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Weitgehend naturnahe und teilweise urwaldartige Laubwaldbestände am Stirnberg bei Wüstensachsen

242-Stirnberg2Das Naturschutzgebiet „Stirnberg bei Wüstensachsen“ gehört zum Naturraum Hohe Rhön und ist durch das für die Hochlagen typisch raue Mittelgebirgsklima geprägt. Der überwiegend von Wald bedeckte, östlich von Wüstensachsen gelegene Stirnberg wurde 1990 mit einer Größe von 137 Hektar unter Schutz gestellt. 1997 wurde ein Anteil von etwa 71 Hektar zudem als Kernzone des Biosphärenreservats ausgewiesen.

Das Naturschutzgebiet am Stirnberg zählt zu den 31 in Hessen gegenwärtig bestehenden Naturwaldreservaten, die die für unser Bundesland charakteristischen Waldgesellschaftlichen repräsentieren. In ihnen soll die natürliche Waldentwicklung ungestört ablaufen. Wenn hier langfristig jegliche menschliche Eingriffe unterbleiben, haben Teile solcher ehemals durch Bewirtschaftung geprägten Wälder die Chance, sich zu „Urwäldern von morgen“ zu entwickeln.

Die Laubwaldbestände am Stirnberg werden vor allem von Zahnwurz-Buchenwald bestimmt. Die vorherrschende Rotbuche wird von Berg-Ahorn, Esche, Spitz-Ahorn und Berg-Ulme begleitet. In der Krautschicht sind Waldmeister, Zwiebel-Zahnwurz, Goldnessel, Wald-Veilchen, Bingelkraut, Hohler Lerchensporn, Märzenbecher, Busch-Windröschen, Wald-Sauerklee und Waldgerste vorhanden. Als typische Hochlagenarten treten vielfach Platanenblättriger Hahnenfuß, Silberblatt, Breitblättrige Glockenblume, Quirlblättrige Weißwurz oder Glänzender Kerbel auf.

242-Stirnberg4Mosaikartig verzahnt ist diese Buchenwaldgesellschaft mit kleinflächig ausgebildeten Beständen des Waldgestern-Buchgenwalds. In steileren Hanglagen über Basaltschutt findet sich am Nordosthang sowie am Westhang des Stirnbergs Sommerlinden-Bergulmen-Blockschuttwald. Die sonst konkurrenzstärkere Buche tritt an diesen Stellen zugunsten von Berg-Ahorn und Berg-Ulme deutlich zurück. Diese weitgehend natürliche und recht urwaldartig anmutende Waldgesellschaft ist ökologisch äußerst wertvoll und ausgesprochen erhaltungswürdig.

Als eine weitere Waldgesellschaft ist der Hainmieren-Erlenwald zu nennen, der vereinzelt und nur sehr kleinflächig entlang von Bachläufen im Norden des Naturschutzgebiets vorkommt. Im Unterschied zum Zahnwurz-Buchenwald ist dieser von der Schwarzerle dominierte Waldtyp durch eine zweite Baumschicht gekennzeichnet. Zudem ist die Strauchschicht relativ dicht ausgebildet. In großer Anzahl gedeihen Feuchte- und Nässezeiger wie Wechsel- und Gegenblättriges Milzkraut, Mädesüß, Wald-Ziest, Hain-Sternmiere, Bitteres Schaumkraut oder Kohl-Kratzdistel.

242-Stirnberg3Abgesehen von den Laubwaldbeständen war früher ein großer Teil im Kuppenbereich des Stirnbergs mit nicht standortgerechten Fichtenbeständen bestockt, die durch Aufforstungen nach einer jahrhundertelangen Hute- und Mähnutzung vermutlich am Ende der 50er Jahre entstanden sind. Mittlerweile wurden die teilweise von Schnee- und Windbruch stark geschädigten Bäume in weiten Teilen gerodet. Eine derartige Freistellung und anschließende Offenhaltung des oberen Stirnbergs stellt einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt des Birkwildbestands in der Rhön dar.

Obwohl das Naturschutzgebiet auch wertvolle, durch extensive Beweidung entstandene Grünlandbiotope, Quellfluren und Seggenrieder mit seltenen Pflanzen- und Tierarten aufweist, sind es in erster Linie die vielfältigen und weitgehend naturnahen Buchenwaldbestände sowie die an Sonderstandorte gebundenen einzigartigen Waldgesellschaften, die den hohen ökologischen Wert dieses Gebiets ausmachen. Seine herausragende Stellung hinsichtlich der Artenvielfalt dokumentieren auch die Ergebnisse erster faunistischer Voruntersuchungen.

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