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Osthessen und Südthüringen wachsen zusammen

Fulda/Meiningen. Landrat Bernd Woide hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass bei der Positionsbestimmung zur geplanten Bundesstraße Fulda-Meiningen (B 87n) ein regionaler Konsens erreicht werden könne. Straßenbauvorhaben in dieser Größenordnung würden von Teilen der Öffentlichkeit verständlicherweise begleitet, wenn sensible Landschafts- und Siedlungsbereiche berührt seien, sagte Woide zum Abschluss des Raumordnungsverfahrens, bei der die Trasse zwischen Tann-Esbachsgraben und der thüringischen Landesgrenze festgelegt wurde. Bei der Trasse handelt es sich um einen mehrere hundert Meter breiten Planungskorridor für die weiteren Verfahrensschritte.

Befürchtungen in der Bevölkerung

Auch im Falle der künftigen Bundesstraße Fulda-Meiningen gebe es, so Woide, Risiken und zum Teil durchaus verständliche Befürchtungen in der Bevölkerung. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten müssten jedoch die Chancen erkannt und genutzt werden, die darin lägen, Osthessen und Südthüringen näher zusammen zu führen. Mit Nachdruck wandte sich der Landrat gegen den Vorhalt eines vermeintlichen autobahnähnlichen Ausbau. Ein solcher sei definitiv nicht Gegenstand der Prüfung. Straßen bräuchten jedoch eine gewisse Leistungsfähigkeit, um den Warenaustausch zu erleichtern und Menschen auf Dauer gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels im ländlichen Raum zu halten.

Das Regierungspräsidium in Kassel habe sich seine Entscheidung über die Trassenführung „wirklich nicht leicht gemacht“, unterstrich Landrat Woide. Gleich mehrere Varianten seien im Hinblick auf ihre raumordnungsmäßige und landesplanerische Verträglichkeit geprüft und wieder verworfen worden. Dabei hätten ganz unterschiedliche Aspekte sorgfältig gegeneinander abgewogen werden müssen, wobei der Natur- und Landschaftsschutz einen dominierenden Stellenwert eingenommen habe. Jetzt gebe es endlich Klarheit, dass die geplante Bundesstraße auf der vorgesehenen Trasse gebaut und mit den Detailplanungen begonnen werden könne.

Eingriffe in Natur und Landschaft unvermeidlich

Nach Aussage von Regierungspräsident Lutz Klein sei ein erster großer Planungsschritt zum vorläufigen Abschluss gebracht worden. Die mit dem Landesverwaltungsamt in Weimar auf thüringischer Seite abgestimmte landesplanerische Beurteilung werde nunmehr den Mitgliedern der Regionalversammlung Nordhessen zugeleitet. Der dortige Zentralausschuss entscheide in seiner Sitzung am 6. April endgültig über die Abweichung vom Raumordnungsplan. Danach könnten mit der Linienbestimmung und den anschließenden abschnittsweisen Planfeststellungsverfahren die weiteren Verfahrensschritte zügig in Angriff genommen werden.

Der Leiter der Regionalplanung beim Regierungspräsidium, Wolfgang Kaivers, wollte Eingriffe in Natur und Landschaft nicht bestreiten. Diese seien bei jedem Straßenbauvorhaben fast unvermeidlich. Nachdem die Vorzugsvariante im Weidtalgrund aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht realisiert werden konnte und damit die ursprüngliche Vorgabe, mit der B 87n dem Verlauf der Landesstraße zu folgen, aufgegeben werden musste, habe man jedoch die relativ günstigste Trasse gewählt. Kaivers sagte weitere Trassenoptimierungen zu, um insbesondere die bestehenden Lärmschutzgrenzen nicht nur einzuhalten, sondern zu unterschreiten.

Gesamtkosten von 225 Mio. €

Rudolf Hansel, Leiter des Amtes für Straßenbau und Verkehrswesen in Fulda, geht davon aus, dass rund zwei Jahre für die Detailplanung benötigt werden. Zuvor muss noch das Bundesverkehrsministerium der vorgesehenen Trassenführung im Rahmen des Linienbestimmungsverfahrens zustimmen. Die Planfeststellungsverfahren für die ersten Abschnitte könnten im Jahr 2012 eingeleitet werden. Auch gebaut werden soll in Abschnitten, wobei vermutlich mit den Ortsumgehungen von Margretenhaun und Niederbieber begonnen wird. Die Gesamtkosten für die 56 Kilometer lange Strecke, davon 30 Kilometer auf hessischer Seite, sind mit 225 Millionen Euro veranschlagt.

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