Interessante Projekte am Forschungszentrum Neu-Ulrichstein
Im Sommer und Herbst 2015 konnte man zwischen Homberg (Ohm) und Kirtorf am späten Abend oder frühen Morgen immer wieder Leute mit Kisten und Koffern über verschiedene Wiesen in den Gemarkungen von Kirtorf, Lehrbach, Erbenhausen und Dannenrod laufen sehen. Tafeln an diesen Flächen wiesen auf das Forschungszentrum Neu-Ulrichstein (FNU) in Homberg (Ohm) hin. In der Tat waren es Mitarbeiter des FNU und der Firma tier3 solutions GmbH bei einer groß angelegten Untersuchung. Erforscht wurde das Vorkommen und die zahlenmäßige Entwicklung von Feldmäusen, die bevorzugt auf Wiesen und Brachflächen leben.
Die Feldmaus ist unser häufigstes heimisches Säugetier, das gelegentlich auch als landwirtschaftlicher Schädling auftritt. Vor allem spielt sie jedoch im Naturhaushalt eine entscheidende Rolle als Nahrung für viele Greifvögel, Eulen und andere Beutegreifer. Da die Feldmaus häufig ist und gerade in landwirtschaftlich genutzten Bereichen vorkommt, ist sie auch bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln zu berücksichtigen. Pflanzenschutzmittel werden von unseren Landwirten benötigt, um z.B. Pilzerkrankungen an Feldfrüchten zu kontrollieren. Obwohl diese Mittel unbestreitbar nützlich sind und ihr Einsatz zur Sicherung der Ernteerträge notwendig ist, stellt der Gesetzgeber für ihre Zulassung strenge Anforderungen an den Umweltschutz. So muss u.a. geprüft werden, ob heimische Wildtiere von diesen Substanzen nicht negativ betroffen werden. Das geschieht hauptsächlich im Labor, doch auch die Lebensdaten von wildlebenden Tieren werden dazu herangezogen. Die Feldmaus ist, da sie auf landwirtschaftlichen Flächen häufig vorkommt, ein ideales Tier für kompliziertere Freilanduntersuchungen.
Der Wissenschaftler Christian Miersch erläutert den Versuchsaufbau: „Auf insgesamt 14 Wiesen in der näheren Umgebung wurden über 800 Lebendfallen aufgestellt. So konnten wir den ganzen Sommer die Entwicklung der Feldmauspopulationen messen. Gefangen wurde nur nachts. Dazu stellen wir die Fallen spät abends fängig und müssen sie dann spätestens nach acht Stunden kontrollieren Das hieß allerdings auch jeden Morgen ab 04.00 Uhr raus und die Fallen überprüfen.“
Die Ergebnisse sind für das Forscherteam sehr klar. Das geprüfte Mittel zeigte keine versteckten, negativen Effekte und kann somit vom Hersteller in der Zulassung weiter bearbeitet werden. Aber auch die allgemeine Entwicklung der Mäuse war ganz aufschlussreich. Der letzte Winter war mild, die Mäusepopulation bereits im Vorjahr sehr hoch. In der Regel brechen die Populationen, wenn es so hohe Bestände gibt, nach ein bis zwei Jahren aus natürlichen Gründen komplett zusammen. Die Forscher erwarten nun eine deutliche Reduzierung der Feldmausbestände im kommenden Jahr. Aber auch dieser Winter beginnt sehr mild und so bleibt spannend, wie es im kommenden Jahr bei den Feldmaus-Beständen aussehen wird.
Abgesetzter Text zur Ergänzung:
Feldmäuse sind die häufigsten Kleinsäuger in unserer heimischen Landschaft. Ebenso weit verbreitet, wenn auch nicht in ganz so großer Anzahl findet man die Waldmaus, die trotz ihres Namens häufig an Feldrändern zu finden ist. In Gehölzen und Hecken trifft man oft auf die nahe verwandte Gelbhalsmaus oder auch auf die Rötelmaus. Neben diesen häufigen Arten sind im Vogelbergkreis auch seltene Kleinsäuger, wie z.B. die Sumpfspitzmaus zu finden.
Bildunterschrift:
Die Feldmaus wurde am häufigsten in der auf 14 ha Wiesen angelegten Großuntersuchung im Sommer 2015 von Forschern am Forschungszentrum Neu-Ulrichstein festgestellt.