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Orgelmatinee im Fuldaer Dom mit Alexander Müller am 22. Mai

100511_MüllerFulda. Der neue Bingener Regionalkantor Alexander Müller wird am 22. Mai um 12.30 Uhr mit selten gespielten aber umso bedeutenderen Werken aufwarten. Im Zentrum Duruflés grandioses Werk über „Veni creator“, das gerade in Fulda immer wieder an den bedeutenden Rabanus Maurus erinnern sollte. Der Kostenbeitrag für die Orgelmatineen beträgt 3,50 € (ermäßigt 2,50 €).

Alexander Müller, geboren in Minden in Westfalen, studierte Kirchenmusik an der HfM Detmold und der HfK Bremen, wo er 2006 das A-Examen ablegte. Zu seinen Lehrern gehörten Christoph Grohmann (Orgel, Orgelimprovisation), Hans-Ola Ericsson (Orgel), Friederike Woebcken (Chorleitung), Florian Ludwig (Orchesterleitung). Von 2002 bis 2005 war er Kirchenmusiker an St. Ursula in Bremen und Leiter der Polizeichöre Bremen. 2006 trat er die Stelle als Kirchenmusiker an St. Pankratius in Gütersloh an. Seit Oktober 2008 ist er als Regionalkantor für die Dekanate Bingen und Alzey Gau-Bickelheim an der Basilikagemeinde St. Martin in Bingen tätig.

Zu den Werken:

Jeanne Demessieux Toccata sur Veni Creator Aufgrund des außergewöhnlichen musikalischen Talents ihrer zweiten Tochter Jeanne verlegte die Familie Demessieux ihren Wohnsitz von Montpellier nach Paris. Hier wurde das Wunderkind mit zwölf Jahren Titularorganistin des Temple du Saint-Esprit. Das Konservatorium verließ sie zwanzigjährig mit ersten Preisen in Harmonielehre (Jean Gallon, 1937), Klavier (Magda Tagliafero, 1938), Kontrapunkt und Fuge (Noël Gallon, 1940), Orgel (Marcel Dupré, 1941) sowie mit einer Auszeichnung in der Kompositionsklasse von Henri Busser.

Trotz abgelegter Examina verlängerte sie ihr Orgelstudium bei Marcel Dupré bis 1946. Wie ihr Meister arbeitete auch sie in ungeheurer Selbstdisziplin bis zu 18 Stunden am Tag. Ähnlich wie Dupré es 1920/21 getan hatte, stellte sie sich 1946/47 in legendär gewordenen zwölf Konzerten im Konzertsaal Pleyel dem Pariser Publikum vor, wobei sie ihre Six Etudes zur Aufführung brachte. Marcel Dupré hatte wenige Jahre zuvor bereits die Absicht geäußert, sie später in seine Nachfolge zu berufen, doch brach er 1946 die intensive Beziehung zu seiner Meisterschülerin abrupt ab.

Demessieux, die zeitlebens unter diesem Bruch gelitten hat, unterrichtete Orgelklassen in Nancy (1950) und Liège (1952) und wurde 1962 zur Titularorganistin der Pariser Kirche La Madeleine ernannt. Die international gefeierte Orgelvirtuosin und grandiose Improvisatorin litt in immer größerem Maße unter Vereinsamung sowie der Erschöpfung ihrer Leistungskraft. Die Umstände ihres frühen Todes sind bis heute im Dunkeln geblieben.

Die Musiksprache ihrer acht Orgelwerke (darunter Poème op. 9 für Orgel und Orchester), vergeistigt und objektiv wie die Messiaens, zeigt eine im formalen Bereich konservative Ausrichtung bei gleichzeitiger Öffnung zur Moderne.

Maurice Duruflé Prélude, Adagio et Choral varié sur le thème du „Veni Creator“ Das Luis Vierne gewidmete Stück wurde 1930 mit den Kompositionspeis der Amis de l’Orgue ausgezeichnet. Im Prèlude, das seine Autorschaft bereits nach wenigen Takten durch die für Duruflé typische Präsenz von durchlaufenden, raschen Triolenbewegungen verrät, erklingt die vierteilige Pfingsthymne ausschnittsweise in bestimmten charakteristischen Intervallen (Sekunde, Quarte) der zweiten und dritten Choralzeile im Adagio rhapsodisch von harmonischen Wendungen umspielt, die Duruflé später auch in seinem Requiem op. 9 verwendet (vgl. die Stelle „in obscurum“ aus dem Offertorium).

Das Stück steigert sich zu einer dramatischen Toccata, die zum erstmals vollständig erklingenden Pfingsthymnus als Thema des Chorals varié hinführt. Die erste Bearbeitung lässt das gregorianische Thema auf dem Cromorne des ans Pedal gekoppelten Positiv erklingen. Die zweite Variation exponiert das Thema unter gleichzeitigen duolischen und triolischen Begleitfiguren im Sopran. Die dritte Variation ist in leiser Registrierung kanonisch angelegt, wie auch der toccatenhafte, sich bis zum Ende steigernde Schlussteil, der das „Amen“ der Hymne im Pedal zitiert.

Sigfrid Karg-Elert Lauda Sion aus Cathedral Windows Wie von einem Komponisten nicht anders zu erwarten, hielt auch Sigfrid Karg-Elert häufig sein jüngstes Werk für sein bestes. Bei den Kathedralfenstern hielt seine Begeisterung jedoch lange an, was angesichts der satztechnischen Vollendung einerseits und der impressionistischen Farbigkeit andererseits auch nachvollziehbar ist. Symphonisch klingt dieser Zyklus mit „Lauda Sion“ aus.

Auch hier ist die Dichte des Motivgewebes der rote Faden durch viele in Dynamik, Satzfaktur und Tempo gegensätzliche Sequenzguppen. Die Finalwirkung ist ohne Vorbild: Nach Tuttiakkorden setzen subito piano die Zungenstimmen im geschlossenen Schwellwerk ein. Ein einstimmiger Melodie-Einsatz fächert sich über einer chromatisch abwärts schreitenden Linie harmonisch und dynamisch reich auf. Im Tutti schließen sich erneut Glockenimitationen an, Kathedralglocken selbstverständlich.

Programm:

  • Jeanne Demessieux Toccata sur Veni Creator (1921 -1968)
  • Maurice Duruflé Prélude, Adagio et Choral (1902 – 1986) varié sur le thème du Veni Creator op. 4
  • Sigfrid Karg-Elert Lauda Sion aus Cathedral (1877 – 1933) Windows op. 106, No.6

An der Domorgel: Alexander Müller, Bingen

Weitere Informationen zu den Orgelkonzerten im Fuldaer Dom finden Sie unter www.orgelmusik.bistum-fulda.de

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