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Neue Gedenktafel am Geburtsort Ferdinand Schneiders in der Kanalstraße erinnert an einen großen Sohn der Stadt

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Fulda (mb). Während es für Fuldas ersten und einzigen Nobelpreisträger, Ferdinand Braun, mehrere Orte der Erinnerung gibt – von der Namenstafel über ein Denkmal bis hin zu der nach ihm benannten Schule – haben Interessierte bislang fast vergeblich nach Spuren eines weiteren bedeutenden Fuldaers gesucht. Nämlich nach Spuren des Erfinders und Pioniers der „drahtlosen Telegraphie“ Ferdinand Schneider. Seit kurzem jedoch hält eine elegante Metalltafel über dem Eingang des Geburtshauses in der Kanalstraße 47 das Gedenken an jenes bescheidene, leider oft verkannte, aber epochale Fuldaer Genie wach.

181 Patente

Am 10. Oktober 1866 erblickte Ferdinand Schneider in dem schlanken, mehrgeschossigen Haus in der Altstadt das Licht der Welt. Die von der Stadt gemeinsam mit dem Hauseigentümer in Auftrag gegebene Gedenktafel erinnert neuerdings in gut lesbaren Lettern daran, dass Schneider nach einer handwerklichen Ausbildung als Uhrmacher „bahnbrechende elektrotechnische Experimente“ gelangen. Als Ergebnis dieses Forscherdrangs wurden ihm sage und schreibe 181 Patente erteilt. Am 24. März 1885 stellte Schneider in Fulda seine erfolgreiche Anordnung für „drahtlose Telegraphie“ vor. Dafür hätte der „Fuldaer Edison“, wie ihm manche anerkennend nannten, Ruhm und Anerkennung verdient. Doch beides wurde Guglielmo Marconi sowie dem aus Fulda stammenden Wissenschaftler und Hochschulprofessor Ferdinand Braun zuteil. Beide erhielten am 10. Dezember 1909 in Stockholm den Nobelpreis für die „drahtlose Telegraphie“.

DSC_5062Schneider hingegen blieb der Durchbruch und damit der Erfolg bedauerlicherweise versagt. Seine Leistungen auf dem Gebiet der „drahtlosen Telegraphie“, so schreibt er in einer Selbstbiographie, seien lediglich als „nette wissenschaftliche Experimente betrachtet worden… nichts weiter als schwaches Ticken im Telefon.“ Dennoch war Schneider von Anbeginn an überzeugt, dass es ihm gelungen sei, „als Erster die Vorarbeiten von Heinrich Hertz zu vollenden und dadurch die drahtlose Telegraphie geboren zu haben.“

An besagtem Märztag des Jahres 1885  hatte Ferdinand Schneider im Saal der Fuldaer „Harmonie“ seine Versuchsanordnung vorgeführt, die Dr. Ulrich Kern vom Mannheimer Museum für Technik und Arbeit so beschreibt: „Mit Hilfe eines Morsetasters, einem Wellensender, einer leitenden V-Antenne, deren Enden in einem Kugelblech verhakt waren, von Blechenden, die einen Millimeter voneinander entfernt standen, und einem Kopfhörer zeigte Schneider auf, dass Telegraphie auch drahtlos möglich sein konnte.“ „Fuldas Edison“ fand trotz der einfachen Anordnung seines funktionierenden „Apparates“ kein Gehör in der Fachwelt. Er starb am 27. März 1955 in seiner Heimatstadt.

Herausragender Erfinder

„Uns war es deshalb wichtig, Ferdinand Schneider eine angemessene Würdigung seiner Person und seines Erfindungsreichtums an historischem Ort zuteil werden zu lassen“, begründet Fuldas Oberbürgermeister und Kulturdezernent Gerhard Möller (CDU) das Anbringen der neuen Gedenktafel an der Hausfront, die unter anderem auch auf Initiativen aus den städtischen Gremien zurückgeht. Gleichzeitig dankte Möller dem Hauseigentümer für ein „sympathisches Gemeinschaftsprojekt“, dass in Zukunft hoffentlich manchen inspirieren werde, vor dem Haus stehenzubleiben, den Text zu lesen und vielleicht in einer stillen Stunde auf die Suche nach Spuren eines autodidaktischen Wissenschaftlers und herausragenden Erfinders zu machen.

Lebenserinnerungen

Wer sich ausführlicher mit dem Leben und Werk Ferdinand Schneiders beschäftigen möchte, dem sei das Buch „Ferdinand Schneider (1866-1955) – Lebenserinnerungen eines Fuldaer Erfinders und Pioniers der „Drahtlosen Telegraphie“ von Stephan Mollenhauer empfohlen. Es ist im Verlag Parzeller als 65. Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins erschienen.

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