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8. Rhöner Wurstmarkt am 8./9.10.2016: Themenschwerpunkt: Nachwuchs für das Metzger-Handwerk

WuMa_HWKPräs_Neugebauer_DHugo Neugebauer, Präsident der Handwerkskammer Unterfranken,
Konrad Ammon jun., Landesinnungsmeister des Bayerischen Fleischerverbandes

Die Entwicklung der Ausbildungszahlen im Fleischerhandwerk ist besorgniserregend. Wie beurteilen Sie die Situation?

Hugo Neugebauer: „Der Fachkräftemangel und die fehlenden Lehrlinge im Metzgerhandwerk machen mir große Sorgen. Wir können nur in den Schulen und bei den vielen Berufsinformations-Veranstaltungen für unseren wichtigen und wunderbaren Metzgerberuf werben. Dass sich die Feinschmeckermesse das Thema Ausbildungsförderung auf die Fahnen geschrieben hat, halte ich für ein wichtiges Signal. Ich hoffe, dass die eigens eingerichtete Wurstschauküche im Rathaus das Interesse junger Leute für den Beruf des Metzgers oder der Metzgereifachverkäufers/-in weckt.

Konrad Ammon jun.: Der Rückgang der Lehrlingszahlen ist eine große Herausforderung – nicht nur für das Bayerische Metzgerhandwerk, denn die aktuelle Entwicklung trifft alle Branchen. Die Ursachen liegen in erster Linie in den sinkenden Schülerzahlen. Unseren Innungsbetrieben begegnet in Gesprächen allerdings oft das Bild vom „blutrünstigen Metzger“. Dieses Image ist aus den 1970er Jahren und hat mit dem aktuellen Berufsbild wenig zu tun. Metzger sind heute Wurstmacher, Ernährungsberater und Eventmanager, also Genusshandwerker.

Wie wird die Entwicklung weitergehen?

Hugo Neugebauer: Das Metzgerhandwerk hat in den letzten Jahren viele Betriebe bedingt durch den Preiskampf mit den Supermärkten verloren. Die Metzgereien, die noch am Markt sind, sind leistungsstarke und innovative Betriebe, die gut ausgelastet sind. Um die Vielfalt unserer guten Fleisch- und Wurstwaren in der Rhön zu erhalten, brauchen wir ein starkes Metzgerhandwerk. Dies entscheidet auch das Kaufverhalten der Bevölkerung mit.

Konrad Ammon jun.: Aktuell haben wir in Großstädten wie München eine positive Tendenz. Junge Menschen interessieren sich verstärkt für das Ernährungshandwerk und beginnen wieder eine Lehre in Produktion oder Verkauf. Die Aufstiegschancen in unserem Handwerk sind sehr gut und eröffnen den jungen Menschen vielfältige Perspektiven. Positiv ist außerdem, dass die Wertigkeit der Lebensmittel wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückt und nicht nur der Preis das entscheidende Kaufkriterium ist. Auch die Punkte Regionalität, Authentizität, Kompetenz und Vertrauen spielen beim Lebensmitteleinkauf verstärkt eine Rolle. Hier kann der Innungsmetzger des Vertrauens punkten und mit individuellen Produkten den Geschmack der Kunden treffen. Wenn die Leute mehr beim Metzger im Ort einkaufen, wird auch das Berufsbild und Image ins richtige Licht gerückt.

Was empfehlen Sie Ihren Mitgliedern, junge Leute für das Fleischerhandwerk zu gewinnen?

Hugo Neugebauer: Ich bin selbst seit über 50 Jahren Metzger mit Leib und Seele. Meine Kunden mit guten und vor allem regionalen Wurstspezialitäten zu versorgen, macht mir auch heute noch Spaß. Wir haben einen großen Anteil daran, den Menschen Essensgenuss und damit auch Lebensqualität zu bieten. Wir müssen versuchen, unsere Leidenschaft bei jungen Leuten zu entfachen. Unsere Kammer bietet Unternehmen zeitgemäße Informationsmedien. Es ist wichtig, dass die Betriebe diese Unterstützung nutzen, um die Jugend zu erreichen.

Konrad Ammon jun.: Der Berufsnachwuchs ist die Zukunft unseres Handwerks. Die Betriebe sollten verstärkt ausbilden und das Wissen an die nächsten Generationen weitergeben. Dabei ist es entscheidend, dass wir wieder stolz auf unseren Beruf sind, der zu einem der schönsten der Welt gehört. Wir sind Genusshandwerker und das sollten wir stärker nach außen tragen!

Das Interview führte Tonya Schulz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Rhöner Wurstmarkt.

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