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„Perspektive für Flüchtlinge“ der Arbeitsagentur hilft Menschen mit Fluchthintergrund sich zu orientieren

„Wenn man fragt, bekommt man Antworten“ – So einfach erklärt jemand seine Orientierungsweise, der schon eine lange Reise hinter sich hat. Per Schiff, Zug, Bus und zu Fuß ist Leheng Kassem von Syrien nach Deutschland gekommen und vor gut einem halben Jahr schließlich nach Fulda. Aus der Frage nach der richtigen Himmelsrichtung, den nächsten Grenzen und dem sichersten Aufenthaltsort wurde die Frage nach der beruflichen Zukunft. Diese hat ihn inzwischen als Praktikant ins Klinikum Fulda geführt, wo er gerade seine vorläufig letzten Arbeitstage hat.

Eine Fördermaßnahme der Arbeitsagentur Fulda hat das möglich gemacht. „Perspektive für Flüchtlinge“, kurz PerF beinhaltet neben Sprachtraining und einer gründlichen Einführung in die Strukturen unserer Gesellschaft auch ein sechswöchiges Praktikum in einem Betrieb. „Alle 27 Teilnehmer, die derzeit an dieser zwölf Wochen dauernden Maßnahme teilnehmen, haben einen Praktikumsplatz gefunden“, erklärt Lisa Moises, Bereichsleiterin der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, die in diesem Zusammenhang das Engagement der Bildungsträger hervorhebt. Einen beruflichen Ansatz finden die Flüchtlinge in vielen Bereichen, wie beispielsweise in der Gastronomie, im Handwerk sowie im Verkauf.

Oftmals kommen den – zumeist jüngeren – Menschen Erfahrungen zu Gute, die sie bereits in ihrem Heimatland angehäuft haben. So hatte Leheng Kassem in Syrien nach seinem Abitur bereits ein Jahr Medizin studiert, bevor er sich aus seiner ausgebombten Heimatstadt auf die ein Jahr lang dauernde, beschwerliche Reise machte. Nun hilft er auf der Station, wo er kann, bereitet Betten auf, bringt Patienten zum Röntgen, teilt Essen aus.

Die Weiterführung dieses Studiums ist sein erklärtes Ziel. „Vielleicht auch erstmal über Umwege, wie beispielsweise eine Ausbildung in der Pflege“, schränkt er ein, aber lange Wege sind ja kein Problem für ihn. Jeden Morgen nimmt er eine einstündige Busfahrt in Kauf, um an seinen Praktikumsplatz zu gelangen. ‚Während seine Eltern und die jüngere Schwester in München gestrandet sind, wohnt er zusammen mit seinem älteren Bruder in der Rhön, wo es ihm gut gefällt. Die Menschen seien zuvorkommend, ebenso wie seine Kolleginnen und Kollegen an der Arbeit, denen er als fleißiger und zuverlässiger Helfer zur Hand geht. „Ich brauche Kontakte, damit ich noch besser Deutsch lerne“, weiß der 21-Jährige. Die deutsche Sprache hat er sich selbst angeeignet und drückt sich nach wenigen Monaten schon erstaunlich gut aus.

Nach der Praktikumsphase sollen im Rahmen der PerF-Maßnahme die Sprachkenntnisse jetzt vertieft werden; so erhofft sich der junge Mann weitere Fortschritte, auch wenn er die Station nur ungern verlässt. „Wir hätten ihn gern noch ein wenig länger behalten“, verrät die Pflegedienstleiterin des Klinikums, Claudia Venus, die Lehengs freundliche, aufgeschlossene Wesen lobt. Sie kann sich gut vorstellen, auch in Zukunft Flüchtlinge als Praktikanten zu beschäftigen.

Leheng Kassems Weg in seine berufliche Zukunft begleitet die Arbeitsagentur weiter, auch wenn die Fördermaßnahme in einigen Wochen beendet sein wird. Die nächsten Fragen kommen bestimmt …

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