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Gute Bedingungen für die Wildkatze in der Rhön: Stabile Bestände

Die Europäische Wildkatze ist in Deutschland stark gefährdet, denn sie ist auf ungestörte Wälder und strauchreiches Offenland angewiesen. Im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön findet die Wildkatze genau diese Bedingungen und damit auch weiterhin ausreichend Lebensraum. Das ergaben neue Untersuchungen.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) in Mitteleuropa nahezu ausgerottet. Deshalb gilt die Art heute in Deutschland als stark gefährdet. Dank intensiver Schutzmaßnahmen erholen sich die Bestände jedoch langsam. So fasst die Wildkatze in deutschen Wäldern wieder Fuß.

Die Wildkatze ist eine scheue nächtliche Jägerin, die nur sehr selten beobachtet werden kann. Da die Tiere zudem äußerlich nur schwer von wildfarbenen Hauskatzen unterschieden werden können, erfolgt ein eindeutiger Wildkatzennachweis mittels modernster genetischer Analysen, wie sie auch in der Kriminaltechnik zur Anwendung kommen. Anhand von gesammelten Haar- und Fellproben wird ein „genetischer Fingerabdruck“ erstellt. Er klärt nicht nur zweifelsfrei die Artzugehörigkeit (Haus- oder Wildkatze) sondern kann auch einzelne Individuen unterscheiden sowie Geschlecht und Verwandtschaftsverhältnisse offenlegen.

Im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön wurden seit 2008 im Rahmen eines länderübergreifenden Aktionsplans spezielle Lockstöcke aufgestellt, die mit einem für Wildkatzen unwiderstehlichen Baldrian-Extrakt bestrichen sind. Vom Baldrianduft angelockt, reiben sich Katzen daran und hinterlassen so einzelne Haare an den aufgerauten Stöcken, die dann eingesammelt und zur Auswertung gegeben werden. So ließ sich in den vergangenen Jahren der Nachweis erbringen, dass das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön eine beachtliche Population von Wildkatzen beheimatet und zudem ein wichtiger Korridor für durchwandernde Tiere ist.

Auch 2015 haben die bayerische und die hessische Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön zusammen mit der Wildland Stiftung Bayern und dem Senckenberg Labor für Wildtiergenetik weitere Haar- und Fellproben untersucht und konnten so 35 neue Wildkatzennachweise erbringen. Außerdem lassen die erstellten genetischen Fingerabdrücke darauf schließen, dass die Wildkatzen der Rhön von unterschiedlicher Abstammung sind, hier also verschiedene Wildkatzenpopulationen aufeinandertreffen. Auch zeigten die genetischen Untersuchungen eine alte Bekannte: ein bereits 2013 per Lockstock in der Kernzone Gangolfsberg nachgewiesenes Wildkatzen-Weibchen wurde knapp drei Jahre später nur ca. einen Kilometer westlich ihres Erstnachweisortes wiedergefunden. Das Tier scheint somit seinem Standort treu geblieben zu sein.

Wildkatzen benötigen totholzreiche Wälder und ungestörte Rückzugsräume zur Aufzucht ihrer Jungen. Im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön finden sie beides noch vor. Auch für die Vernetzung verschiedener Populationen wie der im Nationalpark Hainich (Thüringen) oder im Spessart ist das Dreiländer-Mittelgebirge Rhön im Zentrum Deutschlands eine wichtige „Drehscheibe“. Somit kommt dem UNESCO-Biosphärenreservat Rhön eine für den Schutz der Wildkatzen herausragende Bedeutung zu.

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Umwelt & Tourismus