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Hessische Rhön ist eine Hochburg für ökologisch erzeugtes Rindfleisch

Rhön. Der hessische Teil des Biosphärenreservates Rhön ist geprägt durch eine eher kleinzellige Landwirtschaft. Ganz stark ist die Region in der Produktion ökologisch erzeugten Rindfleischs. Auch die Schafhaltung wächst; insbesondere beim Rhönschaf, das noch vor wenigen Jahrzehnten als vom Aussterben bedroht galt. Im neuen Regionalen Entwicklungskonzept für die hessische Rhön, das europäische Fördermittel bis 2013 in Aussicht stellt, wurde die Landwirtschaft im Bereich Rhön des Landkreises Fulda ausgiebig beleuchtet.

1600 Betriebe bewirtschaften die Rhön

Im Gebiet des Regionalen Entwicklungskonzeptes für die hessische Rhön bewirtschaften momentan fast 1 600 Betriebe rund 38 600 Hektar Fläche. Das sind 6,8 Prozent der hessischen Betriebe beziehungsweise fünf Prozent der in Hessen bewirtschafteten landwirtschaftlichen Fläche. Die durchschnittliche Betriebsfläche von 24 Hektar sowie die Viehbestandsgrößen liegen unter dem hessischen Durchschnitt. 2,5 Prozent der Betriebe bewirtschaften Flächen von jeweils über 100 Hektar. Demgegenüber haben 648 Betriebe – das sind 42 Prozent aller Betriebe – eine Flächenausstattung von unter zehn Hektar. Nachdem sich die Anzahl der Haupterwerbsbetriebe seit Beginn der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts stark reduziert hat, liegt die aktuelle Zahl der Auszubildenden in der Landwirtschaft für den Landkreis Fulda seit etwa zehn Jahren stabil bei 10 bis 15.

Während im hessischen Durchschnitt 62,7 Prozent der Betriebsflächen Ackerflächen sind, beträgt deren Anteil in der hessischen Rhön nur 40,6 Prozent. Der Anteil an Dauerkulturen ist sehr viel geringer als im hessischen Durchschnitt; er beträgt mit insgesamt 94 Hektar lediglich 0,2 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Aus landwirtschaftlicher Sicht ist das Gebiet, für das das Regionale Entwicklungskonzept gilt, in zwei Gebiete unterschiedlicher Ausprägung zu teilen: zum einen in die höhere Rhön (über 400m über dem Meeresspiegel mit den Gemeinden Ehrenberg. Hilders, Tann, Poppenhausen und Gersfeld) sowie höher gelegenen Gemarkungen von Ebersburg, Dipperz, Hofbieber und Nüsttal; zum anderen in die niedriger liegenden Gemarkungen der oben genannten Gemeinden sowie die Gemeinden in der Nordrhön wie Hünfeld, Rasdorf und Burghaun.

Während Gersfeld und Ehrenberg in der Rhön Grünlandanteile von über 90 Prozent aufweisen, beträgt dieser in der Gemeinde Burghaun lediglich 25 Prozent. Diese Zahlen stehen für ein allgemeines Gefälle des Grünlandanteils von der Hohen Rhön in die niedrigeren Lagen und den Nordteil.
Auf 15.500 Hektar Ackerfläche ist im Vergleich mit Hessen der Getreideanteil fast zehn Prozent geringer, der von Futterpflanzen hingegen zehn Prozent höher. In jüngster Zeit kann die Zunahme von Silomais-Anbau für die Energieerzeugung beobachtet werden.

Großteil betreibt Rinderhaltung

93 Prozent aller Betriebe betreiben Tierhaltung, 78 Prozent davon Rinderhaltung. Damit liegt der Anteil der Rinder haltenden Betriebe weit über dem hessischen Durchschnitt. Gegenwärtig halten 38 Prozent aller Betriebe Milchkühe. Auch dieser Wert ist nahezu doppelt so hoch wie im hessischen Durchschnitt. Mit 22 Milchkühen pro Betrieb ist der Durchschnittsbestand allerdings wiederum kleiner. 555 Landwirte im Gebiet des Regionalen Entwicklungskonzepts besitzen Milchkontingente in der Größenordnung von insgesamt 82 Millionen Liter. In den Hochrhöngemeinden, insbesondere in Ehrenberg und Tann, nimmt die Milchmenge allerdings kontinuierlich ab. Mutterkuhhaltung als Betriebszweig wird aufgrund der geringeren Arbeitsbelastung oftmals nach Aufgabe der Milchproduktion eingeführt und insbesondere durch Nebenerwerbsbetriebe betrieben. Eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit kann durch zwischenbetriebliche Kooperationen (z.B. Weidegemeinschaften), besonders aber durch die Vermarktung mit Ökoaufschlag erreicht werden.

Verglichen mit der Situation in Hessen halten mehr, nämlich ca. 56 Prozent der Betriebe, Schweine. Allerdings liegt die Zahl der durchschnittlich gehalten Tiere mit 41Tiere pro Betrieb deutlich unter dem hessischen Durchschnitt mit 73 Tieren. Nur wenige Betriebe haben sich auf Schweinezucht beziehungsweise Schweinemast spezialisiert. In 14 Mastbetrieben stehen daher insgesamt 13 000 Mastplätze, in acht Zuchtbetrieben insgesamt 1 700 Zuchtsauenplätze zur Verfügung. In diesen 2,24 Prozent der Schweine haltenden Betriebe werden damit nahezu 80 Prozent der Tiere gehalten.

Starke Zunahme der Rhönschafe

Ebenso wie im Landesdurchschnitt hat auch die Zahl der Schafhalter und Schafe zugenommen. In sieben Betrieben stellt die Schafhaltung einen bedeutenden Betriebszweig dar, wovon in fünf Betrieben die Schafhaltung im Haupterwerb betrieben wird. Die Zahl der Rhönschafe hat in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark zugenommen, dies ist insbesondere auf die gut funktionierende Vermarktungssituation dieser vor wenigen Jahren noch vom Aussterben bedrohten Rasse zurückzuführen. Die Schafhaltung findet fast ausschließlich in Form der Koppelhaltung statt; lediglich im Norden des Gebietes durchziehen zwei Schäfer zeitweise mehrere Gemarkungen. In einigen dieser Schafhaltungsbetriebe werden zusätzlich zu den Schafen Ziegen gehalten, um den Anforderungen der Landschaftspflege gerecht werden zu können. Der Bestand und die Entwicklung dieser Betriebe ist allerdings sehr stark abhängig von der Bereitstellung von Landschaftspflegemitteln.

Im Bereich der Geflügelhaltung werden Hühner, Gänse, Enten und Puten, zumeist allerdings nur saisonal zur Eigenversorgung, gehalten. Nur drei Betriebe betreiben die Geflügelhaltung im Haupterwerb; sie sind gleichzeitig sehr stark involviert in die Direktvermarktung. In einem gewerblichen Betrieb wird Junghennenaufzucht betrieben. In vier Betrieben stellt die Pferdezucht den Haupterwerbszweig dar.

12 Prozent der Betriebe bewirtschaften 14 Prozent der Flächen nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Eindeutig liegt der Schwerpunkt der ökologischen Bewirtschaftung in den grünlandstarken Gemeinden mit Ehrenberg an der Spitze. 88 Prozent der ökologisch bewirtschafteten Fläche ist Grünland. Der Flächenumfang der ökologischen Bewirtschaftung dort übersteigt den in der Statistik ausgewiesenen Wert noch erheblich, da viele Flächen über Landschaftspflegemittel wie „HELP“ gefördert werden. Die ökologisch wirtschaftenden Betriebe konzentrieren sich in den fünf Hochrhöngemeinden Tann, Hilders, Ehrenberg, Gersfeld und Poppenhausen mit einem Anteil von 38 Prozent ökologisch bewirtschafteter Fläche. In den restlichen Gemeinden mit besseren Standortvoraussetzungen, höheren Ackerflächenanteilen und größeren Haupterwerbsbetrieben liegt der Anteil an Ökobetrieben unter dem hessischen Durchschnitt.

Ökobetriebe setzen auf Fleisch

Bedingt durch den hohen Grünlandanteil ist die Produktion der Ökobetriebe sehr stark auf die Produktion von Fleisch, insbesondere Rindfleisch, ausgerichtet. In vier Betrieben wird Ökomilch produziert und als solche vermarktet. 50 Betriebe haben sich zum Verein „Rhöner Biosphärenrind“ zusammengeschlossen und produzieren Färsen und Ochsen für tegut… Zwei der fünf Haupterwerbsschäfereien und der Ziegenbetriebe wirtschaften nach den Kriterien des Ökolandbaus, sie vermarkten ebenso über den genannten Vermarkter. Fünf Haupterwerbsbetriebe, die ökologisch bewirtschaftet werden, sind in der Direktvermarktung engagiert.
In der hessischen Rhön gibt es keine Betriebe, die sich auf den Anbau von Obst oder Gemüse spezialisiert haben. Dies gilt für ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe. 30 Prozent der Betriebe melden in ihrem Agrarantrag Flächen für den Anbau von Kartoffeln. Im Bereich der Verarbeitung produziert eine einzige Mühle nennenswerte Mengen an Mehl für heimische Bäckereien.

Hessenweite Vermarktung

Fünf Betriebe gehören dem Vermarktungsverbund Rhön-Vogelsberg an, der seine Produkte hessenweit vermarktet. Dieser Verbund hat sich der Vereinigung Hessischer Direktvermarkter e.V. (Landmarkt) angeschlossen. Die direkt vermarktenden Bauernfamilien grenzen sich mit ihren Produkten, die nachweislich regional erzeugt und vermarktet werden, gegen den Trend zur Anonymisierung und Globalisierung ab. Die Nutzung des Zeichens „Landmarkt“ beinhaltet, dass diese Betriebe sich regelmäßig durch anerkannte Kontrollstellen zertifizieren lassen. Die Betriebe haben sich verpflichtet, sowohl im Anbau als auch bei der Verwendung von Futtermittel keine gentechnisch veränderten Produkte einzusetzen.
Innerhalb der Beerenobstgemeinschaft Rhön-Vogelsberg bauen verschiedene Landwirte Beeren, insbesondere Johannisbeeren und Holunder, an. Wichtige Abnehmer sind regionale Getränkehersteller. Die Beerenobstgemeinschaft behauptet sich erfolgreich in einem Nischensegment seit vielen Jahren und hat, insbesondere durch den Boom bei der Holunderverarbeitung, hervorragende Wachstumsperspektiven.

Der Verein Rhöner Durchblick e.V. entstand 1996 im Rahmen eines Fortbildungsprojektes für Landfrauen. Die teilnehmenden Landfrauen loteten Möglichkeiten zur Generierung von Zusatzeinkommen aus und gründeten im Anschluss hieran den Verein. Der Verein mit rund 30 Mitgliedern betreibt auf der Wasserkuppe einen eigenen Regionalladen mit einer großen Bandbreite von Produkten, die in den einzelnen Betrieben produziert werden (Käse, Wurstwaren, Backwaren, Liköre, Konfitüre, Lammspezialitäten, Kunstgewerbe). Ein zentraler Vereinszweck ist die Fortbildung und Weiterbildung der Mitglieder.

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