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Angebote für Flüchtlinge in Nationalen Naturlandschaften

In den ländlichen Räumen Deutschlands wurden in den vergangenen Monaten mehr und mehr Flüchtlingsunterkünfte eingerichtet und Flüchtlinge untergebracht. Davon sind auch die Nationalen Naturlandschaften Deutschlands, gemeint sind die Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturparke, bundesweit betroffen. Auf Einladung des Dachverbandes EUROPARC Deutschland und dem Biosphärenreservat Rhön trafen sich nun Vertreter aus den Schutzgebieten, um über Chancen und Möglichkeiten der Integration von Flüchtlingen zu beraten. Um einen Einblick in die aktuelle Situation zu bekommen, tagten die Schutzgebiete beim Jugendhilfeverband St. Elisabeth, welcher in Dietershausen eine Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreibt.
Die Begrüßung übernahmen Anne Schierenberg von EUROPARC und Martin Kremer vom Biosphärenreservat Rhön. Kremer verwies auf die große Bedeutung von Zuwanderung für das gesellschaftliche Leben in Deutschland aufgrund der geringen Geburtenrate, dem Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge und dem Arbeitskräfte Mangel in der Zukunft. Aus seiner Sicht stelle die Integration sowohl eine Herausforderung, aber auch als Chance für den ländlichen Raum dar.

Christof Schneider vom Sozialhilfeverbund St. Elisabeth (Caritas) informierte über unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und deren Unterbringung in der Einrichtung. Die Jugendhilfe unterscheide sich deutlich von der allgemeinen Flüchtlingshilfe und bringe Vorteile wie besserer Zugang zu Sprachkursen und einen guten Betreuungsschlüssel mit sich. Konfliktpotentiale entstehen oft durch Langweile. Daher seien schnelle Zugänge zu Sprachkursen, Schule und Praktika wichtig. Er berichtete, dass die jugendlichen Flüchtlinge größtenteils aus den Kriegsgebieten in Afghanistan und Syrien kommen und häufig druchaus über einen einen guten Bildungsstand verfügen. Ein Problem sei, dass viele Flüchtlinge lieber in Städte als in den ländlichen Raum wollen und es schwer sei, Mitarbeiter für die Betreuung zu finden. Ein weiteres Hindernis sei, dass Engagement und Ehrenamt in vielen Kulturkreisen nicht üblich ist und es meist kleine Anreize braucht, um die Jugendlichen zu motivieren.

Thomas Orf, Fachdienstleiter Zuwanderung beim Landkreis Fulda informierte über verschiedene Verfahren der Verteilung und Unterbringung von Flüchtlingen. Der Bund sei zunächst verantwortlich für die Asylverfahren und delegiere die Verteilung und Unterbringung dann nach dem Königssteiner Schlüssel (Hessen 7,36%) an die Länder, welche auch alle eine Erstaufnahmeeinrichtung besitzen. In Hessen folgt die weitere Verteilung auf die Kreise dann anhand einer Quotenregelung (Fulda 4,5%). Orf lobte die gute Zusammenarbeit der Verwaltung und der in der Flüchtlingshilfe engagierten Verbände wie AWO, Caritas, Malteser und DRK.

Anna Groß von der Arbeitsvermittlung Asyl erläuterte, welche Hürden Flüchtlinge zu nehmen haben, bis ein Zugang zum Arbeitsmarkt möglich ist.

Gegenstand des Austausches war es auch, Praxiserfahrungen aus den Schutzgebieten vorzustellen. So werden im Nationalpark Bayerischer Wald kleinere Aktionne, die der Freizeitgestaltung dienen, organisiert. Franz Riedel berichtet in diesem Zusammenhang vom Besuch des Waldspielgeländes, des Tierfreigeländes oder dem Baumwipfelpfad. Vor allem bei Kindern kommen die Angebote gut an.

Arnold Will, Rhönranger, berichtete von der Aktion „Apfelernte“, die im Herbst 2015 mit unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen durchgeführt wurde. Ein Teil des Obstes wurde für die Fuldaer Tafel gepflückt, der Rest zu Saft weiterverarbeitet. Am Ende waren es 6500l Apfelsaft, die eingelagert werden konnten Justitiar und Caritasvorstand Malte Crome referierte zu rechtlichen Aspekten bei der Beschäftigung von Flüchtlingen. Er unterstrich die Bedeutung möglichst frühzeitig mit der Integration in Form von Sprachkursen zu beginnen. Weitere Eckpunkte seiner Ausführungen waren die Altersbestimmungen, Wohnformen und der Einsatz von Jugendlichen, wobei er die vorherige Prüfung des Aufenthaltsstatus und Absprache mit der Ausländerbehörde dringend empfahl. Vor allem bei Freiwilligeneinsätzen mit unbegleiteten minderjährigen Ausländern sei eine Kooperation mit den regionalen Trägern notwendig.

Lisa Mäder vom Nationalpark Hainich berichtet von den Erfahrungen  gemeinsamer Bastelaktionen mit Flüchtlingen. Franziska Jacob vom Naturpark Schiefergebirge informierte über eine Veranstaltung auf einer Streuobstwiese mit gemeinsamem Lagerfeuer. Manfred Lütkepohl von der Naturwacht Brandenburg berichtete die Erabeitung spezieller Informationen für Flüchtlingen zu den Schutzgebieten, die Unterstützung von Helfernetzwerke durch die Ranger sowie über spezielle Angebote für Flüchtlingskinder. Ein Ziel in Brandenburg sei es, Flüchtlingskinder in den  Junior-Ranger-Gruppen zu integrieren.

Als Fazit kamen die Teilnehmer zu dem Ergebnis, dass es noch große Diskrepanzen zwischen Theorie und Praxis gibt und die Schutzgebiete meist noch am Anfang stehen. Es gelte, sowohl intern als auch nach außen Überzeugungsarbeit zu leisten.

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