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Präsident des Wilmingtoner Partnerschaftsvereins „Sister Cities“ war auf Spurensuche nach den historischen Wurzeln seiner Familie

„Ich bin ein Hesse.“ Dennis Sheer lächelt bei diesem Satz. So als ob er sagen möchte: „Endlich geschafft! Ich weiß nun definitiv, woher meine Vorfahren stammen.“ Und so ist es auch. Denn der Präsident des Partnerschaftsverbands „Sister Cities“ aus dem amerikanischen Wilmington hatte sich während seines Deutschland-Aufenthalts auf Spurensuche nach den Wurzeln seiner Familie begeben. Im nordhessischen Wanfried ist Sheer schließlich fündig geworden. Von dort stammt Vorfahr Johann Philipp Rübenkam, dessen Witwe 1726 mit fünf Kindern in die USA ausgewandert ist.

Genealogisches Magazin

Sheers Name verrät unschwer seine englische Wurzeln. Zumindest auf väterlicher Seite. Und mütterlicherseits? Zu Hause sei so gut wie gar nicht darüber gesprochen worden, erinnert sich der Partnerschaftsvereins-Präsident. Bis zu jenem Augenblick, als Dennis Sheer in ihrem Nachlass eine kleine, hölzerne Box entdeckt hat, in der sich ein schmaler, blauer Band des „Pennsylvania Genealogical Magazine“ aus dem Jahr 1961 fand. Darin taucht der Name Rübenkam oder „Rubencame“ in englischer Schreibweise erstmals auf. Über die Geschichte der Familie hatte in diesem gut erhaltenen Heft ein Ahnenforscher gleichen Namens einen ausführlichen Artikel mit vielen historischen Fakten veröffentlicht. „I never know this before“, räumt Dennis Sheer ein. Dieser Überraschungsfund beflügelt ihn jedoch, mehr zu erfahren. Inzwischen weiß er, dass der 1707 noch im Hessischen geborene Karl Wilhelm Rübenkam Stammvater der mütterlichen Linie seiner Familie gewesen ist. Nachdem dessen Mutter nur ein Jahr nach der Ankunft in Philadelphia gestorben war, siedelt sich Karl Wilhelm im amerikanischen Bundesstaat Delaware an, wo auch das heutige Wilmington liegt.

Orte der Vergangenheit

Als Begleiter des Wilmingtoner Children´s Chorus ist Dennis Sheer mit nach Fulda gereist. Seinen Besuch in der Partnerstadt hat er nur zu gerne genutzt, um mit Unterstützung von Yvonne Winter im Norden Hessens auf die Suche nach wichtigen Orten auch für die eigene Vergangenheit zu gehen. Historische Fotos haben dabei geholfen. „Ich bin das erste Mitglied des amerikanischen Zweigs meiner Familie, das nach fast 300 Jahren wieder in Wanfried war“, sagt Dennis Sheer gerührt und nicht ohne Stolz. Warum die Familie vor beinahe drei Jahrhunderten Hessen verlassen hat, lässt sich nicht mehr hundertprozentig nachvollziehen. Sheer indes vermutet, dass es an der religiösen Ausrichtung seines Vorfahren, des Predigers Rübenkam, gelegen habe. Denn der wechselte zum Pietismus über und predigte in diesem Sinne, was als Bediensteter des Landesherrn nicht mit dessen religiöser Grundhaltung vereinbar gewesen war. Das Anwerben von Siedlern auch im Hessischen durch den Quäker und Gründer Pennsylvanias, den Engländer William Penn, mag vermutlich dazu geführt haben, dass die Familie Rübenkam in Nordamerika, genauer gesagt in Philadelphia, der Hauptstadt  des neuen Bundesstaates, ihr Glück gesucht hat.

Viele Vorteile

So gesehen, resümiert Sheer, habe eine Städtepartnerschaft viele Vorteile, wie das eigene persönliche Beispiel anschaulich zeigt. „Sie hat mir viele neue Erfahrungen beschert. Ich habe viel hinzu gelernt und viele neue Freunde gefunden.“ Fünf Mal schon ist Dennis Sheer in Fulda gewesen. Sein Eindruck: Fulda punktet mit dem Dom, seiner eindrucksvollen historischen Architektur und dem nahen Schloss Fasanerie. Außerdem, so meint der amerikanische Gast: „The people are pretty nice too.“ Also, die Fuldaer seien sehr nett. Überhaupt zählt für den Wilmingtoner „Sister Cities“-Präsidenten die Verbindung zu Fulda zu den aktivsten, die seine Heimatstadt weltweit unterhält. Ob das Kammerorchester der Jugend oder der Partnerschaftsverein GABACA (German American Cultural Association) und weitere Vereine – all diese Kontakte erleichtern laut Sheer den transatlantischen Dialog trotz großer Entfernung. Unmittelbarer Ansprechpartner für Fulda innerhalb des amerikanischen Vereins ist Keith Crispin. Seine Frau Annette stammt übrigens aus Hünfeld. Gemeinsam mit dem deutschen Sängerbund bereitet Crispin vor Ort  Programme vor, um auf diesem Weg in Wilmington ein Stück weit für die deutsche Kultur zu werben.

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