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Trauer und Tiere

Im Trauerzentrum Rhönstraße 8 in Hanau war seit Beginn 2009 Davina, ein schwarz-weiße Katze in der Nachbarwohnung wohnhaft. Mit der Übernahme dieser Wohnung als Büro und Gruppenraum zog Davina mit um und übernahm die erste und einzige Stelle als Therapiekatze. Ihre Aufgabe war es, trauernden Menschen bereits im ersten Kontakt Wärme zu schenken, so dass diese sich leichter öffnen konnten. Sie saß neben ihnen, stieg bei bestimmten Situation (besonders schweren Trauersituationen, wie Suizid) auf den Schoß oder sie schließ in aller Ruhe neben mir als Gesprächspartner  im Gespräch. Es beruhigte Besucher und mich als Begleiter.

Nun sind 24 Jahre, ein Nierenleiden und vermutlich Rücken- und Hüftprobleme so stark geworden, dass sie diese Aufgabe nicht mehr leisten kann. Dank einer Begleiterin aus dem Haus  wurde seit vielen Jahren verwöhnt, bekam zu festen Zeiten ihr Futter, ihre Milch und ging abends frühzeitig schlafen.

Vor einigen Jahren kam einer unserer ältesten Trauernden, Julius K. mit der Frage, ob er sich  mit über 80 Jahren eine Katze schenken lassen soll. Wir redeten ihm zu und aus dem ersten, ebenso älteren Kater wurden insgesamt fünf Tiere, die ihm die letzten 10 Jahre verschönerten, denn es war immer jemand da, wenn er in die Wohnung kam.

Ebenso freute sich die zweitälteste Dame beim Mittagstisch am Dienstag über den Kontakt mit Davina.
Nun muss sie leider das Leben von dem Arzt Dr. Freisen in Steinheim, der sie in den letzten Jahren gut betreut und medizinisch versorgt hat,  eingeschläfert werden. Es fällt mir schwer, weil ich auch bei Menschen nicht möchte, dass  sie bei Inkontinenz und anderen Leiden „einschläfert“ oder durch „begleiteten Suizid“ aus diesem Leben gehen sollen.
Zudem stellt sich die Frage nach dem „wohin“? Das meint den irdischen Ort für ihren kleinen liebevollen Körper. Tierfriedhöfe haben deshalb ihre Berechtigung, gerade für Menschen, deren Bindung zu dem geliebten Tier einen Ort braucht. Es meint aber den überirdischen Platz ihrer Seele, denn diese Tiere haben eine Seele. Die leidige theologische Diskussion, ob Tiere in den Himmel kommen, halte ich für unangemessen, wenn wir von einem Geschöpf Gottes sprechen. Hat Gott sie geschaffen, dann wird er sie auch in seinen Himmel aufnehmen.

Zum Trost gab mir Dr. Freisen aus Steinheim noch einen Artikel aus seiner Heimatzeitung mit, dass auf dem Bergfriedhof der evangelischen Kirchengemeinde Dellwig-Frintrop-Gerschede künftig in getrennten Urnen Bestattungen von Menschen mit ihren Haustieren möglich ist. Davina musste in den Garten der Erinnerung gefahren werden, aber sie hat einen würdigen und schönen Platz.

Zumindest wird Davina einen solchen guten irdischen Platz bekommen, wird in unseren Herzen  eine Heimat behalten und sicher vom Himmel aus-wie die anderen Tiere von Julius K. mit ihm  zusammen, denn auch er  ist 95 jährig heimgegangen, zu seiner Frau und zu seinen Katern, schauen, was sich im Trauerzentrum so tut.

Die heilende Wirkung von Davina und den Katern von Julius K. kann ich aus der Trauerarbeit nur bestätigen. Warum nicht auch ein würdiger gemeinsamer Ort für beide?

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Kirche