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Informationsflyer zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst – Dr. Fennel (CDU): Angriff auf nahe medizinische Versorgung vor Ort

Hünfeld. Als offenen Angriff auf die flächendeckende und ortsnahe medizinische Versorgung wertet Hünfelds Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel die neuesten werblichen Aktivitäten der Ärztlichen Bereitschaftsdienstzentrale in Fulda. Als wenn es nicht schon schlimm genug gewesen wäre, dass die niedergelassenen Ärzte in Osthessen es nicht zustande gebracht hätten, dezentral auch in Hünfeld Wochenend- und Feiertagsdienst anzubieten, so werde nun von der Ärztlichen Bereitschaftsdienst-Zentrale in Fulda ausschließlich offensiv dafür geworben, nur noch das Klinikum Fulda zu besuchen, wenn eine Einweisung ins Krankenhaus aufgrund einer Einweisung des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes in eine Klinik erforderlich werde. Es heiße ausdrücklich in dem Flyer, dass der Vorteil dieser zentralisierten Einrichtung darin liege, dass die Aufnahme des Krankenhauses gleich nebenan stattfinden könne. Die weiteren Krankenhäuser, die ebenfalls über Notfallambulanzen verfügten, wie das Herz-Jesu-Krankenhaus oder die Helios St. Elisabeth Klinik Hünfeld würden erst gar nicht mehr erwähnt.

Die Pläne gingen offensichtlich noch weiter. So habe die Kassenärztliche Vereinigung Hessens es abgelehnt, mit den Landkreisen und deren Rettungsleitstellen zu kooperieren, um den Einsatz von Hausbesuchen der Ärzte während der Bereitschaftszeiten zu koordinieren. Stattdessen bestünden offenbar Pläne, diese Koordination in zentralen Call-Centern zu konzentrieren, die keinerlei Kenntnis über örtliche Gegebenheiten, Entfernungen und Erreichbarkeit der Bereitschaftsdienstzentralen hätten, wie diese beispielsweise bei den Einsatzleitstellen der Kreise vorhanden seien. Künftig werde dann also von einem Mitarbeiter in einem fernen Call-Center entschieden, ob ein Kranker außerhalb der Sprechzeiten oder der direkten Vereinbarung mit der Praxis noch einen Hausbesuch erhalten werde, oder sich aus der hohen Rhön oder nördlichen und südlichen Teilen des Kreises möglicherweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln am Wochenende zur Bereitschaftsdienstzentrale müsse, wenn keine Angehörigen oder hilfsbereite Nachbarn verfügbar seien. Die hessischen Rettungsdienste hätten erst kürzlich in Bad Hersfeld beklagt, dass 40 Prozent ihrer Einsätze keine echten Rettungsdiensteinsätze mehr seien. Dies könne man aber nicht den Patienten vorhalten, sondern sei offenbar eine direkte Folge des Rückzuges aus der Fläche und der Zentralisierung der Bereitschaftsdienste. Nach wie vor stünden Beschwerden und Klagen gerade von älteren Menschen, die auf eine ortsnahe medizinische Versorgung angewiesen seien, bei Besuchen oder Veranstaltungen mit älteren Bürgern auf der Tagesordnung.

In den laufenden Verhandlungen forderten niedergelassene Ärzte offenbar auch mit gutem Recht, dass ihre Leistungen besser honoriert werden sollten. Dazu müssten sie sich aber auch der Frage stellen, ob sie diese Leistungen nur noch während der Öffnungszeiten ihrer Praxis anbieten wollten und sich ansonsten immer weiter von ihren Patienten zurückzögen. Das gegenwärtige System und die Politik der Kassenärztlichen Vereinigung machten die Versorgungsqualität keinesfalls besser und sorgten für eine drastische Kostenverlagerung. Dem Patienten, der mitunter verzweifelt nach Hilfe suche, bleibe häufig nichts anderes übrig, als den teuren Rettungsdienst anzufordern, sich an die Notfallambulanzen der Kliniken vor Ort zu wenden, auch wenn diese solche Leistungen wegen fehlender KV-Zulassungen für ambulante Tätigkeiten  meist nicht abrechnen könnten, wo es häufig mit dem Hausbesuch eines Arztes getan gewesen wäre.

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