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Teilzeitausbildung als Möglichkeit, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren

Logistische Lösungen zu finden, flexibel und kurzfristig – das ist für das Fuldaer Unternehmen VTL – Vernetzte-Transport-Logistik GmbH – Alltag. Als ihre Auszubildende Anne-Kathrin Olbrich der Geschäftsführung eröffnete, dass sie schwanger sei, kam das für alle überraschend. Doch gemeinsam realisierte man eine Lösung, damit sie Ausbildung und Familie miteinander vereinbaren konnte.

„Meines Wissens nach war das die erste Schwangerschaft einer Auszubildenden in unserer Systemzentrale“, blickt Johanna Birkhan, Prokuristin und Mitglied der Geschäftsleitung, mit einem Lachen zurück. Seit dem Jahr 2012 absolviert Anne-Kathrin Olbrich nach der Mittleren Reife eine Ausbildung bei VTL zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung. Heute ist sie 19 Jahre alt und seit sechs Monaten Mutter einer Tochter: „Mein Freund und ich haben uns sehr gefreut“, erzählt Anne-Kathrin Olbrich und fügt an: „Für uns war klar, dass wir das Kind behalten möchten, für mich war aber auch klar, dass ich meine Ausbildung auf keinen Fall abbrechen wollte.“

Also spielte sie von Anfang an gegenüber ihrem Arbeitgeber mit offenen Karten: „Sie kam auf uns zu und hat uns direkt gefragt, ob sie ihre Ausbildung weiterführen kann“, sagt VTL-Prokuristin Johanna Birkhan. Der Wunsch nach einer Ausbildung mit reduzierter Stundenzahl stand im Raum. „Wir mussten uns erst einmal mit der für uns zuständigen Industrie- und Handelskammer in Verbindung setzen, um zu erfahren, welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen“, erklärt VTL-Ausbildungsleiterin Kristina Wassermann. Doch da bereits seit zehn Jahren eine entsprechende rechtliche Grundlage im Berufsbildungsgesetz verankert ist, stand dem Wunsch der jungen Frau nichts im Wege. Voraussetzung im Falle der Nachwuchs-Kauffrau war, dass sie mindestens 25 Wochenstunden im Betrieb mitarbeitet, ihr in dieser Zeit die vollständigen Inhalte vermittelt werden können und sie in unvermindertem Umfang den Berufsschulunterricht besucht.

„Für uns als Arbeitgeber war das eine rein organisatorische Frage“, erläutert Johanna Birkhan. Von Vorteil sei dabei gewesen, dass Anne-Kathrin Olbrich zum Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft bereits eineinhalb Jahre als Auszubildende die meisten Abteilungen von VTL durchlaufen hatte: „Derzeit ist sie in unserer Serviceabteilung eingesetzt, dort teilt sie sich quasi eine Stelle mit einer weiteren Teilzeitkraft“, gibt Kristina Wassermann einen Einblick. Für Anne-Kathrin Olbrich heißt das konkret: „Ich arbeite nachmittags, dann können sich meine Mutter und mein Freund um die Kleine kümmern – ich bin sehr glücklich, dass mir mein Arbeitgeber das so ermöglicht.“ So musste die 19-Jährige lediglich im Rahmen des gesetzlichen Mutterschutzes kurz vor und kurz nach der Geburt ihre Ausbildung für wenige Wochen unterbrechen.

Damit sie aber dennoch alle Inhalte mitnimmt und ihre Abschlussprüfung, bei der die gleichen Anforderungen wie an alle anderen Auszubildenden gestellt werden, gut bestehen kann, wird sie ihre Ausbildung um ein halbes Jahr verlängern: „Auch hierzu gab die IHK unproblematisch ihre Zustimmung“, erklärt Johanna Birkhan und fügt an: „Letztlich ist eine Teilzeitausbildung nur eine Frage der Flexibilität von der Mutter und vom Betrieb.“ Und auch Anne-Kathrin Olbrich möchte allen jungen Frauen in einer ähnlichen Situation Mut machen: „Man schafft das! Man sollte offen mit seinem Arbeitgeber sprechen und den Kopf nicht in den Sand stecken.“

Info
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat mehrere Broschüren zum Thema „Ausbildung in Teilzeit“ herausgebracht. Hier gibt es einen Überblick über rechtliche Fragen, aber auch über Finanzierungsmöglichkeiten. Die Broschüren sind als PDF-Dokumente auf der Internetseite www.bmbf.de unter dem Menüpunkt „Service“, dort unter „Publikationen“, und dem Suchbegriff „Teilzeit“ kostenfrei herunterzuladen.

Zum Bild: Von links: VTL-Ausbildungsleiterin Kristina Wassermann, Auszubildende Anne-Kathrin Olbrich und Prokuristin Johanna Birkhan sind froh, gemeinsam mit einer Teilzeitausbildung für die junge Mutter eine Lösung gefunden zu haben.

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