Logo

Ursprünglich als Mahnmal für Gefallene des Ersten Weltkriegs auf Wasserkuppe errichtet

Wer sich das eindrucksvolle Gebirgspanorama der Hochrhön betrachtet, wird etwas unterhalb des 875 hohen markanten Gipfel des Pferdskopfs – jedem Rhönfreund bekannt – ein großes Holzkreuz ausmachen. Es steht hier zum Gedenken an die Opfer beider Weltkriege.

Wir schreiben das Jahr 1916 mitten im Ersten Weltkrieg, die Zahl der Opfer nimmt täglich zu, und wie so oft in schweren Zeiten tritt der Gedanke an Gott wieder mehr in den Vordergrund. Die Idee, ein Mahnmal für die Gefallenen der Pfarrei Poppenhausen aufzustellen, nimmt Gestalt an. Zudem, so lesen wir im Gersfelder Kreisblatt vom 11. Juli, könnten hier auch die Turner und Besucher der alljährlich auf der Wasserkuppe stattfindenden Rhönturnfeste ihrer „sonntäglichen Pflicht nachkommen“.

Damit war auch schon die Örtlichkeit „Wasserkuppe“ festgelegt und mit dem Poppenhausener Kaplan Konrad Trageser eine geeignete Person gefunden, die voller Elan für die Sache warb und die erforderlichen Sach- oder Geldspenden beschaffte. Am 6. Juli 1916 wurde das von Zimmermeister Friedrich Römmelt aus Eiche gefertigte zwölf Meter hohe Kreuz mit Hilfe von 35 Personen, darunter auch zehn gerade auf Fronturlaub befindlichen Turnvereinsmitglieder aufgerichtet. Nach der Einweihung am Fest Mariä Himmelfahrt zelebrierte Kaplan Trageser am 20. August den ersten Feldgottesdienst unter dem Kreuz, und bis in die dreißiger Jahre wurde diese Tradition alljährlich während des Rhönturnfests aufrechterhalten.

Während des Dritten Reichs war das christliche Kreuz verpönt, und so verwundert es nicht, dass es im Herbst 1937 nicht mehr stand, einfach abgesägt, niemand war informiert worden. Pfarrer Trageser, jetzt in Marbach tätig, hatte es von dort mit seinem Fernglas am 16. Oktober nicht mehr gesehen. Auf diese Hiobsbotschaft von Trageser hin legte der Poppenhausener Altbürgermeister und Vorsitzender des Turnvereins, Joseph Bub, massiven Protest bei der Reichssegelfliegerschule und dem Luftfahrtamt Berlin ein. Von diesen Stellen wurde erklärt, dass das Mahnmal auf Antrag der Firma Telefunken wegen „Funkstörungen“ und auch wegen Störungen des Flugbetriebs „entfernt“ worden sei.

Durch zähe Verhandlungen konnte Ende des Jahres erreicht werden, dass das Kreuz auf den Pferdskopf „versetzt“ werden durfte. Da aus Gründen der Flugsicherheit die höchste Stelle nicht in Frage kam, wählte man unter Mithilfe einer hölzernen Stange, an der ein weißes Laken befestigt war, einen geeigneten Standort aus, der von Poppenhausen und auch von fast allen Ecken der Pfarrei zu sehen war. Die versiegelte Flasche mit der von Kaplan Trageser im Jahr 1916  handgeschriebenen Urkunde steckte noch im Boden des heute noch sichtbaren Sockels auf der Wasserkuppe. Sie wurde geborgen und mit einem neuen Dokument unter dem am 30. September 1938 unterhalb des Pferdskopf-Gipfels am Kamm zum „Goldloch“ wiedererrichteten Mahnmal eingegraben.

Im Sommer 1951 erfolgte eine Renovierung und dann am 7. Juli die Neueinweihung. Eine neue von Bürgermeister Benno Bub geschnitzte Holztafel erhielt die nun ergänzte Inschrift: „1914-18 Volk gedenke derer die auf deinen Höhen gestorben sind an ihren Wunden 1939-45“. Als das Alter des nunmehr 50jährigen Kreuzes sich aber immer mehr bemerkbar machte, wurde ein neues Mahnkreuz errichtet. Zuschüsse von Landkreis und Gemeinde sowie beachtliche Eigenleistungen ortsansässiger Handwerker und Vereine machten es möglich, dass am 17. Juni 1966 das von Oberbaurat Göschel geplante Kreuz eingeweiht  und der Kriegerkameradschaft zur Pflege übertragen werden konnte. Am 18. September 1999 wiederum wurde ein neues Kreuz aufgerichtet, dessen feierliche Einweihung Dechant Erwin Lachnit am 13. Mai 2000 vornahm.

Feierstunde
Die Gemeinde Poppenhausen veranstaltet am Freitag, 8. Juli, 17 Uhr am Gedenkkreuz aus Anlass des 100jährigen Jubiläums eine Feierstunde. Der Abschluss findet um 18.30 Uhr im Gasthof Heckenhöfchen statt.

Categories:

Alle Nachrichten