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Das Stadtarchiv macht einen Teil seiner Bestände im Internet zugänglich

Stadtarchiv_FuldaAuf rund vier Kilometern Regalbodenlänge verwahrt das Fuldaer Stadtarchiv eine bis in das 13. Jahrhundert zurückreichende historische Überlieferung. In diesem „Gedächtnis der Stadt“ werden all jene Unterlagen dauerhaft archiviert, die für die Arbeit der Verwaltung oder für die historische Forschung von grundsätzlicher Bedeutung sind. Es kann sich dabei um eine mittelalterliche Urkunde der Löherzunft, ein Ratsprotokoll aus dem 16. Jahrhundert oder eine Akte des 19. Jahrhunderts über die Errichtung des Bonifatiusdenkmals handeln, sie alle lassen vergangene Zeiten anhand des Originals wieder aufleben.

Doch nicht nur die langfristig bedeutsamen Unterlagen der Verwaltung sind für das Archiv von Interesse. Als herausragende Anlaufstelle für alle Fragen im Zusammenhang mit der Geschichte Fuldas und seiner Umgebung werden im Stadtarchiv auch Dokumente aus Privatbesitz gesammelt, sei es von Vereinen, Verbänden, Parteien, Firmen oder Einzelpersonen. Wichtig ist allein, dass die Akten, Bilder, Tagebücher, Schallplatten oder sonstigen Stücke einen Bezug zu Fulda haben. Dabei kann eine Speisekarte von 1970, ein Poesiealbum aus den Zwanziger Jahren oder eine „Reichskleiderkarte“ des Jahres 1940 für spätere Generationen weitaus interessanter sein als eine Akte der Stadtverwaltung. Die privaten Zeugnisse tragen dazu bei, die regionale Geschichte nicht nur aus der Perspektive der Herrschenden und der Verwaltung zu betrachten, sondern die Geschichte der „kleinen Leute“ in den Blick zu nehmen. Die Dokumentation der Alltagsgeschichte ist somit neben der Sicherung der rechtserheblichen Verwaltungsdokumente ein wichtiges Anliegen des Fuldaer Stadtarchivs.

Hirsch_WertheimWährend die Archive bis weit in das 19. Jahrhundert hinein nur ihren jeweiligen Trägern dienten und die Öffentlichkeit keinen Zugang zu den Dokumenten erhielt, hat sich dieser Zustand inzwischen grundlegend gewandelt. Die Nutzung der öffentlich unterhaltenen Staats-, Stadt- und Kirchenarchive steht jedem Interessierten zu. Einschränkungen gibt es lediglich im Hinblick auf die Wahrung des Daten- und Urheberrechtsschutzes. Wer auch immer eine Fragestellung zur fuldischen Geschichte hat, Familien- oder Ortsforschung im Fuldaer Land betreibt oder seine Vorfahren in Fulda sucht, kann im Stadtarchiv nachfragen, ob zu seinem Thema etwas vorhanden ist. Bisher konnte man mit seiner Suche nur im Lesesaal des Archivs im Palais Buttlar an den dort vorhandenen Computern beginnen oder sich vom Archivpersonal bei der Recherche beraten lassen. Online zugänglich war nur eine Übersicht der vorhandenen Bestände.

Seit kurzem hat das Archiv einen umfangreichen Teil seiner Findbücher und Datenbanken zur Recherche ins Netz gestellt (www.fulda.de/kultur/stadtarchiv.html). Online abgefragt werden können nun die gesamten Aktenbestände vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert, Teile des Sammlungsguts, die Karten- und Planbestände, die Bibliothek und die audiovisuellen Medien sowie mehrere Datensammlungen zur Personengeschichte. Als besonderer Service weist der Bibliothekskatalog nicht nur vorhandene Büchertitel nach, sondern erfasst auch nahezu alle Zeitschriftenbeiträge aus den für die Region Fulda einschlägigen Reihen wie etwa den „Buchenblättern“ oder der „Rhönwacht“. Recherchierbar ist auch der bibliographische Nachweis zu ca. 45.000 Artikeln aus der „Fuldaer Zeitung“ sowie den sonstigen regionalen Druck- und online-Medien seit 1998.

Die im Internet zu einem Thema gefundenen Unterlagen können mit der Warenkorb-Funktion zur Einsichtnahme in den Lesesaal des Stadtarchivs bestellt werden. Dieser Service ist für schulische, heimatkundliche und einfache personengeschichtliche Fragestellungen kostenfrei.

Das besonders gefragte Bildarchiv steht nun ebenfalls öffentlich zur Verfügung. Es werden allerdings noch einige Jahre ins Land gehen, bis der weit mehr als eine Million Negative und Abzüge umfassende Bildbestand online zu sehen ist. Gründe hierfür sind nicht nur der gewaltige finanzielle und personelle Aufwand, der für die Digitalisierung und Beschreibung der Fotos zu leisten ist, sondern auch Einschränkungen durch das Urheber- und Persönlichkeitsschutzrecht. Viele Bilder können erst nach Ablauf relativ langer Schutzfristen ins Netz gestellt werden. Mit der Freischaltung des Bestandes ist nun immerhin ein Anfang gemacht.

Das neue Angebot des Stadtarchivs ist in dieser Form auf der Ebene der kommunalen Archive bundesweit mit nur wenigen anderen Archiven wie etwa in Frankfurt am Main, Nürnberg, Mannheim, Mainz oder Bamberg vergleichbar. „Vor dem Hintergrund der bedeutenden Geschichte Fuldas ist das Bestreben, mit den ,Großen‘ mithalten zu wollen, aber durchaus gerechtfertigt“, gibt Kulturamtsleiter und Stadtarchivar Dr. Thomas Heiler zu bedenken. „Wir erhoffen uns von diesem weiteren Schritt an die Öffentlichkeit eine verstärkte und vor allem quellengestützte Auseinandersetzung mit unserer Geschichte. Es muss niemand mehr eine Schwellenangst vor dem Besuch eines Archivs haben.“

Eine Datenbank erinnert an die jüdischen Bewohner Fuldas

Im Zuge der Freischaltung der Archivbestände zur online-Recherche bietet das Stadtarchiv einen weiteren Service an. Während die Nachforschung im Netz in der Regel nur den Hinweis auf das Vorhandensein einer Akte erbringt, sollen nach und nach auch die Akteninhalte digitalisiert und veröffentlicht werden. Bei insgesamt etwa 40 Millionen zu digitalisierenden Seiten, die das Archiv umfasst, versteht es sich von selbst, dass zunächst nur die bedeutendsten Quellen auf diese Weise präsentiert werden können. Den Anfang macht die sogenannte „Jüdische Meldekartei“. Sie enthält die Meldekarten aller jüdischen Bürger Fuldas, die zwischen 1895 und 1945 hier gelebt haben. Die im Netz in hoch aufgelösten Scans gezeigten Karten, deren Inhalte über mehrere Suchfunktionen recherchiert werden können, erlauben einen bisher nicht möglich gewesenen Gesamtblick auf die jüdische Bevölkerung der Stadt. Sowohl die Herkunftsorte der Zugezogenen wie die Wegzugs-, Emigrations- und Deportationsorte werden auf einen Blick sichtbar. Die Liste der Wohnadressen gibt einen sofortigen Überblick, wo in Fulda jüdische Bürger wohnten.

Die nunmehr frei zugängliche Datenbank (http://fulda-meldekartei.ifaust-online.de) soll der Anfang einer ganzen Reihe von Quellenpräsentationen zur jüdischen Geschichte Fuldas werden. Geplant ist als nächstes die Online-Edition der jüdischen Personenstandsregister.

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