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Martin Häusling (MEP) referierte im Königreich Flieden

Der grüne EU-Abgeordnete Martin Häusling war in Flieden auf dem Biolandhof von Irene und Werner Hartmann zu Gast. Eingeladen hatten der grüne Kreisverband sowie der Ortsverband Flieden von Bündnis 90/ Die Grünen. Thema des Abends war die Suche nach Wegen aus der Klimakrise. Markus Hofmann, Direktkandidat für die Grünen sprach einleitend über die Klimakrise, dessen Begriff er wesentlich zutreffender fand als Klimawende, denn eine Wende könne man ja durchaus auch als positiv klassifizieren. Der derzeitige Stand der Klimaforschung allerdings ließ eine Einschätzung als Krise zu. Ernteverluste in Milliardenhöhe, Flüsse trockneten aus, der Sauerstoffgehalt in den Gewässern sinkt, so dass Fische sterben, wärmeliebende Schädlinge vermehrten sich und befallen ganze Wälder und Felder. Wer den bisherigen Klimawandel ignoriere oder ihn als gegeben hinnehme verhalte sich verantwortungslos. Das der Klimawandel größtenteils menschengemacht ist, sei wissenschaftlicher Konsens, so Hofmann. Anhand von Studien könne man nachvollziehen, dass die Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs erschreckend sei. „Seit 1890 hat sich die Jahresdurchschnittstemperatur auf der Wasserkuppe um 2,1 Grad Celsius erhöht. Allein seit 1990 um 1,2 Grad. In der Zeit zwischen der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren, als es in der Rhön und im Harz noch Gletscher gab bis heute hat sich die Temperatur im Mittel um vier bis fünf Grad erhöht.“ 2015, 2016 und 2017 waren die heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen von Wetterdaten und 2018 wird sich nahtlos einreihen, ist Hofmann überzeugt. „Der Ausstieg aus der Kohle wird unumgänglich und die Verbrennung fossiler Brennstoffe muss ein Ende haben.“

Martin Häusling zeigte in seinem Referat die Ursachen des Klimawandels innerhalb der Landwirtschaft auf. Die Landwirtschaft ist bedeutende Mitverursacherin des Klimawandels, so Häusling. In Deutschland ist sie für 6,3 Prozent der Treibhausgase (THG) verantwortlich. Wird die Erzeugung von chemisch-synthetischem Stickstoffdünger und Pestiziden hinzugezählt, steigt der Anteil aber auf rund 16 Prozent. Mit Landnutzungsänderungen, wie zum Beispiel der Regenwaldabholzung für den Sojaanbau, sogar auf rund 30 Prozent. Hier sieht Häusling Potential zur CO² Reduzierung „denn Weidehaltung mit artgerechter Fütterung und Flächenbindung ist deutlich klimafreundlicher. Je mehr Weidehaltung und je mehr Grundfutter vom eigenen Grünland desto klimafreundlicher ist die Bilanz der Tierhaltung–und der Produkte“. Das gelte besonders für Milchkühe und Fleischrinder, aber – in geringerem Maße – auch für Schweine und Hühner. Das System Ökologischer Landbau benötige ein Drittel weniger fossile Energie pro Hektar als der konventionelle Landbau. Im Ökolandbau werde durchschnittlich doppelt soviel CO2 im Boden gespeichert und deutlich weniger Lachgas emittiert. Grünlandschutz ist Klimaschutz. Das gesamte Treibhauspotential einer mineraldüngerbasierten Fruchtfolge kann gegenüber einer Leguminosen- also Hülsenfruchtbasierten Fruchtfolge mit 100 zu 36 angegeben werden. Gleichzeitig wird die Humusbilanz deutlich verbessert. Das Einsparpotential für Treibhausgase im Ökolandbau zum Beispiel in der Schweinehaltung liegt bei 33 Prozent, bei Winterweizen bei 55 Prozent

Die Fruchtfolge spiele im ökologischen Landbau eine zentrale Rolle, so Häusling. Nährstoffversorgung, Krankheits- und Schädlingsdruck, Verunkrautung sowie Bodenstruktur und Humusgehalt stehen in enger Beziehung zu ihr. Dazu müssen Ökolandwirtinnen und -landwirte die klassischen Fruchtfolgeregeln beachten, die zum Teil über die Jahre konventionellen Wirtschaftens schon fast in Vergessenheit geraten sind. Diese geben auch die Möglichkeit, auf Schwankungen des Marktes, witterungsbedingte Turbulenzen oder aktuelle Probleme (zum Beispiel in der Verunkrautung eines Feldes) zu reagieren. Somit wäre eine Glyphosat-Nutzung obsolet. Häusling plädiert für die Abkehr der Exportorientierung und die Förderung der regionalen Verarbeitung und Vermarktung. Das brachte Markus Hofmann nochmals auf den Punkt in dem er das Projekt Solidarische Landwirtschaft Osthessen erklärte, ein in Osthessen einzigartiges Projekt, in dem Verbraucher direkt mit dem Landwirt interagiert. Bundesweit gebe es ca. 200 solidarische Landwirtschaften (SoLawi). Die Vorteile lägen für den Verbraucher auf der Hand, so Hofmann: Kurze Wege, frische und saisonale Lebensmittel. Er forderte Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Bereich regionaler Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln. In der anschließenden Diskussion mit den über 30 Zuhörerinnen und Zuhörern, darunter einige Bio- als auch konventionelle Landwirte sowie der Direktkandidatin für den Wahlkreis 14 Silvia Brünnel, ging es um Effizienz, Fairness und regionale Wertschöpfung in der Landwirtschaft.

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