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Angespannte Wohnraum-Situation bestimmt derzeit Arbeit

Die Wohnraumbeschaffung erweist sich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Allgemeinen Sozial- und Lebensberatung (ASB) in den regionalen Caritasverbänden im Bistum Fulda derzeit als eines der frappierenden Problemstellungen. Dies resümierten die Mitglieder der Diözesanen Arbeitsgruppe, die sich turnusgemäß unter Leitung des Referenten Soziale Dienste beim Caritasverband für die Diözese Fulda, Franz J. Meyer, zu ihrer Frühjahrssitzung im Caritas-Haus in Fulda trafen. Teilnehmer waren diesmal Holger Franz vom Caritasverband für den Main-Kinzig-Kreis in Hanau, Karin Stürznickel-Holst vom Caritasverband Nordhessen-Kassel sowie Ursula Prüm von der Caritas-Dienststelle in Bebra. Mit zum Gremium gehört auch Werner Althaus vom Caritasverband für die Regionen Fulda und Kassel, der diesmal nicht teilnehmen konnte. Die Allgemeine Sozialberatung gilt für die Caritas als  erste “Clearingstelle” für alle Ratsuchenden. Im Erstgespräch werden die individuelle Problemlage analysiert und weitere Schritte zur Beratung und Hilfe abgestimmt.

“Immer häufiger werden wir derzeit damit konfrontiert, dass Menschen im Zusammenhang mit  Überschuldung, Langzeitarbeitslosigkeit oder auch als Ausländer vergeblich Wohnraum suchen und die Mitarbeiter der ASB um Hilfe ersuchen”, berichtet Holger Franz, der in Hanau als Sozialberater tätig ist. “Unsere Möglichkeiten sind aber aus verschiedenen Gründen begrenzt: Für Menschen, die Sozialhilfe empfangen, sind Größe der Wohnung und Kosten dafür reglementiert. Dabei haben wir das Phänomen, dass durch eine allgemein angespanntere Lage am Wohnungsmarkt solch preiswerte Wohnungen in nötiger Größe überhaupt nicht mehr beschaffbar sind”, unterstreicht der Caritasvertreter des Main-Kinzig-Kreises. Doch auch im tieferen ländlichen Raum ist die Situation angespannt. Ursula Prüm aus Bebra: “Wirklich bedarfgsgerecht ist kaum etwas zu wollen. Für Flüchtlingsfamilien, die aus der Gemeinschaftsunterkunft in eigene Wohnungen umziehen dürfen, fehlt es an den nötigen großen Wohnungen. Wie soll man mit vier oder fünf Kindern in Zwei-Zimmer-Wohnungen unterkommen?  Und oft ist die Qualität der zum behördlich verordneten Preis angebotenen Wohnungen derartig minderwertig, dass es kein Wunder ist, wenn die Menschen nach kurzer Zeit bereits wieder auf der Suche nach der nächsten Wohnung sind und erneut in die Beratung kommen”.

Da Wohnraumbeschaffung angesichts des hohen Bedarfs in Deutschland mittlerweile ein lukratives Geschäft ist, sind auch in kleineren Städten und selbst auf dem Lande Immobilien attraktive Spekulationsobjekte; die Häuser, die für die Vermittlung sozial schwächerer Menschen in Frage kommen, werden dabei oft in ihrer Bausubstanz systematisch vernachlässigt und heruntergewirtschaftet. Auf der Strecke bleibt meist das Klientel der ASB: “In Kassel haben wir zudem die Situation, dass viele Studenten Wohnraum benötigen. Diese werden von den Vermietern dann noch bevorzugt, denn mit Sozialhilfe und Schufa-Eintrag sind unsere Betreuten für sie als Mieter meist zu unsichere Kandidaten”, erläutert Karin Stürznickel-Holst vom Caritasverband Nordhessen.

Natürlich können die Sozialberater auch Erfolge verbuchen und für ihr Klientel – oft in konstruktiver Zusammenarbeit mit den Behörden – eine angemessene Lösung finden. Aber es sind immer nur Einzelfalllösungen. “Wenn wir das Grundproblem beseitigen wollen, müssen wir auf die politische Ebene gehen”, unterstreicht Referent Franz Meyer. “Aber deshalb setzen wir uns ja eben auch zusammen, um die relevanten Themen der Allgemeinen Sozialberatung zu identifizieren. Ich gebe diese Themen dann in die Gremien der Hessen-Caritas hinein. Dort erfolgt dann die Prüfung, wie man darauf einwirken kann, die zurück gemeldeten Missstände auch nachhaltig durch entsprechende sozialpolitsche Schritte zu beseitigen.”

Werner Althaus vom Regional-Caritasverband Fulda kann erklärtermaßen alle Erfahrungen seiner Kolleginnen und Kollegen in Hinblick auf die speziellen Fragen der Wohnraumbeschaffung bestätigen. Einig sind sich die ASB-Vertreter auch darin, dass der einzelne betroffene Mensch immer im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen wird. “Am Einzelfall lässt sich ersehen, dass individuelle Hilfe viel bewirken kann” sagt Karin Stürznickel-Holst. “Wenn jemand wieder äußerlich gefestigt ist, zum Beispiel indem er wieder eine adäquate Wohnung mit gutem Lebensumfeld hat, dann sehen wir diesen Menschen auch wieder regelrecht aufblühen. Deshalb ist es so wichtig, dass den Menschen durch die Hilfe wieder echte Zukunftsperspektiven geschaffen werden. Wir wollen ja keinesfalls, dass Allgemeine Sozialberatung für alle Betroffenen zur Dauereinrichtung werden muss.”

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