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Gehasst und verfolgt – doch mit wichtiger ökologischer Aufgabe

Der im Volksmund auch Hühnerhabicht genannte Greifvogel  wurde stellvertretend für viele illegal verfolgte Arten vom „Nabu“ zum Vogel des Jahres 2015 gewählt. Er kommt in zehn Unterarten in der Waldzone Eurasiens bis an den Pazifik und in Nordamerika vor. In Deutschland fehlt er nur in sehr waldarmen Regionen.

Das 1,3 Kilogramm schwere Weibchen hat die Größe eines Bussards, das Männchen ist etwas leichter und kleiner. Altvögel haben oberseits ein blaugraues beziehungsweise braungraues Gefieder, die Unterseite ist weiß, schmal und quer grau gebändert. Typisch sind ein heller Überaugenstreif, eine dunkle Kopfplatte und ein starker Schnabel. Die Iris ist ab dem dritten Lebensjahr dunkelorange bis rubinrot gefärbt. Jungvögel haben im ersten Jahr ein dunkel getropftes Gefieder.

Mit seinen kurzen, abgerundeten Flügeln und seinem langen Schwanz ist der Habicht sehr wendig im Wald. Er lebt oft versteckt im Innern großer Waldgebiete, aber auch in Waldinseln im Kulturland. Dabei bevorzugt er Nadelbäume an Bestandsrändern, Waldschneisen oder Rückegassen. Von den weltweit etwa 500.000 Paaren brüten 11.500 bis16.500 Paare in Deutschland. Dies sind sieben bis acht Prozent des gesamteuropäischen Bestands. In Hessen wird das Vorkommen auf 800 bis 1200 Paare geschätzt. In den Gemengelagen der Mittelgebirge kann man bei einer nicht verfolgten Population von sechs bis zehn Paaren auf 100 Quadratkilometer ausgehen.

Nach kurzer Balz im Februar/März mit akrobatischen Flügen und lauten Rufen beider Partner schreiten die Tiere im April zur Brut. Die standorttreuen Vögel bauen ihren Horst aus locker in jeder Richtung aufgeschichteten Zweigen sehr versteckt in relativ dunklen, abgeschirmten Altholzbeständen. In der begrünten Nestmulde werden drei bis vier Eier 35 bis 39 Tage lang bebrütet. Die Jungvögel schlüpfen meist in der zweiten Maiwoche. Sie wachsen schnell und sind mit etwas mehr als sechs Wochen flugfähig. Nach Auflösen des Familienverbands im August leben die Vögel als Einzelgänger.

Der Habicht beobachtet aus der Deckung heraus seine Umgebung, bis er auf die erspähte Beute einen schnellen Angriffsflug startet. Seine Beute, hauptsächlich Vögel bis Krähengröße, entgeht den starken Fängen mit ihren langen Krallen nicht. Bei gutem Angebot greift der Habicht auch auf Mäuse oder Kaninchen zurück. Der Habichtbestand wird reguliert durch das Nahrungsangebot beziehungsweise die innerartliche Konkurrenz um die Jagd- und Brutreviere.

Da der Habicht Hühner und Zuchttauben greift, wird er trotz seines gesetzlichen Schutzes geschossen, vergiftet oder in Schlagfallen mit Locktaubenkorb gefangen. Deshalb ist der Habicht seit Generationen vor allem in ländlichen Gebieten sehr menschenscheu. Parallel dazu nimmt die Zahl der Besiedler großer Städte wie Berlin, Hamburg, Köln, München oder Nürnberg in den letzten Jahren deutlich zu. Dort brüten sie in kleinen Baumbeständen im Grüngürtel, in Parks und auf Friedhöfen. Sie haben die Scheu vor dem Menschen verloren und nutzen das ganzjährig gesicherte Nahrungsangebot von Stadttauben, Krähen, Elstern und Amseln. Stadthabichte verteidigen kein Revier mehr, was eine hohe Brutdichte in Städten von bis zu 15 Paaren auf 100 Quadratmeter ermöglicht.

Die häufigste Todesursache ist der Anflug gegen Glasscheiben. In Waldgebieten stellen Forstarbeiten zur Brutzeit eine massive Störung dar. Da die Horste oft versteckt in Nadelbäumen liegen, werden Horstbäume immer wieder unwissentlich gefällt. Eine Entnahme von Junghabichten zum Zwecke der Beizjagd findet praktisch nicht mehr statt. Die in der Falknerei zur Verhinderung des Vogelschlags auf Flughäfen oder zur Reduktion von Kaninchen auf Friedhöfen oder in Stadtparks eingesetzten Vögel stammen überwiegend aus Gefangenschaftszuchten.

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