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Thema „Sexualität“ für katholische Kitas kein Tabu

Auf großes Interesse war der diesjährige Fachtag des Kita-Referates im Caritasverband für die Diözese Fulda gestoßen: 87 Erzieherinnen und Erzieher – mehrfach sogar die kompletten Erzieher-Teams von katholischen Kindertagesstätten – waren aus dem ganzen Bistum ins Bonifatiushaus Fulda zusammen gekommen, um an der eintägigen Schulung rund um sexualpädagogische Konzepte für Kindertagesstätten teilzunehmen. Für viele Einrichtungen ist Sexualpädagogik angesichts der noch frischen Missbrauchs-Diskussionen ein nicht ganz einfaches Thema, weil natürlich viele Eltern in ihrer Sorge um das Wohl des eigenen Kindes ein besonders scharfes Auge darauf richten. Kindliche Sexualität existiert jedoch, und die katholischen Kindertageseinrichtungen wollen daher mit dem Thema unbedingt professionell umgehen und es nicht tabuisieren.

Als Dozenten der einführenden Plenumsveranstaltung konnten Sonja Blattmann und Karin Derks vom MuT-Zentrum im süddeutschen Kandern gewonnen werden, die als Expertinnen für Sexualpädagogik im Vorschulalter gelten. MuT steht für Musik und Theater – die beiden Dozentinnen deuteten mit diesem Namen ihrer Institution bereits das Motto der Schulung an: Sexualpädagogik, das stellten sie nachdrücklich fest, sei nicht nur ein wichtiges Thema, sondern auch eines, mit dem man ohne Krampf und spielerisch locker – eben kindsgerecht – umgehen könne. In diese Richtung zielen auch die Publikationen von MuT: „Mein erstes Haus war Mamis Bauch“ war nicht nur die Überschrift des Caritas-Fachtages, sondern ist zugleich auch der Titel eines Kinderbuches von Sonja Blattmann, in dem sie in einer Kinder-Vorlesegeschichte ihre Anschauungen von Sexualpädagogik für Kinder unter sechs Jahren bildhaft darlegt. Das Buch trugen die beiden Pädagoginnen nach einem einführenden Vortrag in Auszügen – teilweise auch musikalisch untermalt – den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung vor.

Als Vertreter des Diözesan-Caritasdirektors Dr. Markus Juch begrüßte Elvira Diel, die Leiterin des Kita-Fachreferates der Caritas, den zuständigen Ressortleiter Soziale Dienste, Franz J. Meyer. Zum Auftakt stimmte Elvira Diel sodann in die Thematik ein und betonte, dass die Erarbeitung eines Konzeptes zur Sozialpädagogik den Teams in den Einrichtungen nicht nur Planungsgewissheit und Rückhalt bei den Trägern böte, sondern auch in Gesprächen und Diskussionen mit den Eltern die nötige Sicherheit gebe. Einig war sich Referatsleiterin Diel mit den Dozentinnen darin, dass eine Tabuisierung des Themas nicht in Frage komme und auch schädlich für die Entwicklung der Kinder sei.

Den Dozentinnen Blattmann und Derks ging es vor allem darum klarzumachen, dass kindliche Sexualität als Bestandteil der körperlichen und geistigen Entwicklung eines Kindes zum Individuum in jedem Alter ihren Platz habe. Die kindliche Sexualität sei aber vor allem von Neugier und Entdeckung des eigenen und des Körpers der Spielkameraden und weniger von Lustgewinn bestimmt. Probleme mit kindlicher Sexualität hätten Erwachsene vor allem dann, wenn sie ihren erwachsenen Blick und Maßstab darauf anwendeten und nicht den spielerischen Charakter darin erkennen würden. Nichtsdestotrotz – und das sei ein entscheidendes Kriterium für ein vernünftiges sexualpädagogisches Konzept einer Kindertagesstätte – gebe es natürlich Grenzen und Punkte, an denen Kita-Personal intervenieren müsse – nämlich immer dann, wenn Kinder womöglich gegen ihren Willen in solche Spiele einbezogen würden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Fachtag, die sich nach dem Auftakt im Plenum zu Einzelaspekten des Themas in verschiedene Workshops einwählen konnten, zeigten sich nach der Veranstaltung gleichermaßen angetan von der Organisation durch das Caritas-Fachreferat und den Ablauf der Veranstaltung. Die Dozentinnen bewerteten sie als „lebendig und überzeugend“. Auch das Thema kam ausdrücklich gut an und wurde als überaus wichtig erachtet. Angst müsse man davor keinesfalls haben, betonte eine Teilnehmerin, es sei im Gegenteil besser, sinnvolle Regeln für die Kinder auch in Bezug auf die sexuelle Entwicklung und womögliche Doktorspiele festzulegen. Auf jeden Fall müsse man sich darüber im Klaren sein, „dass es große Unterschiede zwischen den Vorstellungen von Erwachsenen und Kinder auch in diesem Bereich gibt und man sich dies als Erzieher immer wieder bewusst machen muss!“

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