40 Jahre Osterputz im Landkreis Fulda
Rund 150.000 fleißige Helfer, mehr als 20.000 unentgeltlich erbrachte Arbeitsstunden, etwa 200.000 gefüllte Müllsäcke und rund 15.000 Kubikmeter Müll, der an Straßen- und Waldrändern sowie an Flussläufen gesammelt wurde – das sind die aktuellen „Bilanzkennzahlen“ der Osterputzaktion im Fuldaer Land.
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hatte die Bürgerinnen und Bürger der Region vor ziemlich genau 40 Jahren zum ersten Mal dazu aufgerufen, sich bei der Müllbeseitigung in Wald und Flur zu engagieren. Dass die Aktion über die Jahre zu einem Selbstläufer geworden ist und bis heute viele freiwillige Helfer in Schulen, Gemeinden, Vereinen und Institutionen findet, freut insbesondere den Initiator.
Dr. Hennig Faust hatte mit Unterstützung des damaligen Landrats Fritz Kramer im Frühjahr 1976 die Aktion ins Leben gerufen. Dr. Faust, der von 1975 bis 1998 Leiter des Forstamts Fulda und viele Jahre Geschäftsführer des Kreisverbandes der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald war, erinnert sich daran, dass bei der Premiere die Stadt Fulda, die Gemeinden Großenlüder und Bad Salzschlirf sowie die Revierförstereien des Forstamtes Fulda beteiligt waren. „Bereits ein Jahr später“, so Dr. Faust, „wurde die Aktion auf den gesamten Landkreis ausgeweitet, und in den 1990er Jahren wurde auch in Thüringen sowie in Unterfranken mit dem gemeinschaftlichen Müllsammeln begonnen.“
Beim Blick zurück erinnern sich der 82-Jährige und sein Mitstreiter Jochen Rümann (69), der ebenfalls im Forstamt tätig war und Kassierer bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ist, an viele Anekdoten, die Zuhörer zum Schmunzeln, unter Umständen aber auch zum Gruseln bringen können. So gehörten beispielsweise ein Totenkopf zu den besonders skurrilen und Präservative zu den eher kompromittierenden Fundstücken.
Besonders lebhaft sind den pensionierten Förstern die gemeinschaftlichen Einsätze mit den Truppen des in Fulda stationierten US-Militärs in Erinnerung geblieben. „Mit unseren amerikanischen Freunden waren wir vor allem auf den Flüssen und an den Flussläufen im Einsatz. Das schwere technische Gerät und die Soldatenkraft waren unentbehrlich“, erklärt Dr. Faust, dem bei der Aktion auch immer der Faktor Umweltbildung wichtig war.
Doch die pädagogische Bilanz fällt nach 40 Jahren Osterputz eher realistisch als optimistisch aus. „In den 1960er und 1970er Jahren gab es viele großformatige Umweltsünden wie Autowracks, Kühlschränke, Fernseher oder Reifen. In der Zeit ohne Flaschen- und Dosenpfand glich der Wald einer Müllkippe“, so der Pensionär. „Erst die Einführung des Pfands in 2004“, ergänzt Jochen Rümann, „hat zu einem merklichen Rückgang des achtlos weggeworfenen Mülls geführt. Wir können heute sagen, dass der Müll kleiner und weniger geworden ist. Überflüssig ist eine Osterputzaktion aber leider immer noch nicht“, so Rümann. Wenn jeder seinen Abfall mitnehmen und adäquat entsorgen würde, wäre dies vielleicht anders.
Umso mehr freuen sich Rümann und Faust darüber, dass die beteiligten Schulen das Thema Umweltbildung im Rahmen der Osterputzaktion aufgreifen und die Aktion seit vielen Jahren vom Landkreis Fulda, der Sparkasse Fulda, der Rhön Energie und die Firma KCL in Eichenzell, die jährlich über 5000 Handschuhe spendet, unterstützt wird.
Im Jubiläumsjahr der Osterputzaktion schließt sich übrigens ein Kreis. Denn der Startschuss fällt nächste Woche – wie schon im Jahr 1976 – in Bad Salzschlirf. Die Schülerinnen und Schüler der Bonifatiusschule werden am 9. März den Anfang beim großflächigen Säubern machen.