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„Ach, das war Humboldt?“ – Biologie-Kurs der Q4 der Alexander-von-Humboldt-Schule durchleuchtet Einfluss des Forschers auf die heutige Naturwissenschaft

Jeder Fachbereich der Alexander-von-Humboldt-Schule beschäftigt sich in diesem Jahr mit dem Namensgeber des Lauterbacher Gymnasiums. Schließlich ist es das Humboldt-Jahr, in dem die Welt den 250. Geburtstag des Universalgelehrten feiert. Anders als in manchen anderen Fächern lag der Bezug zu dem Forscher für den Biologie-Kurs der Q4 der Leiterin Silvia Diehl nahe, war die Forschung an Flora und Fauna doch eines der großen Betätigungsfelder Humboldts, der sich dieser auf verschiedenen Reisen widmete. Die Schülerinnen und Schüler des Biologiekurses hatten mit einem Blick auf Humboldts Selbstexperimente ein überaus spannendes Thema gewählt, zu dem sie in der Vita des Forschers viele Anhaltspunkte fanden.
Mit einer kleinen Zusammenfassung des Lebenslaufs startete die Präsentation der Ergebnisse der Unterrichtsreihe kurz vor den Osterferien. So berichtete die Schülergruppe nicht nur von den vielen Reisen, die den Forscher sowohl nach Nord- als auch nach Südamerika führten, sondern auch von den verschiedenen Versuchen, die er durchführte: Angefangen bei der Fotosynthese über elektropyhsiologische Versuche und Versuche zu dem Nervengift Curare bis hin zur Höhenkrankheit. Dabei pflegte Humboldt Kontakt zu vielen großen Gelehrten seiner Zeit, darunter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Ihr vorweggenommenes Fazit verwunderte demnach nicht: Alexander von Humboldt gilt den Schülerinnen und Schülern der Alexander-von-Humboldt-Schule als vorbildlicher Wissenschaftler, als „Influencer seiner Zeit, nur ohne Social Media.“
Humboldts Selbstversuche zu Nerven- und Muskelfasern, angeregt durch Galvanis Experimente, waren Bestandteil der zweiten Präsentation. Galvani hatte herausgefunden, dass es ein elektrisches Fluidum gibt, das in den Muskeln und Nerven der tierischen Körper gespeichert ist und durch unterschiedliche Metalle zum Vorschein gebracht werden kann. Im Selbstversuch lässt sich Humboldt dazu Cantharidenpflaster (auf dem Pflaster befindet sich eine Salbe, durch die sich eine Blase auf der Haut bildet) auf die Schultern kleben, öffnet die entstandenen Blasen und experimentiert mit verschiedenen Metallen an den Wunden. Auch mit Zitteraalen experimentiert der Forscher, nachdem er auf seiner Amerika-Expedition fasziniert festgestellt hatte, dass diese Fische große Spannungen freisetzen können. Unter anderem fand er heraus, dass, wenn zwei Männer sich an den Händen halten und nur einer den Fisch berührt, beide den gleichen Schlag erleiden. Humboldt hielt fest, dass unter gewissen Umständen die unmittelbare Berührung organisch verbundener Muskeln und Nerven keine Kontraktionen hervorbringt, sondern dass dieselben erst erfolgen, wenn andere getrennte Substanzen eine Zuleitung von einem Organ zum anderen bilden. An der Erklärung des Phänomens der Bioelektrizität scheiterte der Forscher jedoch. Dennoch sind seine Erkenntnisse heute Grundlage für das Aktionspotenzial, das die Gruppe abschließend vorstellte.
Das Pfeilgift der Indios, bekannt als Curare, stellte einen weiteren Schwerpunkt in Alexander von Humboldts Forschungen dar. Es führt zu tödlichen Lähmungen, die jedoch nur dann eintreten, wenn der Betroffene das Gift per Pfeil oder Spritze in die Blutbahn bekommt; wird das Gift geschluckt, ist es harmlos, wie Humboldt im Selbstversuch feststellte. Die Gruppe mit diesem Thema stellte weitere Pfeilgiftarten pflanzlichen oder tierischen Ursprungs vor und erläuterte auch die Wirkweise der Substanzen. Alexander von Humboldt hatte das Wissen darum mit nach Europa gebracht. Heute wird das Gift als Medizin bei Morbus Parkinson, Epilepsie oder Tetanus eingesetzt.
Seine Reise nach Ecuador führte Alexander von Humboldt auf den inaktiven Vulkan Chimborazo – ebenfalls ein Selbstexperiment, da er und seine Begleiter ohne Atemgeräte und in normaler Kleidung den Aufstieg wagten. Die Reaktionen des Körpers auf die Bedingungen in extremer Höhe wurden somit zum Bestandteil der Forschungsergebnisse. Diese beschrieb Humboldt mit Atembeschwerden, Schwindel und Übelkeit, auch Zahnfleischbluten, blutenden Lippen und blutunterlaufenen Augen. Der Forscher schreibt diese Symptome dem Sauerstoffmangel zu; gleichzeitig brachten ihn die Erfahrungen auf dem Vulkan auch zu der Erkenntnis, dass der Mensch diese Symptome durch eine langsame Anpassung überwinden könne. Seine Ergebnisse hielt Humboldt übrigens ganz akribisch fest und setzte damit heute noch gültige Maßstäbe für wissenschaftliches Arbeiten.
Eine letzte Gruppe des Biologie-Kurses warf noch einen Blick auf die Verbindung Humboldt-Darwin. Dabei spannten die Schülerinnen und Schüler einen Bogen von Aristoteles, der bereits vor Christus ein typologisches System nach Merkmalen etablierte. Sie erläuterten die binäre Nomenklatur, die Carl von Linné Mitte des 18. Jahrhunderts eingeführt hat und die bis heute gültig ist. Alexander von Humboldt hatte ein Forschungsprogramm zur Welterschließung ins Leben gerufen und ein weltweites Kommunikationsnetz aufgebaut, vom den später auch Darwin profitierte.
Für Silvia Diehl und ihren Kurs war dies die erste Unterrichtsreihe mit Fokus auf Alexander von Humboldt. Die Kernfrage war: „Wo hat Humboldt Impulse gesetzt?“ – und da haben die Schülerinnen und Schüler eine ganze Menge gefunden. Sie selbst zeigten sich sehr angetan von diesem Projekt, das ihnen ihren Schulpatron auf ganz neue Weise nahegebracht hat. „Ich wusste gar nicht, dass Humboldt so vielseitig war“, bemerkte eine Schülerin. „Bei vielen Dingen, die ich schon kannte, dachte ich auf einmal „Wow – das war auch Humboldt?!“
Was und wer Humboldt außerdem noch war, darüber wird es an der Alexander-von-Humboldt-Schule im Lauf dieses besonderen Jahres noch weitere Veranstaltungen geben. Mehr dazu unter www.avh-lauterbach.de.

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