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Gedenktafel im Kolumbarium von Terezín erinnert an jüdische Opfer aus Fulda

DSC_0649Die Sonne steht hell und freundlich über dem stillen Städtchen Terezín. Heiß ist es. Und leuchtende Farben – ein sattes, Rotbraun der Festungsanlage, ein warmes Gelb der Barockbauten, dazu ein kräftiges Himmelblau – lassen fast den Schrecken des Ortes vergessen, den er einst für die Opfer des Nazi-Terrors bedeutete. Dabei ist es gerade mal sieben Jahrzehnte her, als der Zweite Weltkrieg auch hier in der sonst so friedlichen tschechischen Provinz eine bisher nie gekannte Dimension der Vernichtung erreichte. Die Erinnerung hält die Gedenkstätte Terezín wach, die Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller mit einer kleinen Delegation aus wichtigem Anlass besuchte.

Gedenken

Vor allem für die jüdische Bevölkerung bedeuteten Nazi-Diktatur und Krieg europaweit Entrechtung, Vertreibung und Ermordung. Mit drei „Sonderzügen“ wurden die letzten in Fulda verbliebenen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger nach Riga, Sobibor sowie ins damalige Theresienstadt (Terezín) transportiert. Von der nach Kaiserin Maria Theresia benannten heute tschechischen Festungsstadt ging es gerade für ältere Deportierte weiter in die Vernichtungslager nach Treblinka und Auschwitz – und damit in den sicheren Tod. Ihnen, den Opfern, gedachte der Oberbürgermeister für den Magistrat der Stadt und die Fuldaer Bevölkerung mit einer Gedenkplatte im Kolumbarium des ehemaligen Ghettos von Theresienstadt.

Persönliches Anliegen

DSC_0632Das Anbringen des Steins war für Möller ein „persönliches Anliegen.“ Noch vor Ende seiner Amtszeit hatte er die Anregung der Fuldaer Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Kommunalpolitik umsetzen wollen. Dass alles so schnell und „unkompliziert“ seitens der Gedenkstätte von Terezín verlief, empfand Fuldas Verwaltungschef als ausgesprochen hilfreich. „Die Zusammenarbeit war erfreulich.“ Der Kontakt habe außerdem gezeigt, wie wichtig die Arbeit der zentralen Gedenkstätte Tschechiens generell ist. Dass Vojtěch Blodig, stellvertretender Leiter der Einrichtung, der Leimeritzer Bürgermeister Ladislav Chlupac, Filip Hrbek und Jaroslav Ruzicka vom Freundeskreis „Lito-Partner“ sowie Alois Hofmann für den Freundeskreis Fulda-Leitmeritz an der Gedenkveranstaltung teilnahmen, wertete Möller als „ermutigendes Zeichen der Verbundenheit“.  70 Jahre nach Kriegsende und der Befreiung der Lager „fühlen wir uns zu dieser besonderen Geste der Erinnerung verpflichtet.“ Das Kolumbarium von Terezín sei eine „würdige und eindrucksvolle Stätte des Gedenkens und der Erinnerung.“ An diesem „Ort der Unmenschlichkeit“ seien die „Eindrücke für die nachgeborene Generation am nachhaltigsten“, unterstrich Möller sichtlich bewegt.  Anschließend verlas er die Liste der nach Theresienstadt deportierten Fuldaer Opfer.

Beitrag zur Verständigung

Als einen „Beitrag zur guten Verständigung zwischen Leitmeritz und Fulda beziehungsweise zwischen Tschechen und Deutschen“ wertete Bürgermeister Chlupac die Enthüllung der neuen Gedenktafel. In den deutschsprachigen Städten der Tschechoslowakei wie Aussig sei das jüdische Leben vor dem Krieg tragendes Element der Gesellschaft und einer besonderen „tschechisch-deutsch-jüdischen“ kulturellen Landschaft gewesen. Aus dem, was vor dem Krieg bestand, sei lediglich ein „Fragment“ übrig geblieben, fasste Chlupac zusammen. 90 Prozent der noch jüdischen Bevölkerung Tschechiens lebt heute in Prag.

Aufarbeitung der Vergangenheit

Für den „Freundeskreis Fulda-Leimeritz“ unterstrich Alois Hofmann, dass die Partnerschaft zwischen der tschechischen Stadt Leitmeritz und Fulda auch von der Aufarbeitung der Vergangenheit lebe. „Unsere Aufgabe ist, aus der Negativgeschichte eine positive Zukunft zu gestalten.“ Gemeinsam mit Filip Hrbek und Jaroslav Ruzicka legte  Hofmann ein Blumengebinde mit scharzem Trauerflor zum Gedenken an der Tafel nieder.

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