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Zur „Adventsmusik bei Kerzenschein“ am vierten Advent

Die Tanner Stadtkirche war in ein warmes Kerzenmeer getaucht, dessen aufschimmernden Lichter zugleich als Sinnbild dafür verstanden werden konnten, was das Rathgeberensemble Fulda und der Kirchenchor Tann bei ihrer „Adventsmusik bei Kerzenschein“ präsentierten. Unter dem Motto „Das Volk so im Finstern wandelt“ wurden die Zuhörer der vollen Stadtkirche vom Advent zu Weihnachten geführt. Regionalkantor Ulrich Moormann und Kantor Thomas Nüdling hatten dafür eigens nach regional gebundenen Werken recherchiert, die seit Jahrhunderten nicht mehr erklungen waren, und diese nun zur Aufführung gebracht.

Zunächst aber wurden zwei Sätze von Thomas Nüdling über Adventslieder reformatorischer Liedermacher zu Gehör gebracht: Mit einem ruhig schwebenden „Gott, heil’ger Schöpfer aller Stern“ (Text: Thomas Müntzer) und einem polyphonen, durchaus etwas rauem Satz zu „Nun komm, der Heiden Heiland“ (Text und Melodie: Martin Luther) zeigte sich der Kirchenchor als lebendiges Ensemble. Auch die Solisten Georg Rupprecht (Bariton) und Anna Ziert (Sopran) bewiesen durch die Übernahme einzelner Strophen im Wechsel mit dem Chor eine sensible Melodieführung, die erahnen ließen, was sie in weiteren Werken vollends zum Ausdruck brachten.
Anna Ziert verlieh mit ihrer flexiblen und runden Sopranstimme der „Cantata pastoralis“ von Carl Heinrich Graun (1703-1759) großen Ausdruck; im pastoralen Stimmgeflecht des Orchesters konnte man die Fassungslosigkeit der Hirten auf den Feld und deren Freude vor der Krippe förmlich greifen. Die einzig erhaltene Abschrift dieses Werks wird in den Landesbibliothek Fulda aufbewahrt und stammt von Johann Balthasar Zahn (1704-1776) stammt, der wiederum seit 1748 als Fuldaer Stadtkantor amtierte.

Fast zeitgleich war Johann Michael Bach (1745-1820) als Kantor in Tann tätig und hinterließ eine Sammlung von Kantaten, die seit geraumer Zeit immer wieder am Ort ihrer Entstehung aufgeführt werden. Mit der Weihnachtskantate „Das Volk so im Finstern wandelt“ legten Kirchenchor und Rathgeberensemble nun wieder eine solche Aufführung vor. Ihnen gelang es bestens, die dem Text des Propheten Jesaja innewohnenden Stimmungen zu fassen und dabei doch das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. So setzten die Ensembles besonders auf die Intensität und Führung der Tonalität, die Johann Michael formgebend dem Eröffnungschor zugrunde gelegt hat, hin zu einem frischen und  aufstrahlenden Dur. Bariton Georg Rupprecht setzte mit seiner Arie „Heil der Armen“ durch große Ruhe bei sonorer Stimmführung besonderen Wert auf die friedliche Darstellung weihnachtlicher Idylle.
Wesentlichen Anteil an der Adventsmusik hatten auch die Auswahl und der Vortrag der Texte, die Gemeindereferentin Eva-Maria Baumgarten empfindsam auf die vorgetragenen Musikwerke abstimmte.

In der Christmette an Heiligabend (Samstag, 24. Dezember, 22 Uhr, Stadtkirche Tann) gestaltet der Kirchenchor unter Leitung von Kantor Thomas Nüdling die Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas mit Werken für Glockenspiel, Chor und Orgel. Am Glockenspiel musiziert Lukas Laibach.
Pfarrer Kai Kleina gestaltet die Liturgie und hält die Predigt.

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