„HALS- UND BEINBRUCH“ bei Gernsehen und Abendessen
Fulda. „Wie schaffen es die beiden, dass sie sich nichts tun?“, das war eine Frage, die man häufig in den Pausen der gestrigen Veranstaltung im Fuldaer Museumskeller hören konnte. Es handelte sich um eine weitere Folge der Reihe „Gernsehen und Abendessen“ der Entertainerin Marianne Blum. Mit diesem fünften Abend der Serie beendete sie die erste Staffel und kündigte eine Sommerpause an, deren Ende die Zuschauer sicher jetzt schon erwarten. Denn man kann das Experiment der Künstlerin, jeden Monat eine neue Show mit anderen Gästen zu präsentieren, durchaus als gelungen bezeichnen.
Fotos (147): Max Colin Heydenreich
Die Veranstaltungsreihe schaffte es, sich fast jeden Monat ein neues Publikum zu erspielen und treue Abonnenten zu gewinnen, so dass nahezu alle Veranstaltungen ausverkauft waren, obwohl das „Gernsehen“ nicht am Wochenende, sondern mitten in der Woche stattfindet. Gerade die Kombination der durchweg qualitativ hochwertigen und abwechslungsreichen live Shows mit einem darauf abgestimmten 3-Gang-Menü trafen dabei auf große Zustimmung.
Für diesen letzten Mittwoch im Mai hatte sich Marianne Blum die Zwillingsbrüder Markus und Thomas Hosenfeld eingeladen, die als Artisten-Duo „Doppelpack“ für rasante Unterhaltung sorgten. Mit solcher Vehemenz fielen sie von der Bühne, von Stühlen, Leitern und übereinander, dass man kaum glauben konnte, dass das nicht wehtut. Aber so ist das bei Slapstick-Artisten: Da wird ohne Hemmungen ins Auge gepikst und sich gegenseitig durch die Gegend geworfen, Finger „abgeschnitten“ und aneinander hochgeklettert.
Man ertappt sich selbst dabei, wie man lauthals über den rüden Umgang der beiden Clowns miteinander lacht. Schadenfreude, Mitleiden und die Freude, dass man viele der sketchartig dargestellten Situationen aus dem Alltags kennt, sie aber ins Absurde gesteigert sieht, mischen sich in diesem Lachen. So ist z.B. ein Hexenschuss etwas, das vielen schon mal passiert ist. Und alle wissen: Es ist überhaupt nicht lustig, sich vor Schmerzen nicht bewegen, ja sich noch nicht einmal aufrichten zu können.
Umso abwegiger die Szene des Duos, bei dem der „Kranke“ höchst umständlich auf die tragbare Liege verfrachtet wird, ständig falsch herum liegt, und es schließlich nur einen Ausweg gibt, ihn wieder gerade zu biegen: ihn von der Liege auf den Boden zu schubsen und ihm auf den Rücken zu springen. Eine besondere Komik entwickelte diese Szene besonders für die Zuschauer, die wussten, dass Thomas Hosenfeld im Hauptberuf Physiotherapeut und Osteopath ist, dazu noch ein sehr erfolgreicher. Seit vielen Jahren ist er fester Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft bei den paralympischen Spielen.
Aber auch in anderen Szenen zeigten sich die Brüder als eingespieltes Team, das sich von den Meistern des Slapstick wie Dick und Doof, Buster Keaton u.a. zu eigenen originellen Interpretationen inspirieren ließ. So zeigten sie z.B. in der Anfangsszene, bei der sie mitsamt einer Leiter mitten durch das Publikum kamen, so dass die Leute die Köpfe einziehen mussten, wie umständlich man ein „Willkommens-Schild“ aufhängen kann.
Aber auch die „Koch-Nummer“ war urkomisch. Diesmal als Köche verkleidet stellte das Doppelpack hier mit ihren Canapees mit „fuss-gehobeltem“ Käse und Salami, die mit dem Schuhabsatz aus Würsten plattgeklopft wurde, den Alptraum eines Gastes von einer Gastronomie dar, ganz zu schweigen von dem abenteuerlich zubereiteten „fliegenden“ Omelett und dem flambierten Kuchen. Kurz: der Abend hatte gehalten, was er versprochen hatte. Man kann sich nur wünschen, dass Marianne Blum noch viele ähnlich interessante und unterhaltsame Shows präsentiert.