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Gemeinsam spielen, gemeinsam lernen: Flüchtlingskinder besuchen Gersfelder Kindergärten

Von ihren Heimatländern Syrien, Eritrea und Serbien sind sie tausende Kilometer entfernt. Doch was die jungen Flüchtlinge dort nicht hatten, wird hier in Gersfeld möglich: eine unbeschwertere Kindheit. Die drei Mädchen und drei Jungen im Alter zwischen drei und fünf Jahren gehen in den katholischen und in den evangelischen Kindergarten.

Welchen Weg sie bis hierhin zurückgelegt haben, welche Erfahrungen sie als Gepäck mitbringen und wohin die Reise sie führen wird – all das wissen selbst die Erzieherinnen, die mit ihnen nun täglich Kontakt haben, nicht: „Wir möchten den Kindern hier einfach möglichst etwas Schönes bieten. Eine therapeutische Aufarbeitung ihrer Erlebnisse können wir sicherlich nicht leisten“, erzählt Silke Heil, Erzieherin in der katholischen Don-Bosco-Kindertagesstätte.

Seit einigen Monaten sind die sechs Kinder – drei in der evangelischen, drei in der katholischen Einrichtung – in Gruppen mit gleichaltrigen Gersfelder Kindern. „Am Anfang waren sie unsicher, doch mittlerweile wirken sie beinahe glücklich und gelöst“, freut sich Silke Heil. In der ersten Zeit waren jedoch nicht nur die Neuankömmlinge unsicher – auch die ansonsten erfahrenen Pädagoginnen mussten sich mit viel Erfindungsreichtum und Sensibilität den Kindern, aber auch ihren Eltern nähern. „Der Vater eines der Kinder spricht sehr gut Deutsch, andere wiederum gar nicht, auch kein Englisch – das ist eine Hürde, die man erstmal überwinden muss“, erzählt Elke Herzig. Ohne Kenntnisse in der jeweiligen Landessprache, auf Bilder, Gestik und Mimik angewiesen, gelingt eine Kommunikation nicht immer: „Wenn Missverständnisse zu groß wurden, haben wir auch schon einmal einen Dolmetscher zur Hilfe gerufen“, sagt Silke Heil.

Inzwischen ist das kaum mehr notwendig – miteinander hat man zu einer gewissen Normalität gefunden: „Die Eltern bringen ihre Kinder morgens und holen sie mittags wieder ab, solche geregelten Abläufe sind für die Kinder wichtig“, erzählt Elke Herzig. Um nicht nur an der Kindergartentür Kontakt mit den Eltern zu haben, möchte ihre Kollegin Silke Heil diese in Zukunft stärker einbinden: Sie möchte die Eltern zum Beispiel einladen, den Kindern ein Lied aus ihrer jeweiligen Heimat beizubringen oder gemeinsam mit ihnen zu kochen. In der evangelischen Kita hat man ebenfalls Erfahrung im Austausch mit erwachsenen Flüchtlingen: Einige Frauen und Männer helfen gegen eine Aufwandsentschädigung im Kita-Haushalt und bei der Gartenarbeit – ein für beide Seiten positives Miteinander: „Eine Frau hat vor Kurzem gefragt, ob sie hier backen darf – und hat uns zu einer Art Erntedankfest, das in ihrem Heimatland gefeiert wird, einen Kuchen gebacken“, so Elke Herzig.

Um den Kindern aus den fernen Ländern die Eingewöhnung leichter zu machen, versuchen die Pädagoginnen ihnen die deutsche Sprache ein wenig näher zu bringen: „Eine Erzieherin in unserem Kindergarten hat über das Land Hessen finanziert fünf Stunden für Sprachförderung zur Verfügung“, erklärt Elke Herzig. Sprachspiele stehen auch in der katholischen Kita hoch im Kurs: „Dadurch dass die Flüchtlingskinder in unserer Einrichtung aus verschiedenen Ländern stammen, müssen sie sich auf Deutsch als Sprache verständigen – das ist ein Vorteil“, erzählt Silke Heil.

Ohnehin haben die Kinder untereinander selbst einen entscheidenden Anteil an einer gelungenen Integration – und zwar sowohl die Neuankömmlinge als auch die Einheimischen: Beide begegnen sich meist mit einer großen Offenheit und Neugier, wissen die Erzieherinnen: „Kinder gehen anders als Erwachsene damit um, sie sind unvoreingenommen und nehmen jeden meist erst einmal so wie er ist“, resümiert Silke Heil.

Zum Bild: Gemeinsam spielen, gemeinsam lernen: Silke Heil (links) und Elke Herzig (rechts) versuchen, den Flüchtlingskindern die deutsche Sprache ein wenig näher zu bringen. Einheimische Kinder gehen in den Kitas ganz unvoreingenommen mit den Neuankömmlingen um.

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