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Der Waldkauz – Vogel des Jahres 2017

Eulen und Käuze gelten in der Mythologie und im Volksglauben als Totenvögel und Sinnbilder der Weisheit. Der Waldkauz besiedelt das mittlere und südliche Europa mit angrenzenden Gebieten. Weltweit gibt es etwa 1,2 Millionen Brutpaare. Der deutsche Bestand wird auf mindestens 64.000 Paare geschätzt.

Der Waldkauz kann über 20 Jahre alt werden. Er ist mit etwa 40 Zentimeter Körpergröße, 95 Zentimeter Flügelspannweite und 440 bis 560 Gramm Gewicht eine mittelgroße Eule von gedrungener Gestalt. Im übergroßen Kopf sitzen die großen, braunschwarzen Augen. Sie sind vor allem für das Sehen in der Dämmerung mit 56.000 gleichmäßig auf der Netzhaut verteilten, sehr empfindlichen Sehzellen (Mensch: 38.000) ausgestattet. Beide Augen sind starr nach vorne gerichtet, dafür ist der Kopf um 270 Grad drehbar. Der Gesichtsschleier bündelt den Schall der Geräusche seiner Beutetiere und leitet ihn zu den asymmetrisch angeordneten Ohröffnungen.

Dadurch lässt sich Beute sehr genau orten. Das locker sitzende Gefieder ist rindenähnlich gefärbt. In Westeuropa dominieren braune bis rostbraune Vögel, im östlichen und nördlichen Verbreitungsgebiet graue Tiere. Durch ein besonders weiches Gefieder und kammförmige Zähnchen am äußeren Rand der Handschwingen kann der Waldkauz sehr leise fliegen. So hört ihn seine Beute nicht, und er wird nicht selber bei seiner Wahrnehmung gestört.

Der Waldkauz bewohnt vor allem alte höhlenreiche Laubmischwälder. Als wenig spezialisierte, anpassungsfähige Art besiedelt er auch Parkanlagen, Alleen, Gärten oder Friedhöfe mit altem Baumbestand. Ein Revier ist je nach Nahrungsangebot 8 bis 75 Hektar groß und wird für den Rest des Lebens verteidigt. Als Ganzjahresvogel ist eine hohe Vertrautheit mit dem Revier wesentliche Voraussetzung für das Überleben. Die Balz im Februar/März ist begleitet von extrem lauten, schrillen Rufen, wodurch die Geschlechter im Dunkeln zueinander finden. Am bekanntesten sind der langgezogene, heulende Ruf des Männchens „Huh-Huhuhu-Huuuh“ und der kürzere, grell-gellende Weibchenruf „Kuwitt“.

Der Waldkauz brütet in geräumigen Baumhöhlen, Nistkästen, Scheunen oder Schornsteinen alter Häuser, seltener in Krähen- und Greifvogelhorsten oder auf dem Waldboden. Nur bei gutem Mäuseangebot werden ab Mitte März ein bis sieben weißliche Eier gelegt. Nach einem Monat schlüpfen die Jungen, die vier bis fünf Wochen in der Bruthöhle bleiben. Etwa Anfang August sind sie selbstständig und suchen sich ein eigenes Revier. Außerhalb der Brutzeit haben die Partner getrennte Reviere.

Mit seinen nadelspitzen Krallen fängt der Waldkauz Kleinsäuger, Fledermäuse, Vögel, Amphibien, Reptilien oder Insekten. Er jagt gelegentlich am Tage, vor allem aber in der Dämmerung und Nacht. Im Winter nimmt er auch Aas an. Beuteüberschuss wird ganzjährig deponiert. Der Waldkauz trinkt gerne, im Winter frisst er Schnee. Seinen Tagesruheplatz wählt er in guter Deckung, um den Belästigungen durch Kleinvögel zu entgehen. Der Waldkauz badet gerne in Staub, Asche, Sand, Wasser, Regen und in der Sonne.

Verluste entstehen durch eine hohe natürliche Jugendsterblichkeit, im Straßenverkehr, an Bahntrassen oder Freileitungen. Im Siedlungsraum kommt es zum Tod an Fensterfronten, in Schächten oder Hauskaminen. Marder, Eichhörnchen und Waschbär können als Eierräuber auftreten. Uhu, Habicht und Mäusebussard schlagen Jung- und Altvögel, der Fuchs greift Jungvögel am Boden. Höhlenkonkurrenz mit Dohlen oder anderen Arten kommen vor. Der Waldkauz wiederum kann kleineren Eulen wie Raufuß- und Sperlingskauz gefährlich werden.

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