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Tradition des Kalthauses für die Zukunft konserviert

FFM_Kühlhaus_FinaleFladungen. Der Griff in die Tiefkühltruhe ist heute in jedem Haushalt selbstverständlich. Vorreiter der modernen Technik bildeten in den 1950er und 1960er Jahren gemeinschaftlich betriebliche Kühl- oder Kalthäuser in den Dörfern und Gemeinden. Einer der letzten Vertreter dieses Funktionstyps stand bis vor kurzem in Nordheim vor der Rhön. Im Rahmen eines aufwändigen Umzugs wurde das historische Kalthaus komplett im Ganzen in das Fränkische Freilandmuseum Fladungen versetzt. In der neuen Museumssaison 2015 kann es besichtigt werden.

Kühlhäuser sind heute nur noch selten zu sehen

FFM_Kühlhaus_VipsVoll funktionsfähig, ist das 1958 erbaute Nordheimer Kühlhaus ein anschauliches Beispiel, wie das dörfliche, gemeinschaftlich ausgerichtete Wirtschaftsleben bis vor rund 50 Jahren funktionierte. „Früher gab es Gefrieranlagen in beinahe jedem unterfränkischen Dorf, heute findet man sie nur noch selten. Entweder existieren sie nur noch in ungenutzter Form, z.B. als Bushaltestelle oder Dorfmuseum, oder sie wurden abgebrochen“, erläuterte Museumsleiterin Dr. Sabine Fechter beim feierlichen Empfang des Kühlhauses auf dem Gelände des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen mit rund 50 Gästen.

Die Gefrieranlage steht für eine kurze, aber wichtige Modernisierungsphase in der Entwicklung des Dorflebens in Unterfranken. Die Volkskundlerin bedankte sich vor allem bei der Gemeinde Nordheim für die Überlassung dieses wichtigen Zeugnisses dörflicher Geschichte, sowie bei den beteiligten Firmen für den unternehmerischen Mut bei dem schwierigen Transport.

Modernisierung machte Kalthäuser überflüssig

Die Gemeinschaftsgefrieranlagen wurden damals als ein großer Fortschritt gewertet. Sie boten der ländlichen Bevölkerung neue Möglichkeiten der Konservierung und ein jahreszeitlich unabhängiges Wirtschaften. Die Kühlhäuser garantierten damit das ganze Jahr über eine hygienische Vorrats- und Frischehaltung von Lebensmitteln. Die Modernisierung in den Haushalten mit eigenen Kühlschränken und Gefriertruhen ließen diese neue Errungenschaft jedoch in weniger als 20 Jahren überflüssig werden.

Kühlkarussell als besondere Attraktion

FFM_Kühlhaus_TransportIm Inneren des Original Kühlhauses befindet sich ein zentraler belichteter Raum, an den ein Technikraum mit Kältemaschine, ein Kühlraum zur Aufbewahrung des großen Schlachtgutes und ein Raum mit den Gefrierfächern anschließt. Hauptattraktion der Gemeinschaftsgefrieranlage ist eine offenbar seltene, aber platzsparende Lösung der Kühltechnik-Firma Ate (Alfred Teves GmbH Frankfurt a. M.) zur Unterbringung des Gefriergutes in einem Drehgestell. Üblicherweise besaßen die zu dieser Zeit überall errichteten Gemeinschaftsgefrieranlagen ebenerdige Truhen für das Gefriergut. Die 144 Gefrierfächer sind in neun Ebenen zu 16 Fächern in einem Drehkarussell ähnlich wie Kuchenstücke einer Torte angeordnet. Durch Bedienung eines Schaltbordes setzte der Nutzer das Karussell in Bewegung und brachte es in die richtige Position, um an sein Gefrierfach zu gelangen.

Voll funktionsfähig

Die seit 1958 nahezu unveränderte Gefrieranlage war bis zum Ende 2009 noch in Betrieb, d.h. die noch im Originalzustand vorhandene Technik funktionierte einwandfrei. „Das Nordheimer Kalthaus ist eine wunderbare neue Attraktion für das Fränkische Freilandmuseum Fladungen, das im kommenden Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert“, freute sich auch Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel beim Empfang des neuen Gebäudes.

Saisonkarten, Prospekte und Auskünfte sind auch in den Wintermonaten unter Tel. 09778 91 23 0 sowie unter www.freilandmuseum-fladungen.de erhältlich. Am 1. April 2015 öffnet das Fränkische Freilandmuseum Fladungen wieder seine Pforten.

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