Logo

Hochschul- und Landesbibliothek ist mehr als ein Informations- und Wissenszentrum – 700.000 Medien und steigende Ausleihzahlen

Fulda. „Man muss nicht alles wissen; man muss nur wissen, wo es steht.“ Aber selbst das erscheint gar nicht so einfach, wenn man wie die Hochschul- und Landesbibliothek (HLB) einen Bestand von rund 700.000 Medien zur Auswahl hat. Helfen können hier der Prospekt „Suchen und Finden“ der HLB oder einer der etwa 40 Bibliotheksangestellten. Seit 2001 ist die Hessische Landesbibliothek in die Hochschule Fulda integriert. Der Standort der 1931 eingerichteten Landesbibliothek am Heinrich-von-Bibra-Platz wurde ebenso beibehalten wie der der Hochschulbibliothek in der Marquardstraße. Am Heinrich-von-Bibra-Platz erfüllt die HLB als wissenschaftliche Allgemeinbibliothek ihre landes- und regionalbibliothekarischen Aufgaben.

Foto: Max Colin Heydenreich

Dazu gehört die Versorgung der Bevölkerung mit wissenschaftlicher Literatur. Mit finanzieller Unterstützung der Stadt Fulda erfüllt sie auch stadtbibliothekarische Aufgaben, das heißt Bürger finden dort Unterhaltungslektüre ebenso wie Reiseführer und populärwissenschaftliche Sachbücher. Zudem obliegt der HLB die gesetzliche Aufgabe des Pflichtexemplarrechts; deswegen müssen alle im Großraum Fulda ansässigen Verlage der HLB ein Exemplar der bei ihnen erschienenen Werke unentgeltlich zur Verfügung stellen.

Die HLB verfügt über einen großen Altbestand, unter anderem 3.900 Handschriften und Autographen sowie 431 „Wiegendrucke“ (Drucke aus der Zeit zwischen 1450 und 1500). In der Schausammlung werden davon ausgewählte Stücke präsentiert. Allerdings ist die Ausstellung derzeit wegen Umbauarbeiten nicht geöffnet. Auch interessante Spezialsammlungen sind in der HLB beheimatet. So ist sie Depotbibliothek für den Fuldaer Geschichtsverein und den Verein für Naturkunde in Osthessen. Einzigartig ist auch die Wissenschaftliche Sammlung Rhön, in der neben Büchern auch Archivalien rund ums UNESCO-Biosphärenreservat Rhön gesammelt werden. Viele „Rhön-Publikationen“ sind von überall im Internet über FulDok, den Fuldaer Dokumentenserver, zugänglich.

Mehr als 1.400 Zeitschriften und Zeitungen stehen Nutzern als Print-Ausgaben zur Verfügung. Beachtlich ist die Zahl der an beiden Standorten elektronisch angebotenen Inhalte: Über 3.000 Zeitschriften, Datenbanken und E-Books werden mit finanzieller Unterstützung des Landes Hessen über eine Einkaufsgemeinschaft der wissenschaftlichen Bibliotheken Hessens gekauft und gut genutzt.

68.200 Bibliotheksbesuche sowie 117.000 Entleihungen und Verlängerungen (ohne die Zugriffe und Ausleihen auf elektronische Bücher, Zeitschriften und Datenbanken) hat die Landesbibliothek am Heinrich-von-Bibra-Platz 2009 verzeichnet. Der Ausleihrenner im vergangenen Jahr war das Hörbuch „Der Tote in der Badewanne“ mit 44 Entleihungen. Das beliebteste Buch „Die Chemie des Todes“ brachte es auf 28 Entleihungen in einem Jahr. Dabei steigen die Ausleihzahlen nach Auskunft von Berthold Weiß, dem stellvertretenden Leiter der HLB, in den vergangenen Jahren kontinuierlich pro Jahr um zehn Prozent. Er führt diesen Trend auf das neue Konzept seit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten 2003 zurück.

Servicetheke statt Springbrunnen

Statt zunächst vor einem Springbrunnen zu stehen, werden Besucher seither mit Betreten der Bibliothek von freundlichen Mitarbeiterinnen hinter einer zentralen Servicetheke empfangen. Auch hat sich die Aufstellung der Bücher geändert: In der Belletristik wird zunächst nach „Ideenkreisen“ sortiert: Historischer Roman, Krimi, Liebesroman, Klassiker, fremdsprachige Bücher – für jedes Interesse gibt es eigene Regalreihen. Ausleihe und Buchrückgabe funktionieren elektronisch. „Mit den gestiegenen Ausleihzahlen ging keineswegs eine Erhöhung unserer Stellenzahl einher; die Selbstverbuchungsgeräte helfen uns, mehr Zeit für die Beratung der Besucher zu haben“, erklärt Berthold Weiß. In Nutzerumfragen hätten sich 80 Prozent der Teilnehmer mit Freundlichkeit und Kompetenz der Mitarbeiter zufrieden gezeigt.

Die Benutzung der HLB sowie Information und Ausleihe sind kostenlos. Bis zu 40 Medien gleichzeitig darf man für vier Wochen mit nach Hause nehmen. Die Leihfrist kann bis zu dreimal verlängert werden, sofern das Medium nicht vorgemerkt ist. Gebühren werden erst im Falle von Mahnungen fällig oder bei Inanspruchnahme der Fernleihe aus dem Bestand anderer Bibliotheken. Die Werke aus dem Lesesaal dürfen nur dort gelesen oder Seiten daraus fotokopiert werden. Es handelt sich um zahlreiche wissenschaftliche Nachschlagewerke oder Loseblattsammlungen aus dem Rechtsbereich. „Wir sind eine Universalbibliothek, jedoch mit Schwerpunkt auf den Geisteswissenschaften“, erzählt Berthold Weiß.

Erstaunlich im digitalen Zeitalter ist, welchen Stellenwert in der Bibliothek, trotz 13 PC-Arbeitsplätzen noch immer die Printmedien einnehmen: „Es gibt nicht alles online; das ist auch eine Frage der Verlagspolitik“, erläutert Weiß. „Hinzu kommt, dass bei einem Online-Angebot nach einer Kündigung – beispielsweise, weil wir es uns finanziell nicht mehr leisten können – uns gar nichts mehr davon verbliebe. Deshalb halten wir nach wie vor sehr viele Werke in gedruckter Form bereit.“ 2009 kamen 10.500 Einheiten neu hinzu, 3.500 wurden ausgesondert – nicht wegen Verschleißes, sondern wegen inhaltlicher Überholtheit.

Über die Neuanschaffungen entscheiden die Bibliotheksdirektorin Dr. Marianne Riethmüller, ihr Stellvertreter Weiß, sowie einzelne Mitarbeiterinnen für spezielle Bereiche. Auch Nutzer dürfen gerne Wünsche äußern. Die Mitarbeiterinnen haben die Bestsellerlisten im Blick und werten Verlagsprospekte aus.

Centralbücherei wird integriert

Angesichts der wachsenden Medienzahl freut sich das Bibliotheksteam über den Neubau der Hochschulbibliothek auf dem Campus und auf die Erweiterung am Heinrich-von-Bibra-Platz. Im Sommer 2011 soll dann die Centralbücherei des Büchereiverbundes e.V. in den Anbau ziehen. Auf diese Weise entsteht ein zentraler Ort der Bildung für sämtliche Altergruppen. Diese Kooperation von Hochschule, Stadt Fulda und Land Hessen sei bislang einmalig und habe daher Modellcharakter, hatte die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, bei ihrem Besuch im vergangenen Jahr hervorgehoben.

Und für Lesefreunde, die bisher die HLB gemieden haben, weil sie von ihr das Bild einer vornehmlich wissenschaftlichen und vor geballtem Wissen unüberschaubaren Bibliothek hegten, wird die Scheu vor einem Besuch sicherlich sinken. Zu einer Popularisierung soll auch das Lesecafé beitragen, in dem gemütlich bei einer Tasse Kaffee geschmökert werden darf.

Internet: www.hs-fulda.de/hlb/

Categories:

Alle Nachrichten, Bildung & Jobsuche, Topthema