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Bad Salzschlirf – ein Kleinod des Jugendstils

Eine Detailaufnahme des Badehofs

Eine Detailaufnahme des Badehofs

Bad Salzschlirf. Die Zeit des Jugendstils umfasste nur einen sehr kurzen Zeit-raum um die Jahrhundertwende von 1890 bis 1914 und endete mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Diese prägt aber bis heute den Kurort Bad Salzschlirf im westlichen Landkreis Fulda. Der Jugendstil war eine internationale Erneuerungsbewegung vor allem in der Architektur, die den Übergang zur Moderne markierte. Alles sollte freier und großzügiger werden.

Die Künstler und Architekten legten Wert auf die Dekoration von Flächen, Ornamente, wert-volle Materialien und elegante Rahmen. Die Abstraktion als Merkmal der modernen Kunst trat im Jugendstil meist durch Ornamente auf. Eine gewisse Neigung zum Geheimnisvollen und Esoterischen war in der Kunst und Kultur der Zeit um 1900 weit verbreitet. Häufig ver-wendet wurden florale Elemente, symbolträchtige Tiere und historische Gestalten, die für bestimmte Tugenden oder Ziele stehen. So findet der aufmerksame Betrachter Figuren, Gesichter und die unterschiedlichsten Tierabbildungen auf Häusern und Fassaden.

Mit der Gründung des Bades 1838 begann für die Salzschlirfer eine wirklich „Neue Zeit“, denn die ersten Kurgäste, wenn auch zunächst nur wenige, mussten betreut werden. Im Laufe der Jahre stieg die Zahl der Kurgäste stetig an. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, musste man entsprechende Unterbringungsmöglichkeiten schaffen.

„Haus Gemmel“ im englischen Jugendstil mit Fachwerk in der Riedstraße Fotos: Eurich

„Haus Gemmel“ im englischen Jugendstil mit Fachwerk in der Riedstraße
Fotos: Eurich

Einen ganz besonderen Einschnitt in das alte Ortsbild von Bad Salzschlirf mit seinem ländlichen Charakter und den Fachwerkhäusern stellte der große Brand im September 1898 dar, der sich in der Nähe des Rathauses entzündete und weit in Richtung Schlitzer Straße ausbreitete. Das schreckliche Feuer vernichtete damals den ganzen inneren Ortskern mit den alten Fachwerkhäusern. Schon bald aber begann der Wiederaufbau, und es entstand so manches schöne Haus und Hotel in der Bauweise des modernen Jugendstils, wie zum Bei-spiel das Haus Anna, das Hotel Deutsches Haus, das ehemalige Central-Hotel sowie zahl-reiche Häuser in der Schmittstraße, Schlitzer Straße, Bahnhof-, Linden- und Riedstraße.

Vor und nach der Jahrhundertwende entstanden auch die großen Hotels und Sanatorien, wie Wüsthofen, das alte Kurhaus, heute die Kurpark-Residenz, das Bonifatiushaus, Haus Waldeck, das Hotel El Dorado, der Badehof am Ende der Lindenstraße und das alte Kurtheater, das 1948 abbrannte. Ein typisches Gebäude des Jugendstils ist der Badehof. Un-gegliederte Flächen mit schwungvollen und fließenden Konturen treten in Kontrast mit auf-wendig geschmückten Teilen. Der Fuldaer Architekt Adam Fritz erbaute nicht nur den Bade-hof in den Jahren 1903 bis 1912, sondern schuf noch eine Reihe von kleinen Villen und Häusern, die er ausschließlich in der Bauweise des Jugendstils gestaltete. Überall finden sich Dekorationen aus der Jugendstilzeit. Auch die Ornamentik auf den Fassaden des Bade-hofs zeigt die Darstellung von unterschiedlichen Wassermotiven.

Mit der Zeit des Jugendstils beginnt ein Abschnitt in der Geschichte Bad Salzschlirfs, der wohl zu den Glanzzeiten des Ortes gehörte. Die Zahl der adligen und reichen industriellen Gäste aus dem In- und Ausland, die Heilung und Linderung von ihren Leiden suchten, war groß. Erwähnt sei hier nur Königinwitwe Carola von Sachsen. Für Kurzweil sorgten Theater-aufführungen und Kurkonzerte mit großem Orchester. Auch Paul Linke war zu dieser Zeit ein häufiger Gast. Er schrieb hier seiner Operette „Frau Luna“ und dirigierte gelegentlich das Kurorchester. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs war dann aber auch die Bautätigkeit been-det, denn die Gäste blieben aus.

Der Jugendstil prägte und prägt noch immer Bad Salzschlirf. Jedes einzelne dieser wunderschönen Gebäude ist einzigartig und daher erhaltenswert. In unmittelbarer Nähe findet sich kein anderer Ort, der eine solche Vielfalt von Bauten in den unterschiedlichsten Jugendstilrichtungen aufweisen kann. Sei es nun der prunkvolle Badehof, das Fachwerkhaus der Familie Gemmel im englischen Jugendstil in der Riedstraße oder das ehemalige Haus Hübner.

Wer mit aufmerksamen Augen durch Bad Salzschlirf geht, wird an vielen Gebäuden die großen und kleinen Details des Jugendstils sehen und erkennen. Alles zeugt von dem großen Einfalls- und Ideenreichtum der damaligen Architekten, den Jugendstil in Bad Salzschlirf in einer breit gefächerten Palette zu gestalten.

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