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Michael Cahn dankte für die Verleihung der Ferdinand-Braun Medaille aus Jerusalem

OB_Ferdinand_Braun_MedailleBrücken bauen und Barrieren brechen, das sei sein „Credo“. So würdigte Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller das Werk Michael Cahns (90) vor einigen Wochen bei einem Empfang in der Katharinenkapelle des Stadtschlosses. Für seine Treue zur alten Heimatstadt beziehungsweise sein unermüdliches Bemühen, die Verbindung zwischen der neuen Heimat Jerusalem und Fulda aufrecht zu erhalten, war der Enkel und Sohn der beiden jüdischer Provinzialrabbiner Dr. Michael Cahn sowie Dr. Leo Cahn deshalb mit der Ferdinand-Braun-Medaille der Stadt ausgezeichnet worden. Nun konnte Träger einer der wichtigsten städtischen Ehrungen seinen Dank mit persönlichen Zeilen nachholen.

Telefonischer Dank

Trotz anders lautender Ankündigung hatte Michael Cahn ursprünglich die hohe Auszeichnung nicht selbst entgegen nehmen können. Aufgrund der Erkrankung seiner Frau hatte ihm der Hausarzt dringend geraten, nicht nach Fulda zu reisen. Via Telefon statt der ursprünglich geplanten Internetvideo-Verbindung meldete sich der Preisträger mit bewegenden Worten aus Jerusalem.  „Vielen Dank. Fulda wird immer die Stadt meiner Heimat bleiben… Schalom, Friede über Fulda, Friede aus Jerusalem, Schalom“, rief Michael Cahn seinen Freunden, Weggefährten sowie allen Teilnehmern des Empfangs zu.

Cahn, der schließlich selbst erkrankte und inzwischen wieder genesen ist, meldete sich jetzt noch einmal aus Jerusalem zu Wort, um Oberbürgermeister Gerhard Möller und den Fuldaern für die Urkunde und Medaille zu danken, die ihm Assistentin Margaryta Karasyk und Prof. Nahum Rakover gemeinsam in seiner Wohnung überbracht hatten. Für ihn bedeute die Verleihung er Braun-Medaille eine „Tätigkeitsaufmunterung“. Cahn wörtlich: „Ich fühle mich erneut positiv verpflichtet, mein Scherflein zum Brückenschlag Fulda-Jerusalem weiter beizutragen.“

Brückenschlag

In seiner Laudatio hatte Fuldas Verwaltungschef unterstrichen, dass „die Geschichte der Stadt seit dem Hochmittelalter untrennbar mit dem Leben der jüdischen Mitbürger verbunden gewesen war, geprägt von Phasen der Verfolgung und Ausgrenzung, aber auch des normalen Miteinanders.“ Michael Cahn habe stets die Frage umgetrieben, „wie können wir für unsere Jugend Lehren aus der deutschen Geschichte für die Zukunft ziehen.“ Deshalb sei ihm sehr am Austausch gelegen. Sein unermüdliches Werben für Fulda sei gleichsam ein Schlüssel für die Zukunft. „Durch sein Engagement und seine Lebendigkeit hat er uns angesteckt und sich besonders für die Beziehung Fuldas zu Israel engagiert“, sagte Möller anerkennend. Die Verleihung der Ferdinand-Braun-Medaille sei für die Stadt daher eine „besondere Möglichkeit, Michael Cahns Engagement zu ehren und zu würdigen und vor dem historischen Hintergrund ein Zeichen der Verbundenheit zu setzen.“

Seminare

Ein Leben lang habe er für Fulda gewirkt und gearbeitet,  Jugendlichen die Chance zu einem „Miteinander in der Tradition seines Vaters und Großvaters“ gegeben, lobte damals während des Empfangs Linde Weiland, die frühere Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Fuldas. Michael Cahns großer Traum sei es,  das hessisch-hebräische Lehrhaus wie zu Zeiten seines Großvaters wieder errichten zu können. Zweimal jährlich möchte er in einem einwöchigen Intensivseminar Lehrende und Lernende  in dieser Einrichtung zusammenbringen. Genauso fest wie er als Gesetzestreuer in seinem Glauben ist, glaube Michael Cahn fest daran, dass dieses Miteinander Fulda-Jerusalem Wirklichkeit werde.

Für Kasten:

Hessisch-Hebräisches Lehrhaus

Das ursprüngliche Hessisch-Hebräische Lehrhaus wurde 1919 in Frankfurt am Main vom Philosophen Franz Rosenzweig aus Kassel gegründet. Prof. Herman Cohen aus Marburg hatte ihn dazu veranlasst, als er Präsident der deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin war. Unter anderem lehrte dort Prof. Martin Mordechai Buber aus Heppenheim (Hessen). Rosenzweig und Buber verfassten dort grundlegende Werke der Judaistik und übersetzten die hebräische Bibel für die Moderne ins Deutsche. Die beiden Philosophen und das Lehrhaus wirkten wegweisend im Brückenbau zwischen Juden und Christen.

Das Hessisch-Hebräische Lehrhaus war ein Novum im deutschen Kulturkreis. Fulda als historisches Zentrum des Glaubens und des Dialogs zwischen Juden und Christen ist aus Michael Cahns Sicht der richtige Ort, um den alten Brückenschlag eines Hessisch-Hebräischen Lehrhauses zu erneuern.

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