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„Volles Haus wäre untertrieben“

16_11_intermezzo_heubach009Buchstäblich bis auf den letzten Stehplatz war die ehemalige Heubacher Synagoge gefüllt, als sich der Fuldaer Chor InterMezzo und der Journalist Uwe-Bernd Herchen dort eingefunden hatten, um mit Texten und Liedern der Frage „Seht ihr den Mond dort stehen?“ nachzugehen.

Die 14 Vokalsten um Chorleiter Rainer Klitsch entfalteten schon beim Eingangsstück, Josef Rheinbergers „Abendlied“, den vollen, präsenten Klang, mit dem sie ihrem stilistisch sehr abwechslungsreichen Programm bis zum Schluss besondere Qualität verliehen. Schon hier zeigte InterMezzo, dass seine besondere Qualität im Gestalten eines Ensembleklangs liegt, der auch im fast verhauchenden Pianissimo rund und tragend ist.

Sieht man von einem Exkurs in die Barockzeit – Henry Purcells „Hush, No More“ gelang dem Chor mit hörbarer Freude an filigraner Feinheit – ab, prägte romantischer Chorklang weite Teile des Programms. Durch die Auswahl harmonisch diffiziler und herausfordernder Arrangements gelang es den Sängerinnen und Sängern um Klitsch, dem sehr konzentriert zuhörenden Publikum auch bei sehr vertrauten Liedern wie „Der Mond ist aufgegangen“ neue Impulse mitzugeben.
Vielen Liedern lagen Texte Joseph von Eichendorffs zugrunde, und neben diversen Sätzen bekannterer Tonsetzer gab es auch eine Uraufführung: Denn im Nachlass der Mutter einer InterMezzo-Sängerin hatte sich eine Vertonung von Eichendorffs „Abendlied“ gefunden, die der Chor zu Gehör brachte.

16_11_intermezzo_heubach011Mal kontrastierend, mal karikierend verstand es Uwe-Bernd Herchen, der literarischen Seite der Nacht Raum und Stimme zu geben. Goethes „Über allen Gipfeln ist Ruh“ markierte den Anfang. „Wann weicht die Nacht dem Tag?“ zitierte er, dem Konzertort die Ehre gebend, die Frage eines Juden an einen Rabbi. „Wenn der eine im Gesicht des anderen den Bruder und die Schwester erkennt“, antwortete der weise Mann. Viele vertraute Texte wie Eichendorffs „Es war, als hätt‘ der Himmel die Erde still geküsst“ und Gottfried Kellers „Augen, meine lieben Fensterlein“ rezitierte Herchen auswendig – und nutzte geschickt ironisierende, mit Lust Unsinn verbreitende Texte von Heine und Morgenstern, damit die Ergriffenheit nicht überhandnahm.

Zum Finale ging es, nachdem zuvor schon einmal ein Billy-Joel-Song erklungen war, in neuere musikalische Zeiten: „Gute Nacht, Freunde“, leitete der Chor mit Reinhard Mey seinen Abschied ein. Doch auch das mit viel Gefühl vorgetragene „Guten Abend, gute Nacht“ ersparte InterMezzo die Zugabe nicht: Nach lang anhaltendem Beifall verabschieden sich Rezitator und Chor tierisch: Der eine mit „Die Katzen und der Hausherr“, die anderen mit einem sich in verwegenen Harmonien ergehenden Satz der „Vogelhochzeit.

Im Namen des gastgebenden Fördervereins der Heubacher Synagoge dankte Hartmut Zimmermann den Mitwirkenden und regte angesichts des großen Publikumsinteresses an, gleich einen weiteren Konzerttermin ins Auge zu fassen.

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