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Hochrangige Gäste aus dem Kaukasus sahen sich im Biosphärenreservat Rhön um

Mediendienst für das Biosphärenreservat Rhön / Carsten KallenbachGeisa. Eine Delegation mit Vertretern aus sechs Staaten der Kaukasusregion besuchte dieser Tage das Biosphärenreservat Rhön. Hier nahm die Gruppe einerseits die länderübergreifende Zusammenarbeit über drei deutsche Bundesländer hinweg, zum anderen aber auch herausragende Modellprojekte einer nachhaltigen Regionalentwicklung unter die Lupe.

30-köpfige Delegation
Der Delegation gehörten stellvertretende Minister und Abteilungsleiter der Ministerien für Naturschutz und ländlichen Raum der Staaten Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Türkei, Iran und Russland an. Betreut wurde die Delegation vom Leiter der Thüringer Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön, Karl-Friedrich Abe.

Einen Tag lang hatte die Gruppe zunächst im Bundesumweltministerium in Bonn verbracht, um dort mit Vertretern des Ministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz über verschiedene Angelegenheiten zu sprechen. Danach ging es ins thüringische Vachdorf bei Meiningen. Hier war die fast 30-köpfige Delegation im Ökozentrum des Dorfes untergebracht, das unter anderem über ein Hotel verfügt. Am nächsten Tag stand dann der Besuch der Landschaftspflege-Agrarhöfe GmbH & Co. KG Kaltensundheim auf dem Programm. „Die Kombination eines nach ökologischen Richtlinien wirtschaftenden Agrarbetriebes mit einer Biogasanlage, einer großen Hackschnitzelheizanlage, einer Fischzucht und einem Bauernladen hat die Wissenschaftler und Politiker der sechs Kaukasus-Staaten sehr beeindruckt“, schätzte Heinrich Schmauder vom Fachgebiet Internationaler Naturschutz des Bundesamtes für Naturschutz ein. Die Rhön sei bewusst für den Besuch der internationalen Gruppe herausgesucht worden, weil es hier gerade im Bereich Landwirtschaft, ihrer Kopplung mit alternativen Energien und dem Naturschutz vorzeigbare Modellprojekte gibt, betonte er.

Eine Station des Besuchs war auch die Informationsstelle des Biosphärenreservates Rhön im „Haus auf der Grenze“ auf der Thüringer Seite von Point Alpha bei Geisa. Stefanie Herget stellte den Gästen aus dem Kaukasus in Kurzfassung die Geschichte von Point Alpha vor. Geisas Bürgermeister Martin Henkel betonte, dass Geisa die am westlichsten gelegene Stadt des ehemaligen Warschauer Paktes gewesen ist. Bis zur Wende habe sich hier aufgrund der unmittelbaren Grenznähe nicht viel entwickeln können. „Seit 1989 hat sich das geändert. Eine große Chance für die Entwicklung unserer Region sehen wir auch darin, dass wir von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt sind“, erklärte Henkel. Die Leiter der bayerischen und hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön, Michael Geier und Otto Evers, erläuterten der Delegation verschiedene Projekte der Regionalentwicklung, bei denen administrative Grenzen durch die Zusammenarbeit der entsprechenden Gremien vor Ort überwunden werden konnten.

Ziel war Werbung für ein Biosphärenreservat

„Unser Ziel war es, den Gästen aus dem Kaukasus das Biosphärenreservat als Raumordnungsinstrumentarium näher zu bringen und ihnen zu zeigen, welche Entwicklungsmöglichkeiten es in einem Biosphärenreservat gibt“, erklärte Heinrich Schmauder vom Bundesamt für Naturschutz. Alle sechs Länder verfügten in der Kaukasusregion über vorwiegend ländlich geprägte Gebiete. „Dort gibt es noch sehr viele alte und angepasste Kulturpflanzen und Tierrassen. Der Kaukasus ist aus unserer Sicht ein Gen-Pool, wenn es um die Welternährung der Zukunft geht. Allein in Georgien gedeihen noch über 20 Weizensorten“, sagte Schmauder. „Leider sind die politischen Rahmenbedingungen sehr schwierig. Wir haben in dieser Gruppe ja sogar Vertreter aus Ländern, die sich teilweise kriegerisch gegenüber stehen. Deshalb könnte aus unserer Sicht die Ausweisung Länder übergreifender Nationalparke oder Biosphärenreservate dazu beitragen, sich auch politisch wieder anzunähern“, fügte er hinzu.

Nicht umsonst habe die Bundesregierung vor einiger Zeit eine „Kaukasusinitiative“ gestartet, bei der es unter anderem um die Tuberkulosebekämpfung, die Förderung des Mittelstandes und den Schutz grenzüberschreitender Bio-Reserven im Südkaukasus geht. „Georgien, Armenien, Aserbaidschan, der Iran und die Türkei sind wahre ,Hot-Spots‘ der Biodiversität“, betonte Schmauder. Deshalb sei das Bundesamt für Naturschutz auch schon seit 1992 in dieser Region aktiv. „Aus unserer Sicht wäre es sinnvoll, grenzüberschreitend entsprechende Großschutzgebiete auszuweisen. Die Rhön mit ihrer Erfahrung über drei Bundesländer hinweg kann dabei helfen“, ist sich Schmauder sicher. Er favorisiert die Ausweisung von Biosphärenreservaten, weil diese nicht nur den Schutz von Pflanzen und Tieren zum Inhalt haben, sondern in erster Linie die Regionalentwicklung nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit sehen.

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