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Wenn nachts im Schlaf die Atmung aussetzt … Selbsthilfegruppe Schlafapnoe hat 190 Mitglieder

Künzell-Bachrain. „Für Menschen, die an Schlafapnoe leiden, gibt es keine Heilung. Sie begleitet die Betroffenen ein Leben lang“. Roland Scholz weiß, wovon er spricht, ist der 70-Jährige doch ebenfalls an Schlafapnoe erkrankt.  2001 wurde eine Selbsthilfegruppe (SHG) gegründet, die den Betroffenen Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. Seit dieser Zeit fungiert Scholz als Sprecher der Selbsthilfegruppe, der inzwischen rund 190 Mitglieder angehören.

„Seit unserer Gründung vor bald zehn Jahren sind wir die einzige Selbsthilfegruppe in ganz Osthessen, die sich dieser Krankheit widmet“, betont der Ingenieur, der inzwischen in Rente ist. Außerhalb des osthessischen Bezirks gibt es die nächsten SHGs unter anderem in Rotenburg/Fulda, Kassel, Baunatal und Würzburg. Lange hatten sich die Mitglieder in den Räumen des VdK in der Fuldaer Heinrichstraße getroffen. Doch finden die Zusammenkünfte seit einiger Zeit im größeren Franz-von-Sales-Haus in Bachrain statt. „Dann kommen bis zu 40 Mitglieder und Gäste, die sich vor allem über die Krankheit informieren wollen, und denen wir Hilfe zur Selbsthilfe anbieten können“, erklärt der engagierte Sprecher, der sich auch vor Diskussionen mit Krankenkassen oder Politikern nicht scheut.

„Ohne unsere ehrenamtliche Tätigkeit würden viele Betroffene ihre Therapie abbrechen, da sie alleine nicht mit den Geräten und Masken klarkommen. Ich habe auch schon Pflegepersonal im Umgang mit den Masken schulen müssen, weil dies nicht in der Ausbildung gelernt wurde.“ Das Altersspektrum liege zwischen 50 und 85 Jahren. „Jüngere Leute kommen kaum, da es viele entweder nicht wahrhaben wollen, dass sie an dieser lebensbedrohlichen Volkskrankheit leiden, oder es schlicht nicht wissen.“ Denn oftmals würden – auch von Ärzten – ernst zu nehmende, mögliche Anzeichen der Schlafapnoe nicht hinterfragt: starkes Schnarchen, Herzbeschwerden, Bluthochdruck, morgendlicher Kopfschmerz, Alpträume und unruhiger Schlaf, nächtliches Schwitzen, erhöhte Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwäche, Abnahme geistiger Leistungskraft und der berüchtigte Sekundenschlaf.

Bei dem 70-Jährigen war es – wie in vielen ähnlich gelagerten Fällen – die Ehefrau gewesen, „die bemerkt hatte, dass ich nachts nicht mehr geatmet habe“. Bei der so genannten obstruktiven (Luftröhre verschließenden) Schlafapnoe setze die Atmung im Schlaf bei Rückenlage oft für Sekunden und sogar Minuten aus, was zu einer gefährlichen Unterversorgung des Organismus mit Sauerstoff führe. Scholz: „Eine medizinische Behandlung ist daher unbedingt nötig, denn gefährdet sind das Gehirn und der Herzmuskel, letztendlich also das Leben des Betroffenen.“ Dann gebe es noch die zentrale Schlafapnoe, bei der das Zwerchfell keinen Impuls zum Atmen bekomme. Die meisten Menschen indes litten an einer Mischform (obstruktiv und zentral).

Dauerhafte Erleichterung beziehungsweise Hilfe könne nur ein Atemtherapiegerät bringen: Der positive kontinuierliche Druck in den Atemwegen verhindere deren Verschluss. Der „Nachteil“: Um die Lebenserwartung nicht zu verkürzen, einen erholsamen Schlaf zu gewährleisten und um Folgeerkrankungen möglichst zu verhindern, muss diese nächtliche Überdruckbeatmung ein Leben lang durchgeführt werden. Für betroffene Kassenpatienten übernimmt die Krankenkasse die Kosten.

Der Sprecher der Fuldaer Selbsthilfegruppe betont, dass ein therapierter Schlafapnoe-Betroffener seine volle Leistungsfähigkeit wieder erlange, und lobt die Zusammenarbeit mit dem Praxisteam Dr. Holger Löbig in Pilgerzell. Dort komme auch ein Screeninggerät zum Einsatz, um bei einem Patienten rechtzeitig das Schlafapnoesyndrom festzustellen oder auszuschließen. Bei einem positiven Befund erfolge die Überweisung an das ambulante Fuldaer Schlaflabor, dessen acht Betten sich in der Gemeinschaftspraxis von Dr. Reiner Laumen, Dr. Brigitte Schratz und Dr. Conrad Wiederhold im Gesundheitszentrum beim Herz-Jesu-Krankenhaus befinden.

Gäbe es diese Einrichtung nicht, müssten die Betroffenen nach Kassel oder Marburg fahren. Daher war die Aufregung groß, als das Schlaflabor im Sommer für drei Wochen geschlossen hatte. Hintergrund: Die Kassenärzliche Bundesvereinigung hatte die Bezahlung der Schlafuntersuchungen in dem so genannten qualitätsgebundenen Zusatzvolumen budgetiert, die Zahlungen waren deutlich reduziert worden. Dann aber hatten sich Ärzte und Kassenärztliche Vereinigung über die Finanzierung der Untersuchungen zu Gunsten der Patienten geeinigt.

Apropos Geld: Zur Finanzierung tragen neben den Mitgliedsbeiträgen die Selbsthilfegruppen-Pauschale der Krankenkassen und der gemeinsame Topf von Landkreis und Stadt Fulda sowie die Gemeinde Künzell bei. Angesichts von befürchteten Kürzungen wegen der knappen öffentlichen Kassen hat Scholz in Briefen an die Politiker „Klartext“ geschrieben. „Denn es geht um unsere Gesundheit.“

Die Selbsthilfegruppe trifft sich an jedem zweiten Dienstag des Monats um 19 Uhr im Franz-von-Sales-Haus in Bachrain, Turmstraße/Ecke Schulstraße. Infos gibt es zudem bei Roland Scholz, Telefon (0661)9338992.

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