenden beiden Tagen zu Gehör bekommen würden.

Die Hausherrin der Richard-Müller-Schule und Organisatorin der Literaturinitiative, Schulleiterin Claudia Hümmler-Hille, eröffnete mit Dankesworten an die Autoren, die Schulen und die anwesenden Kolleginnen und Kollegen die 18ten „Literatur im November“-Tage.  Dr. Michael Imhof  vom Verein „Zukunft Bildung Region Fulda“ stimmte mit Anleihen an das  Buch Genesis, nach dem Gott die Welt durch sein bloßes Wort erschaffen hat, und  mit dem berühmten Anfang des Johannesevangeliums „Am Anfang war das Wort … Alles ist durch das Wort geworden“ im Kontrast zu Goethes Faust, der mit seinem Plädoyer „Am Anfang war die Tat“ den Teufel ruft, womit der Tragödie erster Teil beginnt, auf die metaphysische Eben der Literaturtage ein.

Dann hatten die Autorinnen und Autoren das Wort, mit Witz und sachkundig durch den Abend von Claudia Hümmler-Hille sowie Jutta Sporer und Sybille Unterstab moderiert. Es war Thomas J, Hauck , der mit oberbayerischem Tonschlag in einer im Wüstensand endenden abenteuerlichen Bootsfahrt von JoJo und Oma Frieda eine Begegnung zwischen Jung und Alt thematisiert. Der vielseitige Autor, dessen Grenzgänge zum Skurilen auch in seiner Lesung angedeutet sind, geht in der Performance-Kunst auch neue Wege der künstlerischen Vermittlung seiner Aussagen.

Board der Autorinnen und Autoren v.l.: Thomas J. Hauck, Ulrieke Ruwisch, Renate Schoof, Hans Jürgen Feldhaus, Iris Lemanczyk, Dr. Fredrick Vahle und Andreas Kirchgäßner

Board der Autorinnen und Autoren v.l.: Thomas J. Hauck, Ulrieke Ruwisch, Renate Schoof, Hans Jürgen Feldhaus, Iris Lemanczyk, Dr. Fredrick Vahle und Andreas Kirchgäßner

Hans Jürgen Feldhaus ist  mit „ Echt krank“ nah an der Erfahrungswelt seiner jugendlichen Zuhörer und deren Sprache. In seinem als Comic-Roman illustrierten Krankenhaus-Tagebuch schildert er die Wahrnehmung von Jugendlichen ganz aus der Sicht seiner Helden und damit auch Adressaten.

Iris Lemanczyk öffnet in ihren Romanen das Fenster in andere Kontinente und zu den dortigen Erfahrungswelten von Kindern  und Jugendlichen. Sie zeigt das Leid und Schicksal chinesischer Kinder auf ihrem Weg von der vertrauten Welt auf dem Lande in die Anonymität der neuen Städte in China, die Entwurzelung der jungen Menschen, ihre Einsamkeit und ihr Ausgeliefertsein bis zum Albtraum des Kidnapping.

Der Stoff von Andreas Kirchgäßners Romanen wird oftmals von seinen ausgedehnten Afrikareisen inspiriert. Er begeht aber zugleich den Schritt vom Zuhören zur Ermutigung, selbst Geschichten zu entwickeln. Mit der Frage „Wie kommen die Geschichten in meinen Kopf?“ kehrt er den „Nürnberger Trichter“ um und sensibilisiert für die vielfachen Kanäle, über die Wissen und Eindrücke wahrgenommen werden.

Renate Schoof richtet sich in „Blauer Oktober“ eher an den erwachsenen Leser. In einer anspruchsvollen Erzählstruktur von Rückblenden und Gegenwart fragen die Erzählfiguren nach dem, was aus den Aktivitäten und Hoffnungen ihrer achtundsechziger Jahre geworden ist. Ihre Gespräche umkreisen die Themen von Kunst und Kultur, Politik und Erotik, in die auch Beziehungen untereinander verflochten sind. Die aktuellen politischen Entwicklungen sind dabei zugleich der Resonanzboden für ihre heutigen Standpunkte.

Ulrieke Ruwisch wiederum ist in ihren Romanen, wie „Total verrückt verknallt“ in Thema und Sprache ganz eng bei den Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsenwerden. In der Adoleszenz lernen ihre Heldinnen und Helden die Mühen des Erwachsenwerdens ebenso kennen wie die eigene Geschlechtlichkeit, die für manche seelische Achterbahn verantwortlich ist.

as Finale bildete Dr. Fredrik Vahle, der Altmeister der neueren Kinderliedkultur in Deutschland, mit dessen Liedern Generationen von Kindern seit den 70er Jahren groß geworden sind. Wie Ohrwürmer gehören sie seitdem zum Lied-Repertoire in Kinderzimmern, Kindergärten und Schulen und haben sich in den Köpfen und Herzen der Kinder und ihrer Eltern eingenistet. Das spürte man auch an diesem Abend. Vahles neues Plädoyer: Bevor die Kinder das ABC lernen, sollte das Herz Wort mit Musik kombinieren. Mit Witz und Ironie ermutigte er die Zuhörer an diesem Abend, sich auf seine Ton-Poesie und Musik-Lyrik einzulassen. Dazu gehörten auch Erfahrungen mit seiner „Stille-Poesie“, die Tonwellen eines Klangschalentons ausklingen zu lassen, Vahles Kontrastprogramm zum Lauten und Hektischen. Seine Zugabe „Jedes Kind hat eine Stimme“ wurde mit lang anhaltendem Applaus belohnt. Jochen Till, der ebenfalls an der Erfahrungswelt der Jugendlichen in der Zeit des Erwachsenwerdens anknüpft, stieß erst am nächsten Morgen zu der Autorengruppe.

Intensive Gespräche, Blättern und Schmökern am Büchertisch der Buchhandlung Uptmoor Family, Getränke und eine anheimelnde Atmosphäre bei Kerzenlicht ließen die Lichter in der Mensa der Richard-Müller-Schule bis spät in den Abend brennen.

Gelesen wurde in folgenden Schulen:

Grundschule Marbach, Vinzenz-von-Paul-Schule Hünfeld, Wernher-von-Braun-Schule Neuhof, Johannes-Hack-Schule Petersberg, Grundschule Mackenzell, Hermann-Lietz-Schule Hohenwehrda, Mittelpunktschule „Hohe Rhön“, Marienschule Fulda, Rhönschule Gersfeld, Cuno-Raabe-Schule Fulda, Keltenwallschule Margretenhaun, Rabanus-Maurus-Schule Fulda, Ulstertalschule, Hilders, Grundschule St. Georg Großenlüder, Grundschule Thalau, Von-Galen-Schule Eichenzell, Richard-Müller-Schule Fulda, Grundschule Großentaft, Freiherr-vom-Stein-Schule Fulda, ABC-Land-Schule Maberzell, Grundschule Haimbach, Jahnschule Hünfeld, Konrad-Adenauer-Schule Petersberg.

 

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