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Für den Acker viel zu schade – Norbert Grösch restauriert und fährt alte Porsche-Traktoren – Ausflüge zum Hessentag

Fulda, Rund zweieinhalb Jahre arbeitet sind notwendig, damit aus einem verwahrlosten Traktor ein solches Schmuckstück wird. Foto: Traber

Fulda, Rund zweieinhalb Jahre arbeitet sind notwendig, damit aus einem verwahrlosten Traktor ein solches Schmuckstück wird. Foto: Traber

Fulda/Wüstensachsen. Einen Porsche mit schlappen 50 PS, der nicht mal lächerliche 30 Stundenkilometer auf den Tacho bringt und mit extrem grobstolligen Pneus statt Rennslicks unterwegs ist? Den gibt’s tatsächlich, und Norbert Grösch besitzt nicht nur einen dieser außergewöhnlichen Boliden, sondern gleich fünf.

Der Mitarbeiter der Kreisverwaltung, als Regionalmanager unter anderem zuständig für die Instandhaltung und die Erneuerung von Schulen im Landkreis, ist mächtig stolz auf seine Porsche-Flotte, die allerdings nicht aus der legendären Rennwagenschmiede aus Zuffenhausen bei Stuttgart, sondern aus Friedrichshafen am Bodensee stammt. Die feuerroten Spaßmobile der Junior-, Standard-, Super- und Master-Serie wurden während der 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts von der damaligen Porsche-Diesel Motorenbau GmbH gefertigt – nicht, um in Le Mans oder auf der Nordschleife des Nürburgrings Rundenrekorde aufzustellen, sondern um die Landwirtschaft zu vereinfachen.

„Bei den Porsche-Traktoren handelt es sich um sehr seltene Stücke“, lüftet Grösch das Geheimnis seiner geländefähigen Gefährte mit zum Teil acht Vorwärts- und vier Rückwärtsgängen. In ganz Deutschland war der 58-Jährige in den vergangenen Jahren unterwegs, um heruntergekommene und verwahrloste Exemplare des Kleinschleppers aufzukaufen und Ersatzteile zu besorgen. Zuhause, in einer eigenen Halle in Wüstensachsen, erleben die Volkstraktoren dann ihre Renaissance. Drei Modelle blinken und blitzen mittlerweile wieder, als hätten sie gerade erst das Licht der Welt erblickt und nicht schon einige Jahrzehnte harte Acker-Schufterei auf dem Buckel.

Während für die einen die Drecksarbeit vorbei ist, beginnt für den anderen die Sisyphos-Arbeit. „Rund zweieinhalb Jahre stecken in der Restaurierung“, erklärt Grösch. Das meiste erledigt der Tüftler dabei selbst, egal, ob ein Zahnrad vom Getriebe erneuert oder ein Kleinteil lackiert werden muss. Dabei genießt der Angestellte des Landratsamts die Parallelen zu seiner beruflichen Tätigkeit: „Es macht einfach Spaß zu sehen, wie sich etwas entwickelt.“ In Ehrenberg hat sich rund um das Thema Porsche-Traktor in der jüngeren Vergangenheit einiges getan. Organisiert als die „Säessemer Porsche Freunde“ bricht Grösch gemeinsam mit rund 40 Gleichgesinnten und 17 Traktoren zwischen April und Oktober regelmäßig zu Ausfahrten auf dem roten Ledergestühl auf. Ziele waren zuletzt beispielsweise die Hessentage in Kassel, Wetzlar und Oberursel. „Sogar meine Frau und meine Töchter sind vom Traktor-Virus befallen“, erzählt der Freund der historischen Kleinschlepper mit Diesel-Aggregat. So kann er auf Verständnis bauen, wenn er wieder mal zum Schrauben, Polieren und Restaurieren in der Werkstatt verschwindet.

Etwa 120.000 Porsche-Traktoren wurden während ihrer kurzen Blütezeit nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellt. Einen Ausbau seines Fuhrparks plant der Regionalmanager vorerst nicht – es sei denn, Grösch stößt durch Zufall auf ein weiteres Schlachtross, das mit viel Liebe aufgepäppelt werden muss. Nur noch wenige Wochen, bis der 58-Jährige den Vierzylinder seines geliebten Masters starten darf. Dann beginnt wieder die Zeit der schönen Drehmomente an der frischen Rhöner Luft.

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