Moorbirkenwälder: Ein besonderer Lebensraum im Naturschutzgebiet „Seifferts bei Oberkalbach“
Südöstlich von Oberkalbach wurde 1994 das zum Naturraum Vorder- und Kuppenrhön gehörende Naturschutzgebiet „Seifferts bei Oberkalbach“ mit einer Größe von rund 32 Hektar ausgewiesen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um bewaldete Areale.
Neben feuchtem Birken-Eichenwald ist hier vor allem der Moorbirkenwald als prioritärer Lebensraumtyp anzuführen, der 3,1 Hektar der Fläche ausmacht und in zwei Teilbereichen anzutreffen ist. Die in diesem Naturschutzgebiet bestandsmäßig gut ausgeprägte Moorbirke ist eine Baumart, die bevorzugt in Moor- und Bruchwäldern sowie in bodensauren Eichenwäldern gedeiht. Sie ist typisch für feuchte bis nasse, stark saure und nährstoffarme Böden. Außer der stellenweise bestandsprägenden Moorbirke kommen als standortgerechte Baumarten noch Schwarz-Erle, Eiche und Eberesche vor.
In der Krautschicht ist unter anderem der Siebenstern zu beobachten. Zum montanen Florenelement gehörend stellt diese Primelart eine Reliktpflanze dar. Ihr Hauptverbreitungsgebiet sind die Nadel- und Birkenwälder sowie Moore und Heiden Nordeuropas. Von hieraus konnte die wärmescheue Art während der letzten Eiszeit in Mitteleuropa einwandern, so dass es nicht verwunderlich ist, dass sie als so genanntes Glazialrelikt in unseren Breiten auf entsprechend kühle und feuchte Standorte beschränkt bleibt. Typisch ist in diesen Wäldern auch das Vorkommen verschiedener Torfmoosarten.
Bei den Moorbirkenwäldern handelt es sich um eine Waldgesellschaft, die aufgrund ihrer Seltenheit unbedingt des Schutzes und des Erhalts bedarf. Da hier feuchte Standortverhältnisse vorherrschen, ist einer Austrocknung oder Absenkung des Grundwasserspiegels unbedingt entgegenzuwirken. Weitere 0,2 Hektar dieses Waldtyps sind im Naturschutzgebiet „Struthwiesen bei Kalbach“ vorhanden (siehe Kreisseiten vom 6. September). Die Gesamtfläche dieser Waldgesellschaft in ganz Hessen beträgt nur rund 80 Hektar, was deren Seltenheit bewusst werden lässt.