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Maler, Satiriker, Musiker und Kunsttherapeut: Bernd Baldus wird 60 Jahre alt

Bernd Baldus wird 60 Jahre alt. Foto: Roland Kaufmann

Bernd Baldus wird 60 Jahre alt. Foto: Roland Kaufmann

Bernd Baldus hat den Blues. Er begleitet den Künstler, der im Juni 2014 seinen 60. Geburtstag feierte, schon seit Jahrzehnten und ist für ihn Triebfeder seines kreativen Schaffens. Als Maler und Musiker schöpft Baldus aus dem Blues Kraft und Inspiration, lädt mit Ausstellungen und Liederabenden sein Publikum dazu ein, gemeinsam mit ihm Momente voller Tiefgang zu teilen. Ob als Maler, ob als Sänger und Gitarrist – stets lotet er intensive Gefühlswelten aus, findet Motive, Farben und Klänge für Wünsche und Sehnsüchte. Und bisweilen hält der Menschenfreund seiner Mitwelt als Satiriker bestimmt aber liebevoll den Spiegel vor.

Der Zeichner und Schriftsteller F.W. Bernstein, Mitbegründer des Magazins „Titanic“, nennt ihn voller Bewunderung für seine satirischen Aquarelle und Radierungen ehrfurchtsvoll „Meister Bernd“. Als genauer Beobachter entlarvt Baldus menschliche Schwächen und Schieflagen, bringt sie mithilfe von Feder, Stift und Pinsel zu Papier. Bei der Bildfindung lässt er Respekt und Güte walten, wodurch seine manchmal irritierenden aber stets amüsanten Karikaturen trotz der ihnen innewohnenden Kritik nie böse oder verletzend wirken. Der Künstler selbst sieht das so: „Ich beschäftige mich in meinen Bildern mit dem menschlichen Leben, mit psychischen Realitäten und zwischenmenschlichen Beziehungen. 
Meine Arbeit besteht darin, seismografisch Erschütterungen aufzuzeichnen. In meiner Eigen-Art bin bin ich bisweilen ätzend, wie man es ja auch von einem anständigen Radierer erwarten kann.“

Die Rhön. Wolken am Weg zum Teufelstein. Ein Steinwand-Hof“ (2009) weist Bernd Baldus einmal mehr als virtuosen Aquarell-Künstler aus.

Die Rhön. Wolken am Weg zum Teufelstein. Ein Steinwand-Hof“ (2009) weist Bernd Baldus einmal mehr als virtuosen Aquarell-Künstler aus.

Sein Favorit ist Blau. Die Farbe des Geheimnisvollen und der Sehnsucht verleiht vielen seiner Arbeiten Weite und Tiefe, Hintergrund und Hintergründigkeit. Das gilt selbstredend auch für die Blätter aus der berühmten „Blues“-Serie, seiner Hommage an die Musik, die ihn an- und umtreibt. Baldus verrät: „Meine Beweggründe sind der Blues und die Liebe zum Leben, sie sind Drang und innere Notwendigkeit zugleich. Meine Ideen kommen mir beim Autofahren oder beim Wachwerden morgens. Dann muss ich das machen, dann muss ich das durchziehen. Und bei diesem Machen kommt mir gleich wieder eine neue Idee zu einem neuen Bild.“

Der Künstler wurde am 19. Juni 1954 in Bad Marienberg geboren und wuchs auf im 300-Seelen-Dorf Enspel im Westerwald. In den 1970er Jahren studierte er in Wiesbaden Sozialwesen und besuchte die Freie Kunstschule. 1982 zog er nach Fulda und arbeitet seitdem als freier Künstler. Als Dozent für künstlerische Fächer bei der Volkshochschule des Landkreises Fulda sowie als Kunsttherapeut bei unterschiedlichen sozialen und kirchlichen Einrichtungen wie dem Kunstatelier der Tanner Diakonie unterstützt er Menschen dabei, ihre Talente zu entdecken und frei zu entfalten. Seit 2007 hat der Künstler in Steinwand/Rhön sein Atelier und seine Kunsttherapie-Praxis.

Dort entstanden sind unzählige Bilder, die das breite Spektrum seiner künstlerischen Gestaltungsvielfalt repräsentieren: „Die Rhön. Wolken am Weg zum Teufelstein. Ein Steinwand-Hof“ (2009) beispielsweise weist Baldus als virtuosen Aquarellisten aus. „Basalt-Blues“ (2010) – eine Arbeit in Mischtechnik aus Radierung, Aquarell, Farbstift und Gouache – steht stellvertretend für das Spiel mit Ironie im Zeichen der Farbe Blau. Und „Amy, eine Sternschnuppe“ (2012) – inspiriert von einem Textauszug aus dem Song „Shooting Star“ von Bob Dylan – zeigt in Öl, Kasein, Farbstift, Graphit und Tusche auf umgedrehter und auf der Rückseite grundierter Leinwand das Porträt der charismatischen, viel zu früh verstorbenen britischen Soul-Sängerin Amy Winehouse.

Mit „Amy, eine Sternschnuppe“ erinnert Bernd Baldus an die Soul-Sängerin Amy Winehouse. Inspiriert wurden Bild und Titel von einem Textauszug aus dem Song „Shooting Star" von Bob Dylan.

Mit „Amy, eine Sternschnuppe“ erinnert Bernd Baldus an die Soul-Sängerin Amy Winehouse. Inspiriert wurden Bild und Titel von einem Textauszug aus dem Song „Shooting Star“ von Bob Dylan.

In den vergangenen Jahrzehnten hat Baldus Beispiele seines umfassenden Werks auf unzähligen Ausstellungen zur Diskussion gestellt – darunter in Skandinavien, Luxemburg, Frankreich, Spanien, Österreich, Bosnien, in vielen Städten Deutschlands und natürlich in der Region Rhön, die ihm zur zweiten Heimat geworden ist. Besonders mit der Kunststation Kleinsassen fühlt sich Baldus seit 1987 eng verbunden, war dort mit einen Bildern immer wieder in Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten und nahm als Stipendiat an Austauschprogrammen teil – zuletzt 2012 im schwedischen Uppsala.

Aus Anlass seines 60. Geburtstags würdigt ihn das Präsentationshaus am Fuße der Milseburg ab Mitte September bis Januar 2014 mit der Ausstellung „Bernd Baldus – Von Anfang an“, die die Highlights des Blues ebenso zeigen wird wie bislang wenig bekannte Bilder und zahlreiche neue Arbeiten. Und ganz sicher wird der Künstler, der seit 2004 auch als Musiker, Sänger und Rezitator mit Solo-Programmen wie „Lieder und Lyrik von Brecht bis Cohen“ auf der Bühne steht, auch bei der Vernissage wieder zur Gitarre greifen. Der Blues ist schließlich sein Begleiter – und das verpflichtet. (Klaus H. Orth)

 

 

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