Logo

Vier Mopsfledermäuse im Milseburgtunnel – Interview mit Stefan Zaenker über den aktuellen Zwischenstand des Fledermaus-Monitorings

055-Fledermausmonitoring2

Landkreis Fulda. Jeden Winter inspiziert die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Fledermausschutz Keller, Stollen und andere Fledermaus-Quartiere im Landkreis Fulda. Unterstützt werden die Ehrenamtlichen von der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön und der Unteren Naturschutzbehörde, die  das Fledermaus-Monitoring 2002 mit dem Bau des Milseburgradwegs gestartet haben. Stefan Zaenker, der Vorsitzende der ARGE, gibt Auskunft über die aktuelle Zählung.

Frage: Wie gehen Sie bei den Besichtigungen der Quartiere vor, damit Sie die störungsempfindlichen Tiere nicht aufwecken?

Stefan Zaenker: In den Quartieren werden alle Wände und Decken abgesucht. Dabei werden auch kleinste Felsspalten und Mauerritzen ausgeleuchtet. Wird eine Fledermaus gefunden, wird diese sehr schnell bestimmt und dann der Fundort verlassen. Wenn man Erfahrung hat, reicht das ganz kurze Anleuchten mit einer Taschenlampe. Da Fledermäuse für den Laien nur sehr schwer bestimmbar sind, gehört mitunter jahrelange Übung dazu.

Frage: Wie lassen sich die Ergebnisse des elften Beobachtungsjahres kurz zusammenfassen?

Stefan Zaenker: Ich war überrascht, dass wir trotz der bisher warmen Witterung so viele Fledermäuse in ihren Winterquartieren angetroffen haben. Das ist anders als im übrigen Hessen und zeigt, dass für Fledermäuse selbst ein milder Rhöner Winter kalt ist. Erfreut war ich darüber, dass wir wieder – nun im dritten Jahr in Folge – die seltene Mopsfledermaus im Milseburgtunnel gefunden haben, und zwar genau wie im vergangenen Jahr vier Tiere. Als wir 2011/12 die erste entdeckten, war das eine Sensation. Auch drei Breitflügelfledermäuse überwintern dort, nachdem es 2006/07 eine einzelne gewesen war. Offensichtlich verbreitet sich die Kenntnis geeigneter Quartiere unter den Artgenossen.

Frage: Was sagen die Zahlen aus?

S.Z.: Aussagefähig werden die Zahlen durch die Kontinuität der Beobachtungen. Denn eine Entwicklung lässt sich nicht von einem aufs andere Jahr ablesen, da Faktoren wie beispielsweise das Wetter leicht zu Schwankungen führen. Aber eigentlich sind die Zählungen eine Nebensache: Vor allem geht es um die Erfassung des Artenspektrums und die Kontrolle sowie gegebenenfalls Instandsetzung der Quartiere.

Frage: Wie verläuft die Entwicklung unseres heimischen Fledermausbestands?

S.Z.: Fledermäuse gehören zu den stark gefährdeten Tierarten, deren Zahl bis in die 1990er Jahre extrem zurückgegangen war.  2002/03 zählten wir 165 Tiere in zwölf Quartieren, in diesem Winter waren es bislang 199 in 20 Quartieren. Etwa 15 weitere Quartiere werden diesen Winter noch kontrolliert, so dass sich die Zahl noch erhöhen dürfte. Auf jedes Tier, das wir sehen, kommen natürlich weitere ungesehene in unbekannten Spaltenquartieren. Seit 2010 lagen wir immer über 200 Exemplaren.  Das spricht dafür, dass sich die Bestände erholen oder zumindest nicht abnehmen.

Frage: Ist das eine Entwarnung?

S.Z.: Vor allem durch die Zerstörung von Lebensraum und damit ihrer Nahrungsgrundlagen sind Fledermäuse nach wie vor vom Aussterben bedroht. Deshalb ist Fledermausschutz in erster Linie Biotopschutz. In den Kernzonen des Biosphärenreservats mit Alt- und Totholz finden die Fledermäuse gute  Lebensbedingungen vor. Auch durch teils ganz einfache Maßnahmen wie dem Einbau einzelner Hohlblocksteine oder Spalten bei der Sanierung und dem Neubau von Brücken und Unterführungen oder mit Fledermausquartieren an Hochsitzen kann den Tieren geholfen werden.

Frage: Was kann jeder Einzelne zum Schutz beitragen?

S.Z.: Man kann zum Beispiel bei sich zu Hause Fledermausbretter  oder -kästen anbringen, seinen Garten fledermausfreundlich gestalten oder verschlossene Felsen- und Lagerkeller mit einem Fledermauseinflug versehen. Einfache Bauanleitungen für solche Fledermausbretter sowie weitere Tipps finden sich auf  unserer Homepage www.fledermausschutz-fulda.de.

Info

Das Biosphärenreservat hat gemeinsam mit der ARGE Fledermausschutz den vierseitigen Flyer „Fledermäuse – Nächtliche Jäger der Rhön“ neu aufgelegt. Zu beziehen ist er bei der hessischen Verwaltungsstelle (Tel. 06654 – 9612-0) oder im Internet unter www.biosphaerenreservat-rhoen.de/Downloads

 

Categories:

Alle Nachrichten, Topthema, Umwelt & Tourismus