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95 Jahre Büchel – eine Erfolgsgeschichte

Was haben Stimmgabeln mit Speichen, Fahrrad-Gepäckträgern oder Felgen zu tun? Auf den ersten Blick einmal gar nichts. Und dennoch: Die Herstellung von Stimmgabeln im thüringischen Zella-Mehlis hat den Grundstein für  eine außergewöhnliche Unternehmensgeschichte gelegt. Ein Lehrstück deutsch-deutscher Geschichte, Paradebeispiel eines Familienunternehmens, das eines verdeutlicht: Mittelstand ist kein Modell, sondern eine Haltung.  Die Rede ist hier vom Unternehmen Büchel, heute einer der größten europäischen Hersteller von Komponenten für die Fahrradindustrie, damals, genauer gesagt 1920, ein zwei-Mann-Betrieb, der Stimmgabeln und Werkzeugbüchsen produzierte.

95 Jahre liegt es zurück, dass Hugo Büchel zusammen mit seinem Bruder Karl einen kleinen Betrieb gründete. Was bis heute Stärke des Unternehmens ist, nämlich die feste Verankerung in der jeweiligen Heimatregion, hatte seinen Ursprung 1920 in der Mitte Deutschlands. Als Thüringen 1945 der sowjetischen Besatzungszone zugeordnet wurde, wurde der gesamte Maschinenpark demontiert und nach Russland verbracht. Nach der Enteignung 1948 und der Flucht in die amerikanische Zone wurde der Betrieb in Fulda mit großem Einsatz wieder aufgebaut. Was im modernen Sprachjargon als „Innovation“ oder „Kreativität“ bezeichnet wird, hieß damals „Erfindergeist“ – mit dem gingen die Brüder ans Werk und sicherten sich spätestens in den 50er Jahren in Westdeutschland mit Stammsitz in Fulda einen festen Platz als Lieferant von hochwertigen Fahrradkomponenten.

Gründung 1920Nach der Wiedervereinigung schließt sich der Kreis und Büchel kehrt zu seinen Wurzeln zurück: Es wird  an den tradierten Werten der Vorfahren festgehalten, die Produktion am Gründungsort Zella-Mehlis wieder aufgebaut und weiter in den neuen Bundesländern investiert.

Erhard Büchel, der seit 1976 die Geschicke des Unternehmens leitet, versteht sich im besten Sinne als Lenker eines mittelständischen Familienunternehmens: „Wir bauen auf eine langfristige Orientierung und die Philosophie, das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen und gut aufgestellt an die nächste Generation zu übergeben – so lebten es mein Vater und Onkel vor und dies prägt auch noch heute unsere Arbeitsweise. Nicht die kurze Rendite ist das Ziel, sondern der langanhaltende Erfolg.“

Dass sich regionale Verwurzelung und erfolgreiche Internationalisierung keinesfalls ausschließen, stellt Erhard Büchel bereits seit vielen Jahren unter Beweis. Vielleicht ein bisschen nach dem Prinzip „Not macht erfinderisch“, wurde im Zeichen wachsender Globalisierung in Heimatstandort und Arbeitsbedingungen investiert und gleichzeitig der internationale Markt erschlossen. Infolge der zunehmenden Billigkonkurrenz aus Fernost im Jahr 1979 wurde ein Teil der Produktion zunächst nach Malaysia und später nach China verlagert. 1985 wurde mit HUADE Plastics in Shanghai das erste Joint-Venture zwischen einem deutschen Mittelständler und einem chinesischen Unternehmen etabliert. Gleichzeitig fasste Büchel Fuß auf dem asiatischen Markt und legte das Fundament für den Aufbau von drei weiteren Joint-Venture-Unternehmen. „Von vielen Mitbewerbern wurde ich damals als Vaterlandsverräter beschimpft. Aber ohne diesen radikalen Schnitt würden wir heute nicht mehr existieren“, ist sich der Unternehmer sicher. Dass die Büchel-Gruppe selbst in Zeiten, in denen Mitbewerber den Markt verlassen mussten, steigende Umsatzzahlen vorweisen konnte, ist auch in dem bis heute gültigen Grundsatz des Unternehmens „In Deutschland produzieren, was möglich ist – in China, was nötig ist“, begründet.
Auch in Europa wurde investiert: Neu gegründet wurde 2006 ein Unternehmen für die Zulieferung in die Automobilindustrie, das sich mittlerweile als A-Lieferant etabliert hat, im Frühjahr 2015 wurden die Produktion und Marke des belgischen Premium-Felgenlieferanten EXAL übernommen.

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