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Rhöner Wurstmarkt wirbt für Metzgerberuf

Bald findet zum achten Mal der Rhöner Wurstmarkt statt. Der Andrang von Feinschmeckern aus ganz Deutschland wird groß sein. Die Metzger plagen jedoch Nachwuchssorgen. Immer weniger junge Leute begeistern sich für das traditionelle Handwerk. Im Gegensatz dazu liegt der Fleischkonsum nach wie vor hoch. Grund genug, die Ausbildung als Schwerpunkt-Thema für die diesjährige Veranstaltung am 8./9. Oktober zu wählen.

Im Gegensatz zu den sinkenden Zahlen von Fleischerfachbetrieben und Auszubildenden hat sich der Fleischkonsum der Bundesbürger schon seit 30 Jahren auf satte 60 Kilogramm pro Jahr eingependelt, sagt die Statistik des Deutschen Fleischerverbandes. Wer soll also die schmackhaften Wurst- und Schinkenprodukte künftig produzieren?

„Das Metzgerhandwerk hat viele Betriebe bedingt durch den Preiskampf mit den Supermärkten verloren. Die Metzgereien, die noch am Markt sind, sind leistungsstarke und innovative Betriebe, die gut ausgelastet sind. Um die Vielfalt unserer guten Fleisch- und Wurstwaren in der Rhön zu erhalten, braucht es ein starkes Metzgerhandwerk. Dies entscheidet das Kaufverhalten der Bevölkerung mit“, weiß Hugo Neugebauer, Präsident der Handwerkskammer Unterfranken, aus eigener Erfahrung.

Wurstschauküche
Die Initiatoren des bundesweit bekannten Rhöner Wurstmarkts nutzen das Podium der Feinschmeckermesse am 8./9. Oktober in Ostheim v.d. Rhön für eine intensive Nachwuchswerbung. Hierfür wird eine Wurstschauküche installiert. Die Demonstrationen des Handwerks sollen das Interesse junger Leute für den Beruf des Metzgers oder des/der Metzgereifachverkäufers/-in wecken. Ebenso wird eine Infothek mit Broschüren und Filmen von den Verbänden eingerichtet.

„Der Fachkräftemangel und die fehlenden Lehrlinge im Metzgerhandwerk machen mir große Sorgen“, betont der Präsident der Handwerkskammer und Senior-Chef seiner Familienmetzgerei. „Wir können nur in den Schulen und bei Berufsinfo-Veranstaltungen für unseren wichtigen und wunderbaren Metzgerberuf werben“, so der langjährige Unterstützer des Rhöner Wurstmarkts.

Positive Signale für die Ernährungsberufe sehen die Experten vom Bayerischen Fleischerverband in den Großstädten. Schlagworte wie Regionalität, Authentizität, Kompetenz und Vertrauen bei der Wahl der Lebensmittel tragen dazu bei, Berufe wie den des Metzgers ins rechte Licht zu rücken, sagt Landesinnungsmeister Konrad Ammon jun.. Es gilt, das Bild vom „blutrünstigen Metzger“ aus den 1970er Jahren endgültig abzulösen. Metzger sind heute Wurstmacher, Ernährungsberater und Eventmanager, also Genusshandwerker“, betont Konrad Ammon jun.

„Der Beruf des Metzgers ist kein Knochenjob mehr“, sagt Anton Koob, Obermeister der Metzgerinnung Rhön-Grabfeld und Mitorganisator des Wurstmarkts. Durch die moderne Ausstattung der Wurstküchen sei die Arbeit viel leichter und ergonomischer geworden, unterstreicht er.

Eindringlich appellieren die Verbandssprecher an die Unternehmen, Auszubildende für sich zu gewinnen. Die Handwerkskammer und der Fleischerverband unterstützen ihre Mitglieder mit altersgerechten Informationsangeboten. Das Spektrum reicht von der Internetplattform www.fleischerberufe.de über WhatsApp-Hotlines (0175 229 72 22) bis hin zu Flyern und aufmerksamkeitsstarken Gewinnspielen.

Tipps vom Metzgermeister
„Holen Sie junge Leute ins Praktikum und schaffen Sie in Ihrem Betrieb ein Wohlfühlklima“, empfiehlt der Ostheimer Metzgermeister Andreas Ortlepp seinen Kollegen. „Ein moderner Auftritt und trendige Produkte wie dry aged Steaks machen den Betrieb attraktiv für die Ausbildung“, weiß der 41-jährige Besitzer der seit über 70 Jahren bestehenden Traditions-Metzgerei mit Partyservice. Facebook ist seiner Erfahrung nach ein ideales Medium für eine junge Außenwirkung. Auch Nachwuchskräfte will er künftig mit Unterstützung der Sozialen Netzwerke finden.

Begeisterter Nachwuchs
Die rechte Hand von Andreas Ortlepp ist ein „Eigengewächs“, das mit derselben Leidenschaft kocht und wurstet wie sein Chef. Vor einem Jahr hat der 20-jährige Sascha Klett seine Ausbildung zum Metzger im Verkauf erfolgreich abgeschlossen. „Der Beruf macht mir einfach Spaß. Alles andere wäre langweilig“, sagt der Ostheimer überzeugt. Der Staatlich geprüfte Haushaltshelfer liebt das Kreative und die Abwechslung durch die Produktvielfalt ebenso wie die direkte Kunden-Rückmeldung. Ein höherer Lohn wiege das nicht auf. Das Lernen ist für ihn längst nicht abgeschlossen. „Jetzt geht es erst richtig los. Jetzt kommt die Verantwortung“, so Sascha unternehmungslustig.

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