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Landkreis Fulda und Universität Bayreuth testen sportlich begabte Jungen und Mädchen

546-Bewegungscheck (Talentförderung)

Fulda. So ein Gewusel gibt es im Sportbad Ziehers und in der angrenzenden Sporthalle der Ferdinand-Braun-Schule selten. Knapp 180 Jungen und Mädchen geben alles – zu Wasser, zu Land und bei einigen Übungen auch für kurze Zeit in der Luft. Die besten 15 Prozent des Fuldaer Bewegungs-Checks – federführend initiiert vom Landratsamt mit dem Lehrstuhl Trainings- und Bewegungswissenschaft der Universität Bayreuth – stellen bei insgesamt sechs unterschiedlichen Tests ihre spezifischen Fähigkeiten unter Beweis.

Fotos: Max Colin Heydenreich

Fußball, Schwimmen, Tischtennis, Golf, Sportspiele und Gleichgewichtsaufgaben mit dem Pedalo stehen auf dem Programm. „Wir wollen herausfinden, wer sich für welche Sportart besonders gut eignet und auch verborgene Talente entdecken“, erklärt Projektleiter Professor Andreas Hohmann, der mit rund 20 Helferinnen und Helfern der Universität Bayreuth und des Landkreises Fulda für einen reibungslosen Ablauf sorgt.

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Nach der Auswertung der Ergebnisse werden die Zweitklässler den unterschiedlichen Stützpunkten empfohlen. Im Idealfall kontaktieren die Vereine die Eltern der Jungen und Mädchen und laden diese zu einem Probetraining ein. „Es ist doch eine schöne Sache, wenn die Kinder mal reinschnuppern und eine neue Sportart ausprobieren können“, beschreibt Hohmann das Ziel des ehrgeizigen Projekts. Interessante Beobachtung: Während 70 Prozent der Jungen, die in der ersten Runde des Bewegungs-Checks zu den leistungsstärksten zählten, Mitglied eines Sportvereins sind (90 Prozent davon sind Fußballer), treibt nur jedes zweite Mädchen in einem Verein Sport.

Die verschiedenen Aufgaben fordern unterschiedliche motorische Fähigkeiten und Bewegungsqualitäten heraus. Im Wasserbecken etwa gilt es, sich mittels einer bisher unbekannten Schwimmart möglichst schnell vorwärts zu bewegen. Um die Auge-Hand-Koordination geht es beim Tischtennis: Hier wird der Nachwuchs nicht zum klassischen Duell an der Platte gebeten. Vielmehr muss ein Ball so lange wie möglich in der Luft gehalten werden. Besonders viel Spaß macht den 8- und 9-Jährigen der Wahlreaktionstest: Nach dem Schlagen auf einen Buzzer müssen die jungen Sportler so flott wie möglich zur angezeigten Farbe rennen.
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Etwas überraschend ist, dass auch Golf zum Portfolio gehört. Aber der zugehörige Verband engagiert sich stark, um Nachwuchskräfte zu gewinnen. Im vergangenen Jahr schafften drei Kinder den Sprung vom Fuldaer Bewegungs-Check in den Hessenkader.

„Die Resonanz der Teilnehmer wird jedes Jahr besser“, zeigt sich Hohmann sehr zufrieden. Die Veranstaltung wird bereits seit 2010 durchgeführt. Mittlerweile wüssten Schulen, Vereine und Eltern besser Bescheid, der Bekanntheitsgrad des Programms nehme stetig zu. Eine Fortsetzung ist deshalb auch im nächsten Jahr geplant.

DSC_7297Insgesamt wurden kürzlich 1800 Zweitklässler unter anderem auf motorische Fähigkeiten, Koordinationsvermögen und Laufausdauer überprüft. Der erste flächendeckende Bewegungs-Check vor drei Jahren hatte ein positives Ergebnis hervorgebracht. Demnach waren die achtjährigen Kinder der zweiten Grundschulklassen motorisch überdurchschnittlich leistungsfähig und lagen zum überwiegenden Teil deutlich oberhalb der bundesweiten Referenzwerte. Der Landkreis hat es sich aber nicht nur zum Ziel gesetzt, besondere Talente zu fördern, sondern bietet auch Kindern mit motorischen Defiziten die Möglichkeit, in Kooperation mit der Praxis Meissner & Helmkamp im Fuldaer Münsterfeld an einem kostenlosen Bewegungstraining teilzunehmen.

Die meisten der Jungen und Mädchen im Sportbad Ziehers und in der Sporthalle muss man heute eher bremsen als anspornen. „Ohne Fleiß, kein Preis“, ruft einer der Knirpse selbstbewusst zu seiner Mutter und wirft seine Turnschuhe in die Ecke. Das Schwimmbecken wartet. Und damit eine willkommene Abkühlung.

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