Der Breitenbach bei Michelsrombach – eines der am besten untersuchten Fließgewässer in Europa
Seit Ende der 60er Jahre bis 2006 stellte der Breitenbach das wichtigste Untersuchungsobjekt der Limnologischen Flussstation in Schlitz, einer ehemaligen Außenstelle der Max-Planck-Gesellschaft, dar. Die vielfältigen Untersuchungen zusammen mit der intensiven Bearbeitung der Flora und Fauna haben dieses Ökosystem zu einem der am besten untersuchten Fließgewässer europaweit gemacht. Ziel der wissenschaftlichen Grundlagenforschung war es, die Funktionen eines intakten Fließgewässers exemplarisch verstehen zu lernen.
Abgesehen von einer ausgesprochen großen Artenvielfalt wurden im Bereich dieses Mittelgebirgsbachs einige neue Arten und sogar Gattungen erstmals gefunden, wissenschaftlich beschrieben und dokumentiert. Auch hat die relative Abgelegenheit des Gebiets eine intensive Nutzung verhindert, so dass sich eine Lebensgemeinschaft ziemlich ungestört und damit weitgehend naturnah erhalten konnte. So ist es nicht verwunderlich, dass dieses Gewässer und das begleitende Tal unter Schutz gestellt wurden.
Das seit 1990 bestehende, rund 610 Hektar große Naturschutzgebiet „Breitenbachtal bei Michelsrombach“ befindet sich acht Kilometer westlich von Hünfeld und vier Kilometer östlich von Schlitz im Osthessischen Bergland und erstreckt sich über eine Höhe von 230 bis 440 Meter. Es handelt sich um das Wiesental des Breitenbachs und die naturnahen Waldbestände seines Einzugsbereichs. Dabei ist der größte Teil des Schutzgebiets von Hainsimsen-Buchenwald geprägt. Im Breitenbach-Aspegraben-Talboden sind Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald und bachbegleitender Erlenwald anzutreffen. In einem Areal mit feuchtem Buchen-Eichenwald befinden sich ausgesprochen nasse Stellen mit hochmoorartigen Pflanzengesellschaften sowie kleinflächig vorhandener Moorbirkenwald. Da dieser im hiesigen Naturraum sehr selten ist, gilt er als besonders schutzwürdig. Auch Bereiche mit Kiefernbewuchs sind vertreten.
Der Charakter des Aspegraben-Breitenbach-Tals wird durch Wiesen bestimmt. Rotschwingel-Rotstraußgras-Wiesen wechseln mit nährstoffreichen Frischwiesen, die dem Glatthaferwiesen- sowie Goldhaferwiesentyp zuzurechnen sind. Auch gibt’s es unter den Feuchtwiesen Mädesüßflächen mit einem üppigen Vorkommen von Mädesüß, Großem Wiesenknopf, Sumpf-Schafgarbe und Wald-Engelwurz. Zudem kommen Nasswiesen in Form von Waldbinsenwiesen vor. Sie sind bevorzugt entlang des Breitenbachs zu finden und zwar an solchen Stellen, an denen vom Talboden Wasser zusickert. Im Aspegraben sowie an den Ufern des Breitenbachs sind Schilf-, Rohrglanzgras-, Binsen- und Seggenbestände vorhanden. Darüber hinaus tragen Heckenzüge, Mäntel und Säume zum abwechslungsreichen Biotopmosaik dieses Gebiets bei. Hinzu kommen Grünlandbrachen.
Neben dem floristischen Reichtum, der durch das Vorkommen einer Vielzahl von Algen und Moosen ergänzt wird, sind die mehrzelligen Tiere hier sehr zahlreich vertreten; seien es Schmetterlinge, Käfer, Wanzen, Schwebfliegen, Libellen, Muscheln und Schnecken sowie Amphibien, Reptilien, Fische, Säugetiere und Vögel. Insgesamt handelt es sich um ein Gebiet von herausragender Bedeutung, das mittlerweile den Status eines FFH (Flora-Fauna-Habitat)-Gebiets hat.