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Orgelmatinee im Fuldaer Dom mit Michele Savino am 10. Oktober

michele-savinoFulda. Das 19. Jahrhundert in Europa. Mit den Komponisten Saint-Saëns, Bossi und Reger macht Michele Savino, ein in Freiburg lebender Italiener, am 10. Oktober, 12.05 Uhr, im Fuldaer Dom einen Streifzug durch Europa. Grandios, aber selten gespielt, steht am Ende des Programms Regers große Fantasie „Straf mich nicht in deinem Zorn“. Wir bitten Sie, die Matinee anzukündigen und das Programm vorzustellen. Der Kostenbeitrag für die Orgelmatineen beträgt 3,50 € (ermäßigt 2,50 €).

Michele Savino

studierte Orgel und Komposition am Konservatorium „Domenico Cimarosa“ in Avellino (Italien) bei Prof. Anna Favarolo. Sein Studium schloss er dort mit Auszeichnung ab. Nach einen 2-jährigen Fortbildung im Fach „Barockrepertoire“ bei Francesco Di Lernia studiert Michele Savino seit Oktober 2005 an der Musikhochschule Freiburg bei Prof. Klemens Schnorr im Studiengang „Künstlerische Ausbildung“. Abschluss im November-Dezember 2007 mit Note „sehr gut“. Meisterkurse bei Paolo Crivellaro, Luigi Ferdinando Tagliavini, Jean Boyer, Johann Laukvik, Ludger Lohmann, Ton Koopmann ergänzen seine bisherige Ausbildung. Mit dem Renaissance–Ensemble „I Musici della Principessa Costanza“ hat Michele Savino in vielen Städten Italiens mehrfach konzertiert. Außerdem konzertiert Michele Savino mit diversen Solisten, Chören und Orchestern. Nach mehrjähriger Organistentätigkeit in Italien ist er heute als Organist, Chorleiter und Kirchenmusik-Koordinator in der Seelesorgeeinheit Emmendingen-Teningen sowie als künstlerischer Leiter des Orgelzyklus „vespri d´organo“ in St. Bonifatius Emmendingen tätig.  Savino ist dritter Preisträger des XII. National Orgelwettbewerb „Città di Viterbo“ (Italien).

Zu den Werken:

Camille Saint-Saëns Improvisation VII op.109

Saint-Saëns gehört zusammen mit Guilmant, Gigout und Widor, den Widmungsträgern seiner Péludes et Fugues op. 99, zu den wenigen Musikpersönlichkeiten der Belle Epoque, die das Bach’sche Orgelwerk nicht nur analytisch kannten, sondern auch selbst spielten und von ihren Schülern spielen ließen. In seiner Bewunderung für Haydn und Mozart wird er der Gruppe der Klassizisten zugerechnet, die eine Synthese von deutschen und französischen Stilprinzipien verwirklichen. In seiner Kunstauffassung stand die Form an erster Stelle. Die Wertschätzung des emotionalen Ausdruckes war seiner Ansicht nach Sache des Kunstliebhabers, nicht aber Sache des Künstlers. Der frühreife Camille gab mit elf Jahren in Paris sein erstes Klavierkonzert. Nach drei Studienjahren am dortigen Konservatorium erhielt er 1851 in der Orgelklasse (Benoist) den ersten Preis. Kompositionen studierte er bei Elias Halévy. In seinem kompositorischem Œuvre sind alle Gattungen seiner Zeit vertreten. Zu den beliebtesten Werken zählte der Karneval der Tiere (1886), den er selbst als musikalischen Scherz betrachtete und daher zu veröffentlichen zeitlebens ablehnte, so wie die für Orgel und Orchester geschriebene 3. Symphonie die irreführend unter dem Namen Orgelsymphonie bekannt geworden ist.

Marco Enrico Bossi Stunde der Weihe op. 132 Nr. 4

Als Sohn eines Organisten kam Marco Enrico Bossi (1861 – 1925) bereits in frühester Kindheit mit dem Instrument Orgel in Berührung. Ausgebildet an den Konservatorien von Bologna und Mailand trat er seine erste Stelle als Kapellmeister an der Kathedrale von Como an und war später neben seiner Tätigkeit als Kompositionslehrer und  Konservatoriumsdirektor in Neapel, Venedig und Rom als Konzertorganist auf Reisen. Neben Orgelmusik schuf er zahlreiche Opern, Orchester- und Chorwerke. Sein Scherzo g-Moll aus op. 49 ist gekennzeichnet durch die eingängige Melodik des Hauptthemas, das im weiteren Verlauf kontrapunktisch aufgespalten und verarbeitet wird. Ebenso charakteristisch für Bossis Kompositionsstil sind die expressive Dynamik mit zahlreichen Fortissimo-Ausbrüchen und eine farbige Harmonik.

Max Reger

Fantasie über den Choral „Straf´ mich nicht in deinem Zorn“. Gegensätzlich wie schon das Zwillingspaar op. 27/op. 30 sind auch die beiden Choralfantasien op. 40. Reger geht in >>Straf’ mich nicht in deinem Zorn<< wiederum neue Wege; der geringe Bekanntheitsgrad der Melodie und der deutlich höhere Schwierigkeitsgrad haben Nr. 2, zu Unrecht hinter die >>Morgenstern-Fantasie<< zurücktreten lassen. Ein einziges Motiv hält das ganze Stück zusammen: jene e-Moll/Es-Moll des ersten Taktes mitsamt der chromatischen Achtelgruppe. Seine Funktion ist zum einen motivischer Natur (Umkehrung und Verkürzung der Achtel bereits im 2. Takt, weitere Modifikationen z. B. in T. 5ff., 40. 54ff., 71, mit jener >>Scharnier<< – Funktion, die in op. 30 das Fugatothema innehatte), zum anderen leitmotivisch – tonsymbolischer Art: Es steht textbezogen z. B. für Angst, Not oder Reue. Bezeichnenderweise taucht das Motiv nicht mehr auf, wenn in der 7. Strophe vom Lobpreis die Rede ist. Die erste Strophe, 5- bis 6-stimmig,  ist bereits recht unhandlich zu spielen, nicht nur wegen der Stimmkreuzungen ab T. 15. Auf unseren mechanischen, im Sinne klarer Strukturen konstruierten Orgeln klingt das alles zu deutlich; was Reger vorschwebte, war  eher das >>mystische Gebrodel<< einer pneumatischen Orgel mit entsprechender Disposition, deren diskant-betonte Intonation im Übrigen ein dynamisches Auf und Ab bewirkte, das mit einer chromatischer Kontrapunktik – so klingt es heute meistens – wenig zu tun hat. Mitreißend ist der Kontrast zu Beginn der zweiten Strophe, die wie der turbulente Höhepunkt einer Passacaglia anhebt. In Passagen wie T. 37ff., also zwischen zwei Strophe schreibt Reger hier seine inspirierte Musik: Nicht mehr an den Cantus firmus gebunden, aber von ihm beflügelt, >>improvisiert<< er mit bewundernswerten Überschwang. Dieser Höhenflug wird zunächst durch das >>Leitmotiv<< in T. 40 unterbrochen; man verfolgt aber seine Fortsetzung in den Takten 86ff., 91ff. (als Zeilenzwischenspiel), 97. usw. Zum Schluss hin >>benötigt<< Reger den Cantus firmus immer weniger. Anderseits bereiten diese Takte den Weg zum grandiosen Abschluss mit dem Zitat der letzten Choralzeile vor.

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