Logo

Auffangen, informieren, begleiten – Fuldaer Gruppe Frauenselbsthilfe nach Krebs feiert 30-jähriges Bestehen

Fulda. „Auffangen“ (nach dem Schock der Diagnose) – „Informieren“ (über Hilfen zur Krankheitsbewältigung) – „Begleiten“ (in ein Leben mit oder nach Krebs): unter diesem dreigeteilten Leitmotiv steht die Arbeit der Gruppe Fulda im Landesverband Hessen der Frauenselbsthilfe nach Krebs. „Man könnte noch ein weiteres Motto anfügen“, betont Barbara Pfennig, die gemeinsam mit Maria Tölle seit sieben Jahren die Leitung innehat: „Erlebte Kompetenz“. Denn die beiden 64 Jahre alten Frauen aus Hilders und Fulda, die in ihrer Vorstandsarbeit unterstützt werden von Dorothea Müller und Andrea Löbig, sind selbst Betroffene.

Die Gruppe Fulda der Frauenselbsthilfe nach Krebs konnte in diesem September auf ein 30-jähriges ehrenamtliches Wirken zurückblicken, offiziell gefeiert wird das Jubiläum allerdings erst am 2. Dezember. Die Teilnehmer – in erster Linie Frauen, aber auch einige Männer – kommen aus dem Landkreis und der Stadt Fulda, wobei das Altersspektrum weit gefächert ist. Denn, so Maria Tölle: „In jedem Alter kann ES passieren.“ Mit „Es“ ist eine Krebserkrankung gemeint, die nicht nur für die beziehungsweise den Betroffenen einen tiefen Einschnitt im Leben darstellt, sondern auch für die Familie.

Daher sind zu den Treffen und Veranstaltungen der Selbsthilfegruppe auch die Angehörigen willkommen. „Wir geben ihnen Auskünfte und Ratschläge und bieten unsere Hilfe an. Denn vielfach ist beispielsweise eine Tochter mit der Krebserkrankung ihrer Mutter überfordert.“ Zwischen 25 und 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen jeden ersten Donnerstag im Monat um 14.30 Uhr zu den Treffen der Gruppe beim Caritasverband in der Kanalstraße 1a. Zudem gibt es jeden zweiten Dienstag im Monat um 18 Uhr einen Gesprächskreis in der Familienschule am Gallasiniring 8, in dessen Rahmen zumeist Vorträge von Fachexperten zu onkologischen oder gesundheitspolitischen Themen stattfinden.

„Neben allgemeinen Informationen wollen wir immer auch Hoffnung vermitteln und aufzeigen, dass auch mit Krebs ein lebenswertes und zufriedenes Leben möglich ist“, urteilen Maria Tölle und Barbara Pfennig. Zusammengefasst sind die Ziele der Selbsthilfegruppe in einem „6-Punkte-Programm“:

  • Krebskranke psychosozial begleiten
  • helfen, die Angst vor weiteren Untersuchungen und Behandlungen zu überwinden
  • Vorschläge zur Stärkung der Widerstandskraft geben
  • zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen
  • informieren über soziale Hilfen, Versicherten- und Schwerbehindertenrecht
  • die Interessen Krebskranker sozialpolitisch und gesundheitspolitisch vertreten

Die Aktivitäten der beiden Vorstandsfrauen und ihrer Kolleginnen umfassen aber auch die Einladungen an Referenten, telefonische Beratung, das Organisieren von Ständen bei Patientenforen und -tagen, das Verteilen von Flyern in Krankenhäusern und Arztpraxen, die Öffentlichkeitsarbeit  – „und  die Begleitung von schwerst Erkrankten, wenn ein Gruppenbesuch nicht mehr möglich ist“. Das bedeute, falls erwünscht, eine Begleitung bis hin zum Sterben. Vorbereitet werde man auf solch schwierige Situationen bei Schulungen und Seminaren wie an der Mildred-Scheel-Akademie Köln. Maria Tölle: „Wir brauchen dann eine Zeit, um uns selbst zurückzunehmen. Denn zu einem großen Teil haben wir ja Menschen beim Sterben begleitet, zu denen gemeinschaftliche Bande bestanden haben. Menschen, die wir sehr gerne gehabt haben.“

Die gemeinnützig tätige Frauenselbsthilfe nach Krebs ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband und in der Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte. „Finanziell gefördert werden wir von der Deutschen Krebshilfe, den Krankenkassen, Landkreis und Stadt Fulda, der FZ-Aktion ´Ich brauche Deine Hilfe` und von privaten Spendern. Zudem hat uns die Deutsche Bank anlässlich ihres  Jubiläums bedacht, und auch die Sparkasse Fulda beteiligt uns an ihrer Gewinnausschüttung des Prämiensparens“, erklären Maria Tölle und Barbara Pfennig. Beide verhehlen allerdings nicht, dass es gerade in den Zeiten knapper öffentlicher Mittel noch schwieriger werden dürfte, finanzielle Unterstützung zu erhalten. „Da muss man rege sein beim Schreiben von Bettelbriefen“, so Pfennig.

Öffentliches Engagement zeigt die Gruppe auch wieder am 1. Oktober, wenn zur „Aktion Lucia“ vor der Fuldaer Stadtpfarrkirche 49 Lichter angezündet werden. Diese sollen daran erinnern, dass täglich in Deutschland 49 Frauen an Brustkrebs sterben. Jährlich sind es 18 000 – mehr als die Zahl der Einwohner einer Kleinstadt. Zugleich soll auf die Defizite aufmerksam gemacht werden, „die trotz des medizinischen Fortschritts bei Brustkrebs im Versorgungssystem vorhanden sind“. Anschließend wird zur Andacht in die Stadtpfarrkirche eingeladen.

Categories:

Alle Nachrichten, Gesundheit & Medizin, Topthema