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„Regenbogen auf Reisen“ – Ein Weg aus der Trauer

Hanau. Sich auf eine Reise freuen, sie planen und dabei Raum für spontane Entscheidungen lassen: Der Urlaub, normalerweise Erholung und Abwechslung vom Alltag, bietet beides oftmals nicht mehr, wenn Menschen ihren Partner oder einen anderen nahe stehenden Angehörigen verloren haben. Gerade in der ersten Zeit der Trauer scheint es manchen Trauernden geradezu unmöglich, das ehemals so geschätzte Ritual überhaupt irgendwann wieder aufzunehmen. Kann aber vielleicht gerade das Urlaubsritual ein wichtiger Impuls zur Trauerarbeit sein?

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Ganz sicher – so die Erkenntnis der „Gruppe Regenbogen“. Der Hanauer Trauerkeis unter Leitung von Klinikpfarrer Werner Gutheil unternahm jetzt eine fünftägige Reise nach Nürnberg. Neben den bekannten Sehenswürdigkeiten, wie verschiedene Museen und die Kirchen der Stadt, standen auch Gottesdienste und geistliche Impulse auf dem Programm.

„Um einen Menschen zu trauern und doch auch Freude am Leben zu haben, ist kein Widerspruch. Zweifel, ob man als Trauernder eine solche Reise unternehmen darf, ohne den betrauernden Menschen gewissermaßen zu verraten, blockieren eine Reiseidee ebenso wie Zweifel daran, ob man sich die Anstrengung der Reise überhaupt zumuten kann“, weiß Pfarrer Gutheil. Strapaziös war die Reise nach Nürnberg denn auch nicht. Auf genügend Freiräume zwischen den Programmpunkten wurde sorgfältig geachtet, sodass jedem Teilnehmenden immer auch Zeit allein für sich selbst zur Verfügung stand. 

Da verwundert es nicht, dass als spontaner Programmpunkt an mehreren Tagen gemeinsames Shopping auf dem Programm stand. Gemeinsam einkaufen macht mehr Freude – eine Erfahrung, die während dieser Reise eine besondere Bedeutung bekam. Sommerliche Farben waren angesagt, wie sie letztlich auch einer „Gruppe Regenbogen“ alle Ehre machen. Und: Wer nach einer Trauerphase die zuvor als angemessen empfundene dunkle Kleidung ablegt, findet mit einem solchen Schritt auch ein Stück weit ins Leben zurück. „Und gerade dazu dient eine solche Reise, dass jeder für sich das Leben wieder entdeckt“, erklärt Pfarrer Gutheil.

Aus zehnjähriger Erfahrung in Trauerbegleitung weiß er, dass gerade solchen „kleinen“ Freuden in dieser Situation eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Dass die Gruppe Regenbogen in Nürnberg über dies beim gemeinsamen Stadtbummel den „Mut zum Hut“ bewies, freut den Initiator ganz besonders – zeigt das frisch entdeckte Faible für attraktive Kopfbedeckungen doch nicht zuletzt, dass auch hier die gegenseitige (Typ-) Beratung gefragt war. Was wiederum zeigt, dass die Chemie zwischen den Frauen in der „Gruppe Regenbogen“ stimmt.

Das Programm für jeden Tag wurde gemeinsam gestaltet. Auch stand jeder Tag unter einem bestimmten Motiv, das wiederum mit einer Farbe verbunden wurde. Die Palette der Farben reichte von violett, blau und grün über gelb, rot und weiß. Die mit den Farben verbundenen Motive umfassten unter anderem die Hoffnung, Offenheit und Licht. „Trauer, die man durchlebt, wird sehr oft wie ein Tunnel empfunden, und an ein Licht am Ende dieses Tunnels glaubt der Trauernde dann kaum noch. Umso wichtiger ist es, ein solches Licht zu erkennen“, nennt Pfarrer Gutheil ein Beispiel für sein Konzept der Reisebegleitung.

Nicht zuletzt ging die „Gruppe Regenbogen“, aus der gemeinsamen fünftägigen Reise als weiter gestärkte Gemeinschaft hervor. Dazu trug sicherlich bei, dass unterwegs stets Eindrücke und Erfahrungen ausgetauscht werden. „Gemeinsam sieht man halt mehr als allein“, sagt Pfarrer Gutheil, der sich über die gelungene Reise ebenso freut wie „seine“ Gruppe. Wiederholung also keineswegs ausgeschlossen, sondern überaus wahrscheinlich.

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