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Brennpunkt, Mahnstätte und Begegnungsort Point Alpha

Rasdorf. Noch bis 1989 war er einer der markantesten Beobachtungsstützpunkte der US-Streitkräfte in Europa. Während des Kalten Krieges zählte Point Alpha zu den heißesten Konfrontationspunkten zweier Machtsysteme, denn die Vorposten von NATO und Warschauer Pakt standen sich nur einen Steinwurf entfernt gegenüber. Heute dient der zwischen Rasdorf in Hessen und Geisa in Thüringen gelegene Gesamtkom-plex Point Alpha wie kaum ein anderer Ort weltweit als einzigartige Mahn-, Gedenk- und Begegnungsstätte. Politiker aus dem In- und Ausland treffen sich hier zu verschiedensten Anlässen, wie etwa zu der im Jahre 2005 erstmalig organisierten Verleihung des „Point-Alpha-Preises für Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas in Frieden und Freiheit“.

Als unvergleichliches Zeitzeugnis bietet Point Alpha seinen Besuchern mit diversen Bildungsangeboten die Möglichkeit, Geschichte hautnah zu erleben. Den regionalen Fördervereinen auf der hessischen und thüringischen Seite gelang es bereits vor Jahren, öffentliche Unterstützung für den Bau eines Gebäudes direkt auf dem ehemaligen Kolonnenweg zu erhalten. Dieses „Haus auf der Grenze“ beherbergt eine Dauerausstellung zur Geschichte des DDR-Grenzregimes und des Lebens der Bevölkerung an und mit der Grenze. Zudem befindet sich dort auch eine Sektion zur multimedialen Darstellung der Friedlichen Revolution und ihres gewaltlosen Kampfes um Freiheit und Bürgerrechte. Zusammen mit dem „Weg der Hoffnung“ – einem Mahnmal und Kunstwerk aus vierzehn monumentalen Skulpturen auf dem vormaligen Todesstreifen, welche den Gedanken des biblischen Kreuzweges aufgreifen – würdigt sie die Ereignisse der gesamteuropäischen Freiheitsbewegung. Im Außengelände zeichnet außerdem eine Grenzrekonstruktion dem Geschichtsinteressierten ein eindrucks-volles Bild von den sich seinerzeit stetig verschärfenden Grenzsperranlagen. Auch auf dem Gelände des alten US-Camps entstand eine Dauerausstellung, die sich entsprechend mit den amerikanischen Leistungen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg befasst.

Auf Bemühungen des Fördervereins geht die Einrichtung der Point Alpha Stiftung im Jahre 2008 zurück, die sich die Pflege und Bewahrung der Gedenkstätte sowie den Aufbau einer wissenschaftlich fundierten Bildungsarbeit rund um die Dokumentation und Erforschung des Kalten Krieges in Europa zur Aufgabe gemacht hat, um die Gedenkstätte zum einzigartigen Lernort der Geschichte zu profilieren. „Point Alpha als authentisch erhaltenes Erinnerungsgebiet der deutschen Teilung, das wie kein zweiter Ort dafür steht, wie explosiv die Situation im geteilten Deutschland war und wie groß das militärische Risiko einer Gefährdung für die ganze Welt, lässt uns bis zum heutigen Tage die Schrecken des Kalten Krieges nachvollziehen. Denn hier verlief eine Grenze, die nicht nur ein Land gespalten hat. Von diesem Platz ging eine furchtbare Bedrohung für die menschliche Freiheit mit globaler Dimension aus“, betont Stiftungsdirektorin Uta Thofern. Ihren Sitz hat die gemeinnützige und länderübergreifende Point Alpha Stiftung im aufwändig sanierten Schlossensemble der Stadt Geisa erhalten. Konkret soll vor allem die junge Generation über das Leben im realsozialistischen Alltag informiert werden, um die Wirkungsweise und Reichweite diktatorischer Strukturen aufzuzeigen und damit zugleich die Errungenschaften der Demokratie zu verdeutlichen. Zu diesem Zweck entwickelt die Stiftung in Zusammenarbeit mit den zuständigen hessischen und thüringischen Behörden entsprechende Angebote für Schüler und Schulen.

Mehr als 100.000 Besucher internationaler Herkunft werden von den Gästeführern jährlich auf Point Alpha begrüßt, etwa von Günter Sagan, einem pensionierten Geschichtslehrer aus Petersberg, der sich bereits seit zwei Jahren in der ehrenamtlichen Betreuung zahlreicher Schüler- und Erwachsenengruppen engagiert. Am 13. August, dem Tag des Mauerbaus in 1961, wurde in diesem Jahr nun der Gesellschaftsvertrag zur Gründung der Point Alpha Akademie unterzeichnet, deren Aufgabe neben der Vermittlung historischer Erfahrungen auch die Entwicklung neuer Modelle zur weltweiten Konfliktprävention und -bewältigung ist.

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