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DAS BUCH ZUM BAUZAUN Die Stadt im Wandel der Zeit

091027_BauzaunFulda. Endlich ist es soweit: Am Freitag, 30.10.2009, um 11 Uhr wird am Universitätsplatz in Fulda das lang ersehnte „Buch zum Bauzaun“ präsentiert, das das Rätsel, um die historischen Aufnahmen am Bauzaun rund um die Großbaustelle löst. Sämtliche dort gezeigten Fuldaansichten sind in dem Buch abgedruckt und – im Gegensatz zu den Bildern in der Ausstellung – mit ausführlichen Lagebezeichnungen versehen. Darüber hinaus finden sich zahlreiche noch unveröffentlichte Bilder in dem Band.

Insgesamt versammelt das „Buch zum Bauzaun“ 315 Fotos von mehreren Fuldaer Fotografen, darunter der „Rhönfotograf“ Bernhard Lembcke und Stefanie Angelstein. Das Beeindruckende daran ist, dass die Bilder nicht nur ungewöhnliche und längst vergessene Ansichten der Stadt zeigen, sondern dass es sich um Farbaufnahmen handelt, die aus den 50er – 80er Jahren stammen, einige sind sogar noch älter.

Wenn man sich vor Augen führt, dass es anno 1959 stolze 17,50 DM kostete einen Farbfilm zu entwickeln – bei einem durchschnittlichen Monatsverdienst von 500 DM – dann wundert es nicht, dass nur sehr wenige Menschen über die Möglichkeiten verfügten, sich dieser relativ neuen Technik zu bedienen und in Farbe festzuhalten, was ihnen wichtig war. Entsprechend wenige Farbbilder sind in dieser Zeit entstanden. Von diesen wenigen wiederum hat sich nur ein Bruchteil erhalten und noch weniger Menschen haben überhaupt schon einmal so frühe Farbaufnahmen gesehen. Wenn man das weiß, ist es ein umso größeres Wunder, dass diese Raritäten die Zeit überdauert haben und in Hände gefallen sind, die ihren Wert zu schätzen wissen.

Christoph Krassa, der Inneneinrichter, Designer und Sammler aus Ebersburg, ist die Person, die hinter dem Buch steht. Gemeinsam mit seiner Mutter, der Hünfelder Dichterin Grete Krassa-Dienstbühl trug er diese einzigartige Sammlung zusammen und macht sie nun in Buchform der Öffentlichkeit zugänglich.

Das ist nicht das erste Projekt dieser Art, das der Künstler realisiert und wie schon beim ersten Mal war eine Baustelle der Anlass für aktiv zu werden: Zur Jahrtausendwende wurde der Buttermarkt umgebaut und die Bausstelle mit einem hohen, rot gestrichenen Bauzaun umgeben. Auf diesen Untergrund brachte Krassa historische Schwarz-Weiß Fotos an, die Stadtansichten von Fulda zeigten, so wie die Stadt in den Jahren zwischen 1900 und ca. 1940 aussah.

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Die Aufnahmen wurden nicht untertitelt, so dass es für viele Passanten zum Rätselspaß wurde herauszubekommen, wo welche Aufnahme entstanden sein könnte und welches Gebäude heute noch steht. In Trauben standen sie vor den Bildern. Das Interesse war so groß, dass im Nachhinein „Das Buch zum Bauzaun“ Band I gedruckt wurde, das bis heute im Buchhandel nachgefragt wird.

Ein ähnliches Konzept verwirklichte Christoph Krassa nun auch bei seinem neuen Projekt: dem Bauzaun am Universitätsplatz. Auch hier hat er große Abzüge historischer Stadtansichten auf Spezialpapier herstellen lassen und ohne Untertitel auf die Sichtschutzplatten rund um die Baustelle angebracht. Eine Idee, die im Rahmen des Großprojekts „Fulda baut um – die Stadt als Museumsinsel“ gemeinsam mit der Stadt Fulda, den Geschäftsleuten am Platz und mit Unterstützung der Eventmanagerin Marianne Blum verwirklicht wurde.

Eine Idee, die ebenso wie im Jahr 2000 wieder voll einschlug. Der Zulauf ist 2009 sogar noch größer. Egal welches Wetter herrscht, immer sieht man kleinere und größere Gruppen von Menschen jeden Alters am Bauzaun vor den Bildern stehen und sie aufmerksam betrachten. Rege wird diskutiert, gefragt und erzählt. Wildfremde kommen plötzlich ins Gespräch. Zeitzeugen werden zu begehrten Informanten.

Dass die Bauzaun-Ausstellung 2009 noch besser besucht ist als ihre Vorgänger-Schau am Buttermarkt im Jahr 2000, ist einerseits der prominenteren Lage des Universitätsplatzes zu verdanken, es hat aber auch damit zu tun, dass die Motive einen so großen Bezug zu dem Platz aufweisen, an dem sie hängen. So sieht man zahlreiche Bilder, die den Universitätsplatz in seiner ursprünglichen Anlage und direkt vor, während und nach dem Bau der Karstadt Filiale in den 50er/60er Jahren aufweisen.

Die größte Attraktion – abgesehen von den Motiven – ist jedoch die Tatsache, dass es sich bei den historischen Fotos am Zaun um Farbaufnahmen handelt. Während Schwarz-Weiß Bilder immer historisch wirken, entsprechen Farbbilder unserer täglichen Wahrnehmung. Sie sind uns vertrauter und dadurch näher. Umso überraschender ist die Erfahrung, eine Stadtansicht von Fulda aus den so fernen 60er oder 50er Jahren zu sehen, die das Motiv in Farbe zeigt.

Jetzt können Sie sich diese Bilder auch nach Hause holen. Für 24,90 Euro ist das „Buch zum Bauzaun“ Band II, überall im Buchhandel, bei allen Kooperationspartnern der Aktion „Fulda baut um – eine Stadt als Museumsinsel“ und direkt bei Christoph Krassa 0175-6364304 erhältlich.

Text: Marianne Blum

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